AW: E 89 "Super Plus" oder "Super" ???
Vergiss es ...
... E85 hat zwar recht viel Oktan, aber einen deutlich geringeren Heizwert. Das bedeutet, dass Du mehr verbrauchen wirst.
1. E85 ist hygroskopisch, das Zeug zieht Dir Wasser in den Tank, wenn Du zu selten fährst.
2. Die Einspritzdüsen sind zu klein um bei Vollast die Mehrmenge an Sprit in die Zylinder zu pumpen. Durch den Open-Loop-Betrieb ist dem Motorsteuergerät das völlig egal - es könnte aber eh nicht mehr Sprit hinzuregeln.
3. Deutlich schlechtere Kaltstarteigenschaften in modernen Motoren, wenn das Zeug nicht vorgewärmt wird.
4. Die Aggressivität von E85 greift Dichtungen der Kraftstoffversorgung an. (nicht sofort defekt, aber das wird zum Langzeitschaden)
5. Im Kurzstreckenbetrieb größere Gefahr durch Ölverdünnung als im Benzinbetrieb, da E85 nicht bei Betriebstemperatur verdampft.
Kurzum: Vergiss es ...
Gegen E5, E10 oder E22 spricht überhaupt nix, dafür sind die Teile ausgelegt.
Der Umweltaspekt ist ebenso hinfällig, denn es ist absurd Nahrungsmittel in Kraftstoffe umzuwandeln.
Googlet man nach "E85 Getreidepreise", dann kommt das hier:
http://ethanol-europe.blogspot.com/2008/05/biokraftstoffe-sind-kein-sndenbock-fr.html
... der Anstieg der Getreidepreise wird auf die geringere Ernte zurückgeführt. Tja, leider ein Eigentor, denn es ist nur umso schwachsinniger die eh schon geringere Ernte auch noch in Sprit für Fahrzeuge umzuwandeln.
Und noch was zum eigentlichen Thema: Eine Nacht lang Batterie abklemmen um die Motorsteuergerät-Adaptionswerte zu resetten ... das bringt bei manchen Fahrzeugen spürbare Mehrleistung.
Zunächst möchte ich mich für Deinen umfangreichen Beitrag bedanken!
Laut dem was ich bislang gelesen habe bewegst Du Dich allerdings in einigen Bereichen auf dem dünnen Eis einzelner Meinungen.
E85 hat 20% weniger Heizwert, dafür aber deutlich vollständigere Verbennung sowie höhere Oktanzahl. Um es nicht mit eigenen Worten zusammen fassen zu müssen, führe ich einfach das Statement der großen Vorreiter (Saab, Volvo etc.) an. Diese geben einen Mehrverbrauch von bis zu 35% bei 20% mehr Motorleistung an, oder anders ausgedrückt, unterm Strich, den aktuellen Preisen folgend, maximal gleicher Betriebspreis, jedoch 20% mehr Leistung...
Ethanole lassen sich ebenfalls aus diversen Abfallprodukten, wie auch unbrauchbaren Unkräuten oder Hölzern herstellen! Das wir in D das derzeit nicht machen hat einfach damit zu tun, das wir lieber bequem die Umwelt vollpusten und dementsprechend hohe Steuereinnahmen haben, statt ökologisch sinnvollere Konzepte zu fördern. Wie immer hinken wir an dieser Stelle einfach mal weider mehrere Jahre hinterher.
Die Hauptfaktoren des weltweiten "Hungers" sind doch bereits nachgewiesen worden. Es sind die explodierenden, da uneingeschränkten, Bevölkerungswachstümer in dritte Welt und Schwellenländern, sowie eine Umstellung der Ernährungsgewohnheiten in bevölkerungsreichen Schwellenländern wie China und Indien und damit ein zunehmender Bedarf an Futtermitteln für die Fleischproduktion! Biokraftstoffe verantwortlich zu machen ist sachlich völlig falsch und trifft nur auf wenige dedizierte Märkte zu, zim Beispiel Mexico und Brasilien und ausgerechnet diese sind eigentlich nicht die Länder, die man als die "Hungernden" anführt...
Der Umweltaspekt ist ganz und gar nicht hinfällig, sondern absolut existent. Eine deutlich verbesserte Klimabillanz, sowie drastisch reduzierte Luftverschmutzung sehe ich zumindest als nennenswerte Umweltaspekte.
Da in Europa ständig Anbauflächen stillgelegt werden und die Bauern mittels Subventionen dafür entschädigt werden, könnte alleine hiermit der Bedarf schon gedeckt werden. Besser wäre es jedoch wirtschaftlich schwachen Ländern den Anbau von fast überall wachsendem Unkraut zur Produktion von Treibstoffen zu ermöglichen, um die entsprechende wirtschaftliche Situation zu verbessern.
Ich denke, dass die Konkrrenzsituation von Ethanol und damit einhergehende weltwirtschaftliche und ökonomische Betrachtungen ein eigenes "Expertenthema" sind, das man mit Sicherheit nicht im Rahmen des Forums abwickeln kann. Die allgemeine Propaganda zu rezitieren, nutzt dann allerdings auch nicht viel.
Wiederum technisch gesehen sehe ich eigentlich nur den angeführten Punkt der Aggressivität als Problem an. Wer weiß schon wo eventuell anfällige Materialien verbaut wurden. Der Rest, zum Beispiel Vorwärmung etc ist alles bereits in den Nachrüstkits gelöst, wobei zum Kaltstart das E100 nicht kälter als 13°C, das E85 nicht kälter als -2°C sein darf / sollte.
Der hygroskopische Aspekt trifft nur zu bei wirklich sehr sehr seltener Nutzung. Den Punkt mit der nicht vorhandenen Verdampfung aus dem Öl bei Betriebstemperatur kann ich nicht ganz nachvollziehen und habe dazu auch noch nichts gelesen. Da der Siedepunkt von Ethanol mit knapp über 70° jedoch ziemlich niedrig liegt, kann ich das überhaupt nicht verstehen...
Wenn es zurzeit nicht machbar ist, da durch die Mehrheit der Automobilkonzerne innerhalb des deutschen Marktes derzeit noch blockiert, dann muss man das eben so hinnehmen. Persönlich fänd ich es allerdings besser, und hätte auch ein besseres Gefühl dabei, so umweltschonend wie möglich mit dem Spritbomber unterwegs zu sein - aber das mag vielleicht auch daran liegen das ich mich mit dem Gedanken nun selber einen Spritbomber zu fahren...
Grüße aus NRW
Chris