Ich möchte auch mal eine Geschichte zum Besten geben, weil ich jetzt nach zwei Wochen immer noch darüber nachdenke, welches Aggressionspotenzial in manchen Leuten steckt.
Ich fahre also durch Berlin (nicht mit Zetti, sondern Audi A1 von der Freundin). Rechts ist ein Radfahrstreifen (durchgezogene Linie) mit regem Radlerverkehr. Ein Radfahrer schert zum Überholen aus, über die Linie auf die Straße und damit direkt vor meinen Wagen, so dass ich scharf bremsen muss. Ich hupe reflexartig und kräftig (soweit der kleine Audi halt kann). Ich wechsele auf die linke Spur und fahre weiter, muss jedoch ein paar hundert Meter weiter an der Ampel halten.
Nun sehe ich im Rückspiegel einen sichtlich erzürnten Radfahrer auf meine Beifahrerseite zuradeln. Ich denke an Flucht, kann aber aufgrund der stehenden Autos vor und hinter mir nicht weg. Er rüttelt am Türgriff, schlägt gegen die Scheibe. Schreit, dass ich die Tür aufmachen soll. Nun reißt er mit beiden Armen an meinem Seitenspiegel und versucht ihn abzureißen. Es gelingt ihm aber nur, den elektrischen Spiegel gegen die Mechanik gewaltsam anzuklappen.
Ich beginne mit dem Handy zu filmen. Er lässt ab und radelt davon. Über die elektrische Anklappfunktion renkt sich der Spiegel knackend und knirschend wieder ein. Hut ab, dass Audi so einen robusten Spiegel verbaut. Ein Schaden war zwar gewollt, ist aber nicht entstanden.
Hier in Berlin ist das Gewalt- und Aggressionspotenzial der Radfahrer legendär. Ein ganz normaler Mittvierziger vom Typ Studienrat wird durch die Kombination von Strampel-Adrenalin und moralischer Überlegenheit in Minuten zum lebensmüden Gewalttäter. Schreie, Schläge und Tritte gegen Fahrzeuge, Spucken und manchmal eben sogar Angriffe sind hier an der Tagesordnung.