Chronik eines Fahrzeugs, das für mich weit mehr ist/war als ein Auto. Das M Coupé – zwischen Liebe, Asphalt und automobilen Schicksalsschlägen
Es gibt Autos, die man kauft. Und es gibt Autos, die finden einen. Das BMW M Coupé war so ein Fall und kein rationaler Kauf. Es war ein Bekenntnis. Gegen Trends, gegen Konventionen – und für das, was Autofahren eigentlich bedeutet: Charakter, Mechanik, Haltung und das alles in Cosmosschwarz. Ein Farbton, der unter der Sonne metallisch schimmert, aber im Schatten fast verschwindet. Eine Farbe, die die Form nicht betont, sondern sie schützt.
Perfekt für ein Auto, das sich nie anbiedern wollte – und doch für so viele zum Objekt der Begierde wurde. Dieses Coupé war anders. Kein Lifestyle-Zweisitzer. Kein Sportwagen für den Boulevard. Es war ein Kompaktathlet mit Breitbau, Rückgrat und Biss. Ein technisches Statement mit Heckklappe. Clubsportsetup total mit kleinem Überrollbügel, Recaro Pole Position auf fixen Konsolen, einem Shortshifter, fix verschraubtem Motor und Getriebe ohne Gummi- oder Uniballlagerungen und individuell gebautem Clubsportfahrwerk. Und, Meins.
Die Fahrfreude
Ich habe ihn gefahren. Nicht ausgestellt, nicht verwahrt – sondern bewegt.
Pässe, Schwarzwald, Touren, kurze Fluchten. Das Geräusch des S50 und der Edelstahlrennsportabgasanlage, die rohe Kraft auf der Hinterachse dank Sperrwirkung, das mechanische Einrasten jeder Schaltung – das war nicht Retro. Das war real. Es gab Tage, da stand er unter der Sonne wie aus Stein gemeißelt. Und Tage, da kämpfte er sich durch """" oder Bisschen Frost am Strassenrand. Und immer, wirklich immer: war er bereit. Ein Auto, das nicht fragt, ob du kannst – sondern ob du willst.
Der erste Unfall – Eigenverschulden
Dann kam der erste Einschlag. Ein Moment der Überschätzung, ein rutschiger Belag, ein zu später Reflex. Kein Totalschaden – aber tief. Front, Haube, Achse, Felge. Der Wiederaufbau dauerte. Nicht nur beim Auto – auch bei mir. Denn ein M Coupé ist mehr als die Summe seiner Teile. Es ist eine Haltung. Und die hatte einen Knacks. Ich habe ihn reparieren lassen. Natürlich. Es war keine Option, es nicht zu tun.Denn dieses Auto war nicht "durch". Es war meins.
Der zweite Unfall – unverschuldet
Und dann, kaum ein Jahr später und weniger wie achthundert Kilomter nach grosser Reparatur: der zweite Einschlag. Nicht meine Schuld. Nicht mein Fehler. Jemand anderes hat ihn getroffen. Ein Moment, den du nicht kommen siehst. Kein Driften, kein Spiel, kein Risiko. Ein einfacher Vorgang – und doch wieder: Karosse auf, Struktur zum Glück nicht verbogen, Vertrauen erschüttert. Diesmal war die Wunde tiefer. Nicht nur am Fahrzeug – sondern in mir. Denn jetzt kam sie wirklich, die Frage:
Rebuild oder Release?
Die innere Zerrissenheit
Ich stehe vor ihm. Cosmosschwarz. Breit. Leise. Und frage mich: Wie oft kann man ein Auto neu aufbauen, bevor man es aufgibt? Wie viel Seele bleibt übrig, wenn man Blech ersetzt, Streben richtet und den Lack zum zweiten Mal aufbringt? Und doch: Wenn ich an Ersatz denke – was kommt da? Ein M2CS? Ein Cayman GT4RS? Ein GR86 mit Kompressor?
Sie sind schneller, sicherer, objektiv „besser“.
Aber keiner von ihnen steht da wie dieses Auto. Mit dieser Haltung. Dieser Schärfe. Dieser Reibung.
Was das M Coupé ist
Es war nie ein M3 light. Es war nie einfach nur ein Coupé. Es war nie einfach ein Sportwagen. Es war eine Ingenieurslaune, gebaut von Leuten, die gegen das Nein in der Kantine protestiert haben. Es war ein Auto, das nie hätte gebaut werden dürfen – und genau deshalb gebaut werden musste. In Cosmosschwarz wirkt es fast schon aggressiv anonym. Aber wehe, du fährst hinterher – dann weißt du, dass da vorne jemand sitzt, der es ernst meint.
Und jetzt?
Ich weiß es noch nicht. Vielleicht baue ich ihn wieder auf. Vielleicht ist das die dritte Geburt. Oder ich lasse ihn gehen – und sage Danke. Für alles. Für den Lärm, den Grip, den Frust, das Grinsen. Für das, was er war und nie wieder jemand sein wird. Denn selbst wenn er geht, bleibt er da. In Momenten. In Kurven. In mir.