Erfahrungsbericht: Wärmetauscher der Heizung frei spülen

Bruno2604

Fahrer
Registriert
14 März 2024
Ort
Aachen
Wagen
BMW Z4 e85 roadster 2,5i

Die Story​

Mein Z4 hatte seit dem Kauf eine sehr schwache Heizung. Im letzten Winter ging das so weit, dass der Beifahrersitz kaum noch annehmbar war, da er quasi unbeheizt war. Die mittleren Lüftungsdüsen im Armaturenbrett wurden noch lauwarm und nur die ganz linke Düse und der Fahrerfußraum wurden etwas warm, was aber insgesamt nicht reichte um den Innenraum aufzuheizen.

Nach Prüfung des Kühlmittelstands und der Funktion aller Stellmotoren der Luftführung wurde dann leider klar, dass auch bei meinem Z4 offenbar der Wärmetauscher verstopft sein muss. Nachdem es hier im Forum nur zwei gelöste Fälle gab, die beide den Wärmetauscher nach elendiger Zerlegung des ganzen Innenraums ersetzt haben, habe ich also die lokalen Werkstätten durchtelefoniert.
Die erste, die das Problem annehmen wollte, konnte aber keinen Wärmetauscher von ihrem Lieferanten beziehen. Leicht verwundert habe ich den dann selbst bestellt und das Fahrzeug abgegeben. Nachmittags bekam ich dann einen Anruf: Man habe sich informiert wie der Wärmetauscher zu ersetzen ist und da keine Lust drauf, ich könne den Wagen wieder abholen.
Das wiederholte sich kurze Zeit später bei einer zweiten Werkstatt.

Danach habe ich mir diverse Videos angeschaut, wie die Besitzer anderer Fahrzeugmodelle ihre Wärmetauscher regelmäßig durch spülen frei bekommen und entschieden, dass das einen Versuch wert ist.

Leider gibts in der Garage weder Wasser noch Strom, wer das zur Verfügung hat dürfte eine entspanntere Erfahrung haben als ich.


Werkzeug​

  • 2 Eimer
  • 5 Meter PVC Schlauch, Innendurchmesser 19mm (3/4")
  • Ein Akkuschrauber
  • Eine Wasserpumpe für Bohrmaschinen, meine hat eine Förderleistung von 3000l/h
  • 2 Gardena Adapter
  • Kühlerreiniger von Liqui Moly
  • Ein Kanister destilliertes Wasser
  • Eine Rohrzange
  • alte Pappe zum Unterlegen und Auffangen


Anleitung​

20250927_120201.jpg

Ist die große Haube ein mal oben, kommt man beim Z4 an vieles sehr gut dran. Insbesondere hinterm Motor lässt sich noch vergleichsweise gut arbeiten und dort sitzen mittig unter der Windschutzscheibe die Anschlüsse für den Wärmetauscher der Heizung und der Klimaanlage. Die Metallrohre sind für die Klimaanlage, zur Heizung gehen die beiden Gummischläuche. Einer davon kommt direkt vom Motor, der andere geht zum Ausgleichsbehälter des Kühlsystems. Anhand der Ersatzteilskizze gehe ich mal davon aus, dass die Flussrichtung vom Motor über die Heizung zum Ausgleichsbehälter ist, der Motor hängt dabei am unteren der beiden Schlauchanschlüsse.
Um den Wärmetauscher frei zu bekommen, wollte ich diesen erstmal rückwärts durchspülen.

Bildschirmfoto vom 2025-09-27 22-14-01.png

Zuerst löst man die Federschellen mit der Rohrzange und schiebt sie am besten einfach ein Stück weiter nach hinten auf die Schläuche. Danach kann man die Schläuche vom Wärmetauscher abziehen, wobei nur ein bisschen Kühlwasser ausläuft.
Auf die freigelegten Anschlüsse des Wärmetauschers passen die PVC Rohre mit 19mm Innendurchmesser perfekt drauf. Diese habe ich in je einen Eimer geführt, bei einem der Schläuche sitzt natürlich die Pumpe in der Mitte.

20250927_145044s.jpgBildschirmfoto vom 2025-09-27 23-36-21s.jpg

Dann habe ich den Wärmetauscher erstmal mit mehreren Eimern Leitungswasser durchgespült. Dabei ist einiges an Ablagerungen raus gekommen, von Sandkorngröße bis hin zu erstaunlich dicken Brocken.

20250927_125142s.jpg20250927_125118s.jpg

Anschließend habe ich einem Eimer eine halbe Dose Liqui Moly Kühlerreiniger hinzugegeben und beide Schläuche dort hinein gesteckt, sodass ich diese Mischung endlos im Kreis pumpen konnte. Das habe ich eine ganze Weile lang gemacht, zwischendurch auch mal die Pumprichtung gewechselt und Pausen gemacht, in denen der Reiniger einfach einwirken konnte.

Danach wieder so lange mit Leitungswasser gespült bis kein Reiniger mehr mit raus kam. Das hat länger gedauert als gedacht.

Abschließend habe ich den Wärmetauscher mit einem Kanister destilliertem Wasser durchgespült, damit möglichst wenig Leitungswasser dort drin bleibt.

Zuguterletzt die PVC Schläuche abgezogen, die Schläuche des Kühlkreislaufs wieder aufgesteckt und die Schellen wieder in Position gebracht.

Ich hatte noch einen weiteren Kanister destilliertes Wasser zur Hand um den Kühlkreislauf wiederaufzufüllen, da geht aber so wenig verloren dass das kaum nötig ist. Ich habe vielleicht 100-200ml aufgefüllt.


Ergebnis​

Die Heizung wird wieder sehr viel wärmer! Links und in der Mitte würde ich sie als richtig heiß beschreiben, ganz rechts und im Beifahrerfußraum noch als sehr warm. Ich merke noch einen leichten Temperaturunterschied, aber die Heizleistung ist auch rechts wieder mehr als ausreichend. Insgesamt wird nun der ganze Innenraum sehr viel wärmer und dürfte auch im anstehenden Herbstwetter wieder offenes Fahren ermöglichen.

Ich bin mehr als zufrieden mit dem Ergebnis! Im Vergleich zum Aufwand/Kosten des Tauschs war das hier vergleichsweise simpel, ich habe ca. 2 Stunden gebraucht und etwa 40€ Materialeinsatz gehabt, für Pumpe, PVC Schlauch, Reiniger und destilliertes Wasser.

Bei meiner anschließenden Testfahrt habe ich nicht nur die Heizung, sondern auch die Dichtigkeit der Schläuche geprüft. Der M54 Motor mit seiner mechanischen Wasserpumpe dürfte wohl mehr Druck im Kühlkreislauf erzeugen je höher die Drehzahl ist, also habe ich natürlich bei maximalem Druck geprüft. Nach dem Abkühlen werde ich noch einmal den Kühlmittelstand im Ausgleichsbehälter prüfen.


Herausforderungen​

Eigentlich war die ganze Arbeit relativ simpel. Die einzige Herausforderung war, die Kühlerschläuche abzuziehen, die saßen nach 20 Jahren auch ohne die Federschellen ziemlich fest auf dem Wärmetauscher. Glücklicherweise scheint das Gummi sonst aber noch gut in Schuss zu sein und sie gingen anschließend auch sehr leicht wieder drauf.

Das Nervigste war in meinem Fall die Schlepperei der Wassereimer zum viel zu weit entfernten Wasseranschluss. :D
 
Ich hatte so ein Problem mal mit einem Renault.
Heizung gleich Null.

Kühlerschleuche vom Motor abgezogen und einen Gartenschlauch eingedrückt.
Dannach Wasser marsch.

Halbe Stunde durchgespült.

Was da alles rauskam..... 😂

Heizung hat wieder richtig gut funktioniert.
 
Super klasse.
Einen versuch diesen Weg zu gehen ist es allemal Wert.
Zumal du ja scheinbar alle andere Möglichkeiten überprüft hattest.
Abschließend habe ich den Wärmetauscher mit einem Kanister destilliertem Wasser durchgespült, damit möglichst wenig Leitungswasser dort drin bleibt.
Aber beim letzten Schritt ne Frage. Warum hast du nicht gleich mit neuer Kühlerflüssigkeit, anstatt Wasser gespült? Dann würde das letztmalige Auffüllen evtl. entfallen? und reines destilliertes Wasser hat im Kühler ja nix zu suchen.
 
Denke nach einem ersten Test kann man hier und da noch ein wenig optimieren. Ist ja die Regel. Grundsätzlich ne coole Sache.
:t
Und destilliertes Wasser ist lt TIS ok für den Kühlkreislauf.

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Mindestanforderungen an die Wasserqualität:

  • Aussehen: farblos, klar
  • Bodensatz ohne Schwebstoffe
  • pH-Wert: 6,5-8,0
  • Gesamthärte max.: 20° dH (deutscher Härtegrad) oder neue Maßeinheit:
  • Gesamthärte max.: 3,6 mmol Ca 2+/ l
  • Chlorid-Gehalt: max. 100 mg/l
  • Sulfat-Gehalt: max. 100 mg/l


Leitungswasser trinkbarer Qualität erfüllt normalerweise diese Anforderungen. Auskünfte über die Qualität erteilen die Wasserversorgungsunternehmen, ggf. ist das Wasser aufzubereiten (z. B. Enthärten) oder ersatzweise destilliertes Wasser zu verwenden.
 
Aber beim letzten Schritt ne Frage. Warum hast du nicht gleich mit neuer Kühlerflüssigkeit, anstatt Wasser gespült? Dann würde das letztmalige Auffüllen evtl. entfallen? und reines destilliertes Wasser hat im Kühler ja nix zu suchen.
Ich bin nicht sicher, was aktuell für ein Kühlmittel drin ist oder was damit kompatibel wäre. Das aktuelle ist rot.

Das Handbuch sagt, das "Kühlmittel besteht aus Wasser und Kühlmittelzusatz" (S.83) und alle Sechszylinder haben davon 8,3l (S.101).
Ich schätze, dass sich im Wärmetauscher der Heizung 0,5-1l Kühlmittel befinden und habe daher entschieden, ihn nur mit Wasser aufzufüllen und die leichte Verdünnung hinzunehmen.

Nach dem Spülen läuft der Wärmetauscher nicht leer, die Anschlüsse liegen zu hoch. Dadurch bleibt das Wasser des letzten Spülvorgangs darin stehen, weshalb ich ihn mit dem Wasser gemacht habe, mit dem ich auffüllen wollte.

Ich nehme an, dass ein Teil der Ablagerungen, die ich rausgespült habe, aus dem Wasser gelöst wurden, welches da vermutlich mal drin war. Deshalb habe ich zur Verdünnung destilliertes Wasser genommen, um weniger Mineralien hinzuzufügen die sich wieder absetzen können.

Aber vielen Dank an @bezerker für die Klärung, offenbar wäre normales Leitungswasser auch ok gewesen.
 
Ich bin nicht sicher, was aktuell für ein Kühlmittel drin ist oder was damit kompatibel wäre. Das aktuelle ist rot.

Das Handbuch sagt, das "Kühlmittel besteht aus Wasser und Kühlmittelzusatz" (S.83) und alle Sechszylinder haben davon 8,3l (S.101).
Ich schätze, dass sich im Wärmetauscher der Heizung 0,5-1l Kühlmittel befinden und habe daher entschieden, ihn nur mit Wasser aufzufüllen und die leichte Verdünnung hinzunehmen.

Nach dem Spülen läuft der Wärmetauscher nicht leer, die Anschlüsse liegen zu hoch. Dadurch bleibt das Wasser des letzten Spülvorgangs darin stehen, weshalb ich ihn mit dem Wasser gemacht habe, mit dem ich auffüllen wollte.

Ich nehme an, dass ein Teil der Ablagerungen, die ich rausgespült habe, aus dem Wasser gelöst wurden, welches da vermutlich mal drin war. Deshalb habe ich zur Verdünnung destilliertes Wasser genommen, um weniger Mineralien hinzuzufügen die sich wieder absetzen können.

Aber vielen Dank an @bezerker für die Klärung, offenbar wäre normales Leitungswasser auch ok gewesen.
Der Z4 E85 braucht blaues Kühlmittel (G11).
 
nur mal als info für die trinkwasserqualität....
Ich habe einen hargassner Vergaser mit Puffer u.s.w und als es ums befüllen ging habe ich mir die geforderten Werte für die Wasserqualität von denen zuschicken lassen. da ja nur Heizungswasser nach VDI2035 zulässigt ist..
zusätzlich noch vom Wasserversorger die aktuelle Wasseranalyse mit den Werten..
das Trinkwasser war bis auf einen wert besser als von Hargassner gefordert nur ein wert war anstelle von 0,20 bei 0,21

Da hätte ich mir das mit dem befüllen durch den mit extra Harzgefüllten Filter für VDI 2035 Wasser auch sparen können.

Unser Trinkwasser ist schon wirklich von der Qualität top.....
 
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