AW: Guttenberg Tastatur
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Die Chance, als Plagiateur bezeichnet werden zu können, liegt bei derart dichten Fachgebieten, in denen praktisch nichts Neues mehr entdeckt wird, bei nahezu 100% meiner Meinung nach.
Ich will versuchen, das etwas zu relativieren, wenngleich das wohl eigentlich nur Jemand kann, der von Berufswegen Dissertationen bewertet bzw. dazu in der Lage ist.
Die "Wahrheit", d. h. das was vertretbar ist, liegt irgendwo in der Mitte zwischen den Promotionsordnungen und dem "wirklichen Leben": Bei der Bewertung einer Dissertation trägt man in der Regel - mal mehr, mal weniger - dem Umstand Rechnung, dass nunmal so ziemlich alles schon einmal gesagt und geschrieben wurde. Eine
übermäßige Strenge ist daher fehl am Platze, weil man sonst so gut wie keine Dissertation akzeptieren könnte.
Daher bringt es auch nichts und ist zu kurz gedacht, hier in dieser Diskussion
Auszüge aus Promotionsordnungen zu zitieren.
Letztlich wird man bei der Bewertung einer Dissertation entsprechendes
Augenmaß walten lassen müssen: Finden sich einzelne Sätze, Satzfragmente oder auch kurze Passagen bereits an anderer Stelle, ist das in der Regel unproblematisch, wenn nicht besondere Umstände hinzukommen. Ein solcher Umstand kann es z. B. sein, wenn die kurze Passage eine bedeutsame Conclusio enthält und diese als eigene dargestellt wird.
Kritisch wird es bei umfangreichen Passagen, die wörtlich oder fast wörtlich übernommen werden - wie es vorliegend auch der Fall ist. Dann stellt sich für jede dieser Passagen die Frage, ob besondere Umstände die ungekennzeichnete Übernahme rechtfertigen, oder ob die Übernahme als solche hätte kenntlich gemacht werden müssen - z. B. durch ein Zitieren oder durch eine erläuternde Fußnote. Dabei muss man auch die Anzahl der übernommenen Passagen und den Gesamtumfang der Arbeit berücksichtigen.
Das ist leider eine laienhafte Darstellung, aber besser weiß ich es nicht. Ich werde bei Gelegenheit, weil es mich selbst interessiert, meinen Vater fragen, der als Professor und Dekan viele Jahre lang Promotionen begleitet hat.
Grüße
Jan