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Wer trägt denn hier eigentlich die Verantwortung? Die Opposition hat nicht gelogen, getäuscht und betrogen! Die Opposition hat auch nicht aufgedeckt! Schließlich hat auch ganz sicher nicht die Opposition den Ausschlag für den Rücktritt gegeben.....Fast die gesamte Wissenschaft hat sich gegen den Umgang dieses Lügen-Ministers und der Kanzlerin in dieser Affäre aufgelehnt. Letztlich hat sich sogar der Doktorvater Häberle ganz unmissverständlich von G distanziert. Auch wurden immer mehr Stimmen aus dem eigenen Lager gegen G laut....

OK, wenn ich sowas lese, ist es Zeit für mich, mich aus der Diskussion wieder zurück zu ziehen, bevor ich mich auf selbiges Niveau begebe.

Nichts für ungut.....
 
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... mir kommen die tränen ...

nur noch am rande und nicht wirklich dem thema zuträglich, hier noch mein lieblingsspruch des letzten monats (quelle :w : plakat bei einer demo von studenten):

"Lügen haben Gel im Haar" :d :d :d .. uii den find ich fein ...
 
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... mir kommen die tränen ...

Mir kommen die Tränen eher wenn ich sehe, wie schnell das linke Lager in diesem Falle mit beleidigenden Vorwürfen bei der Hand war und ich mich dann aber frage, wo denn dieser Wille zur politischen Reinigung bleibt, wenn z.B. ein Herr Gysi zur Frage des Verbleibs des SED-Vermögens einfach beharrlich schweigt und die Klärung seiner fragwürdigen Rolle in der Frage der Bespitzelung der DDR-Dissidenten und Ausreiswilligen durch juristische Winkelzüge verhindert.

Da könnte man doch auch mal auf die Barrikaden gehen, oder? Ist man da vielleicht auf dem linke Auge blind?

...und ein paar weitere Kandidaten hätte ich da auch noch im Petto... möglicherweise zittert auch schon der eine oder andere weitere "Schummeldoktor"?
 
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Oje, hätte ich gewusst, welche Welle ich mit diesem Thread auslöse .... ;-)

Ich denke, wir können das Thema aber so langsam abhaken, denn Guttenberg ist heute von seinem Amt zurückgetreten - u.a. weil er "die Grenzen seiner Kräfte" erreicht habe.
 
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Oje, hätte ich gewusst, welche Welle ich mit diesem Thread auslöse .... ;-)

Ich denke, wir können das Thema aber so langsam abhaken, denn Guttenberg ist heute von seinem Amt zurückgetreten - u.a. weil er "die Grenzen seiner Kräfte" erreicht habe.
 
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Ich tue mich sehr schwer mit diesem Vorgang. Im Einzelnen:

Guttenberg hat eine Doktorarbeit abgeliefert, die inakzeptabel ist. Das enttäuscht mich, sagt mir aber nicht viel über den Mann, der er heute ist. Vorsatz oder nicht Vorsatz ist für mich nicht geklärt, da mir die gängige Praxis bei anderen Doktoranden nicht bekannt ist.

Guttenberg hat sich zu den Vorwürfen in einer Sequenz von Stellungnahmen geäußert, die menschlich vielleicht nachvollziehbar, aber insgesamt vollkommen inakzeptabel sind. Wer allerdings erwartet, dass ein Minister auf einen anfänglichen Zuruf bereits ein vollumfassendes Geständnis von irgendwas abliefert, der lebt wohl in einer anderen Welt. Das sind dann die Kandidaten, die bei einer allgemeinen Verkehrskontrolle den Polizisten auch noch bitten, eine Alkoholkontrolle zu machen,weil sie was getrunken haben.
Aber wie gesagt, die Kommunikation rund um die Ereignisse finde ich stümperhaft. Hier liegt auch mein Hauptvorwurf gegen Guttenberg: Von einem guten Minister erwarte ich da einen anderen Stil.

Die öffentliche Empörung und Hexenjagd ist für mich unerträglich. Selbsternannte Richter und Gutachter nehmen die Dissertation auseinander, ohne selbst Qualifikation und Motivation darlegen zu müssen. Bereits das sinngemäße Zitieren oder das sinngemäße Übersetzen werden als Plagiat gewertet. Und die öffentliche Meute incl. Juristen (ich spiele nicht hier auf das Forum an) übernimmt das als die reine Wahrheit und stürzt sich mit Begeisterung in die Vorverurteilung. Und das Ganze nimmt ein Ausmass an, dass Hunderte von Toten in Libyen dagegen locker verblassen.

Weiterhin gibt es die Rolle der Uni Bayreuth. Lepsius überschreitet derzeit seine Kompetenzen und Grenzen bei weitem mit dem, was er nach den Veröffentlichungen von sich gibt. Da wäre etwas mehr Nüchternheit wirklich angebracht.
Unklar sind für mich einige Punkte in dieser Hinsicht:
- wie kann eine Arbeit bei einem derart angesehenen Doktorvater durchgehen, von der Lepsius verkündet "Wir sind einem Betrüger aufgesessen. Niemand hätte sich vorstellen können, mit welcher Dreistigkeit hier ein Plagiat eingereicht wird. Es ist ein Ausmaß an Dreistigkeit, das wir bisher nicht gesehen haben"?
Gibt es eine größere Ohrfeige für die Uni und den Doktorvater, deren Inkompetenz hier klar dargestellt wird?
- wie kann - wenn ich die Regeln richtig verstehe - ein Summa Cum Laude durch das komplette Prüfungsgremium plus zusätzlichem Gutachter ausgesprochen werden, wenn das alles so offensichtlich ist?
- wie ist Guttenberg durch den mündlichen Teil des Prozesses gekommen, wenn er tatsächlich keine Ahnung hatte/einen Ghostwriter hatte?
- wie hat Guttenberg überhaupt die 7 Jahre durchgebracht, ohne dass sein sicherlich fähiger Doktorvater gemerkt hat, dass da Wissen fehlt?

Ich werde jetzt Prügel von den Wissenschaftlern bekommen, aber das Risiko gehe ich ein.

Ich wäre jetzt sehr daran interessiert, Dissertationen und auch Abschlußarbeiten (gibt es ja auch bei Lehrern, und davon sitzen genug im Bundestag) auf die gleiche Art untersuchen zu lassen. Mein Bauchgefühl sagt mir, dass das Ergebnis in etlichen Fällen tendenziell in die gleiche Richtung gehen wird.
Meiner Meinung nach ist der Doktortitel (leider) zu einem nichtssagenden Anachronismus verkommen, da sich schon seit langem mit der Erreichung des Titels keine wissenschaftlichen Errungenschaften größeren Kalibers mehr verbinden. Jeder Arzt braucht zwingend einen Doktortitel, davon hängt seine Existenz ab. Sind das alles Titel, die einen echten wissenschaftlichen Wert haben? Oder wurden da tatsächlich nur Beipackzettel kommentiert, wie weiter oben ausgeführt?

Die für meinen Geschmack sehr hochgespielte Empörung der Wissenschaftler kaufe ich einfach nicht, sorry. Klar ist das endlich mal wieder eine tolle Gelegenheit, den Titel reinzuwaschen, über den kaum noch jemand spricht. Aber meiner Meinung nach wandelt man auf sehr dünnem Eis. Ich fände es angebracht, gerade die Uni Bayreuth (und andere) auch mal einer derart hochnotpeinlichen Untersuchung auszusetzen, um die allgemein gültigen Vergabepraktiken zu durchleuchten. Hochmut kommt vor dem Fall.

Ich will damit auf keinen Fall das Verhalten Guttenbergs beim Schreiben der Dissertation und schon gar nicht rund um die Kommunikation der Misere beschönigen. Mir geht es um die Scheinheiligkeit und Hexenjagd, während ein steinewerfender und Polizisten prügelnder Außenminister offensichtlich kein Problem war.
 
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Lieber Holger,

hier geht es aber - ich laufe Gefahr, mich zu wiederholen - einzig darum, seine Arbeit und sein Wirken als Minister zu bewerten. Das hat er für mich hervorragend gemacht. Einzig das zählt für mich.

Jeder Mensch hat einige "Leichen im Keller". Bin ich nur deshalb ein schlechter meines Faches, nur weil ich in der Schulzeit mal von dem Sitznachbarn abgeschrieben habe? Nur, weil ich evtl. mal Süßigkeiten "gemopst" habe?

Nein! Und es würde - wäre es so - auch Niemanden etwas angehen :M.

Es ist ein guter und fähiger Politiker. Und die Opposition hat es geschafft, diesen Politiker von vorderster Front zum Hinterbänkler zu degradieren.

sehe ich nicht (ganz) so.

er mag eine gute arbeit als minister gemacht haben. allerdings kann man das m.m.n. nicht losgelöst von allen anderen dingen betrachten.

das gleichsetzen einer möglichen schönigung seiner dissertation mit "süßigkeiten mopsen" finde ich - gelinde gesagt - eine verniedlichung.

ich wäre für objektive betrachtung von beidem:
* seiner arbeit als politiker
* seiner vorgehnsweise bei der erarbeitung der dissertation.

nur dann machts sinn.

in die bewertung einfließen zu lassen das diese arbeit ja nun schon lange zurückliegt... jugendsünden... jeder macht mal nen fehler...
sorry, aber ich wiederhole mich: eine wissentliche (so sich das bestätigt) schönigung seiner arbeit mit dem ziel der erlangung des höchsten akademischen grades ist nicht zu verniedlichen!
 
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Mir geht es weder um sein ursprüngliches "Fehlverhalten" im Zusammenhang mit seiner Dissertation, noch um seine Leistungen als Politiker.

Wollten wir alle unfähigen oder wenig erfolgreichen Politiker feuern... Nicht daran zu denken...

Mir ging es nur um die Frage, wie er mit seinem früheren Fehlverhalten umging, als es bekannt und Zug um Zug bewiesen wurde. NUR DARUM!

Hätte er es zugegeben, sich entschuldigt und seinen Doktortitel sofort zurückgegeben, dann wäre er bei mir auch nicht "durchgefallen".
 
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@dwz8

Meiner Meinung nach ist der Doktortitel (leider) zu einem nichtssagenden Anachronismus verkommen, da sich schon seit langem mit der Erreichung des Titels keine wissenschaftlichen Errungenschaften größeren Kalibers mehr verbinden.

Da möchte ich aus zweierlei Gründen widersprechen:
1.) Aus eigener Erfahrung, insbesondere aus dem Bereich der Naturwissenschaften. So hat ein guter Freund (vor allerdings auch schon über 20 Jahren) an der TH Darmstadt in Chemie promoviert und ich habe das ganz gut verfolgen können... Das war kein Spaziergang.
2.) Der wissenschaftliche Fortschritt kommt ja - gerade bei dem heutigen Stand der Wissenschaften - nicht nur durch große, neue Errungenschaften, sondern durch viele klitzekleine Schritte zustande.

Deinen Anmerkungen zur Uni Bayreuth kann ich nur zustimmen!

Grüße, Holger
 
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@dwz8
Da möchte ich aus zweierlei Gründen widersprechen:
1.) Aus eigener Erfahrung, insbesondere aus dem Bereich der Naturwissenschaften. So hat ein guter Freund (vor allerdings auch schon über 20 Jahren) an der TH Darmstadt in Chemie promoviert und ich habe das ganz gut verfolgen können... Das war kein Spaziergang.
2.) Der wissenschaftliche Fortschritt kommt ja - gerade bei dem heutigen Stand der Wissenschaften - nicht nur durch große, neue Errungenschaften, sondern durch viele klitzekleine Schritte zustande.

Deinen Anmerkungen zur Uni Bayreuth kann ich nur zustimmen!

Grüße, Holger

Ein Spaziergang ist es wohl für keinen Doktoranden, auch nicht in diesem Fall. Es wäre mal ein interessantes Detail, herauszufinden, wie viele von den Dokumenten, die jetzt so locker von den wiki-Jägern gefunden werden, zum Zeitpunkt des Erstellens der Dissertation überhaupt online verfügbar und über Suchmaschinen erreichbar waren. So pervers es klingt, aber auch das Finden von Plagiatsquellen ist anstrengend...

Ich stimme zu, dass es auf jeden Fall Titel gibt, die den Namen auch verdienen. Bei den meisten Dissertationen außerhalb des naturwissenschaftlichen Bereichs sehe ich nur den krampfhaften Versuch aus einem toten Thema nochmals einen neuen Aspekt herauszuquetschen.
 
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hier geht es aber - ich laufe Gefahr, mich zu wiederholen - einzig darum, seine Arbeit und sein Wirken als Minister zu bewerten. Das hat er für mich hervorragend gemacht. Einzig das zählt für mich.
Dies zählt auch für mich. Ich vermag jedoch nicht zu erkennen wo er seine hervorragende Arbeit geleistet haben soll. Er hat einiges an Fehlern gemacht und die Probleme seines Ministeriums eher mangelhaft aufgearbeitet. Nicht das ich ihm nicht eine zweite Chance geben würde. Er soll zeigen was er kann. Seine erste Chance hat er vertan. Sowohl in seiner Stellung als Minister als auch auf der moralischen Seite hinsichtlich seines Titels.
 
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...

Die öffentliche Empörung und Hexenjagd ist für mich unerträglich. Selbsternannte Richter und Gutachter nehmen die Dissertation auseinander, ohne selbst Qualifikation und Motivation darlegen zu müssen. Bereits das sinngemäße Zitieren oder das sinngemäße Übersetzen werden als Plagiat gewertet. Und die öffentliche Meute incl. Juristen (ich spiele nicht hier auf das Forum an) übernimmt das als die reine Wahrheit und stürzt sich mit Begeisterung in die Vorverurteilung.

Dieter, ich finde deine Aufbereitung insgesamt sehr gelungen, allerdings gehe ich mit obigen Ausführungen überhaupt nicht konform. Warum?:

Die "Hexenjagd" - wie du sie nennst - ist für mich keine und wäre im Übrigen auch keine tragende Argumentation. Vielmehr haben sich im Laufe der Zeit immer mehr hochrangige Fachleute und Wissenschaftler zu Wort gemeldet und eine entsprechende Bewertung abgegeben (aus wissenschaftlicher wie teilweise rechtlicher Sicht). Zu keinem Zeitpunkt jedoch, hat es handfeste und traghafte Gegenargumente gegeben. Warum nicht, wenn es doch grundsätzlich möglich gewesen wäre? Ein Mann wie G hätte zu jedem Zeitpunkt sämtliche Vorwürfe entkräften können und müssen, wenn sie denn ungerechtfertigt gewesen seien. Das tat er nicht, auch kein anderer tat dies. Ebenso wenig gab es irgendwelche Stellungnahmen, welche die erhobenen Vorwürfe in einem anderen Licht darstellen konnten. Wenn es - wie du sagst - nicht der Wahrheit entspricht und nur reine Vorurteile sind... Wo sind die gegenteiligen, "wahren", "vorurteilsfreien" Aussagen, welche die "Hexenjagd" im Keim erstickt hätten?

Aus meiner Sicht macht man es sich zu einfach, alles auf politische Gegner zu schieben und von Hexenjagd zu sprechen. Mal abgesehen davon, würde man damit behaupten, dass die Opposition so viel politische Macht besitzt, um jederzeit einen Xbeliebigen Politiker zu Fall bringen zu können, ohne das man sich dagegen adäquat wehren könnte.
 
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Nicht das ich ihm nicht eine zweite Chance geben würde.
Genau diese Frage stellt sich mir persönlich grad. Grundsätzlich bin ich der Meinung, dass jeder eine zweite und auch dritte Chance verdient hat. Allerdings müssen dazu die Umstände stimmen. Und die stimmen meines Erachtens überhaupt nicht, angesichts der Rücktittserklärung, die Herr z.G. gegeben hat. Es waren genau die Halbwahrheiten und scheinheiligen Argumente, die schon fast zu erwarten waren.
Wer in sich geht, sich selbst in Frage stellt, sich selbst prüft und zu einem ehrlichen Ergebnis kommt, der hat eine zweite Chance verdient. Dazu ist z.G. offensichtlich nicht in der Lage. Er habe sich dem Druck gebeugt...

... das ist für mich das typische, guttenbergsche Schema, weswegen ich für seinen Rücktritt war und weswegen ich ihn unter diesen Umständen auch nicht wieder auf dem politischen Parkett sehen möchte.
 
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Ich tue mich sehr schwer mit diesem Vorgang. Im Einzelnen:

...

Danke, lieber Dieter, für deine wirklich gelungene Darstellung! Unter den vielen Meinungen und Behauptungen, die man während der letzten Tage hier und andernorts lesen konnte, ist sie eine der wenigen Aussagen, die wirklich mit Verstand und Augenmaß getroffen wurden.

Zwei kleine Anmerkungen dazu:

...
Weiterhin gibt es die Rolle der Uni Bayreuth. ...
Unklar sind für mich einige Punkte in dieser Hinsicht:
- wie kann eine Arbeit bei einem derart angesehenen Doktorvater durchgehen, von der Lepsius verkündet "Wir sind einem Betrüger aufgesessen. Niemand hätte sich vorstellen können, mit welcher Dreistigkeit hier ein Plagiat eingereicht wird. Es ist ein Ausmaß an Dreistigkeit, das wir bisher nicht gesehen haben"?
Gibt es eine größere Ohrfeige für die Uni und den Doktorvater, deren Inkompetenz hier klar dargestellt wird?
- wie kann - wenn ich die Regeln richtig verstehe - ein Summa Cum Laude durch das komplette Prüfungsgremium plus zusätzlichem Gutachter ausgesprochen werden, wenn das alles so offensichtlich ist?
- wie ist Guttenberg durch den mündlichen Teil des Prozesses gekommen, wenn er tatsächlich keine Ahnung hatte/einen Ghostwriter hatte?
- wie hat Guttenberg überhaupt die 7 Jahre durchgebracht, ohne dass sein sicherlich fähiger Doktorvater gemerkt hat, dass da Wissen fehlt?

Ich werde jetzt Prügel von den Wissenschaftlern bekommen, aber das Risiko gehe ich ein.
...

"Prügel" sind nicht angebracht, denn deine Fragen sind gut, richtig und berechtigt. Und es gibt bisher keine auch nur halbswegs befriedigenden Antworten darauf. Auch und insbesondere nicht von denjenigen, die sich wissenschaftlichen Anspruchs rühmen und unter diesem Deckmantel über Herrn zu Guttenberg hergezogen sind.

Ganz offensichtlich möchte man den Ruf der Wissenschaft um jeden Preis wahren, aber keineswegs kritisch hinterfragen. Das mag in der Sache nachvollziehbar sein. Dem eigenen, wissenschaftlichen Anspruch kann das aber nicht genügen.

...
Meiner Meinung nach ist der Doktortitel (leider) zu einem nichtssagenden Anachronismus verkommen, da sich schon seit langem mit der Erreichung des Titels keine wissenschaftlichen Errungenschaften größeren Kalibers mehr verbinden.
...

Ich würde es etwas zurückhaltender dahingehend ausdrücken, dass der Doktortitel unter Fachkundigen schon seit Längerem als das verstanden wird, was er in den allermeisten Fällen auch ist:
Als eine Arbeit, die den beachtlichen Willen und Fleiß des Verfassers dokumentiert, sich über einen längeren Zeitraum mit einem Thema dezidiert auseinander zu setzen.

Der Ruf des Doktortitels in der Bevölkerung dürfte dagegen wohl recht weit auseinander gehen - was aber nur meine sehr eingeschränkte Wahrnehmung ist.


Abschließend noch zwei - teils indirekte - Zitate, die aus meiner Sicht deshalb erwähnenswert sind, weil sie zwei der ganz wenigen öffentlichen Aussagen darstellen, die ebenfalls mit Augenmaß vorgenommen wurden (Quelle: http://www.spiegel.de/politik/deutschland/0,1518,748023,00.html).

Forschungsministerin Frau Schavan:

"Scharfe Kritik übte Schavan an der "Maßlosigkeit", die aus ihrer Sicht die politische Debatte geprägt habe. Der Opposition sei es vor allem darum gegangen, "den Kopf des Ministers als Trophäe aus der Debatte zu tragen". Andere wiederum hätten den Eindruck erweckt, man müsse das alles nicht so ernst nehmen. Beides sei unangemessen gewesen, betonte Schavan."

Sachsen-Anhalts Ministerpräsident Wolfgang Böhmer:

Böhmer warnte im Interview davor, die politische Arbeit Guttenbergs "allein aus einem einmaligen menschlichen Verhalten heraus" zu beurteilen. "Ich rate jedem, der sich jetzt zum Richter aufspielt, dazu, mit dem moralischen Zeigefinger etwas vorsichtiger umzugehen."


Insgesamt haben wir einen Vorgang erlebt, der nur Verlierer zurücklässt: zu Guttenberg, die Opposition, die Wissenschaft - insbesondere die Uni Bayreuth -, die Politik und die Diskussionsteilnehmer. Aus meiner Sicht ein Armutszeugnis ohnegleichen, das alle Beteiligten (mit) zu verantworten haben.

Grüße
Jan
 
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Am Anfang der Rücktrittserklärung war ich positiv überrascht, aber nach kurzer Zeit, kam es wie von mir erwartet. Mit der Medienschelte war zu rechnen. Das kann man sehen wie man will. Aber wofür gibt es Medien? Wieder der Versuch. Amt und Person zu trennen. Das geht nicht. Für mich besteht der Fall aus zwei Teilen: die Doktorarbeit an sich und das Krisenmanagement. Der erste Teil wird wohl hauptsächlich Akademiker auf die Palme bringen, der zweite Teil müsste jeden erzürnen. Ich glaube, man hat die Akademiker einfach unterschätzt. Mit den Medien wäre man wahrscheinlich noch fertig geworden, weil, die mosern doch immer, nur die Wissenschaft kann man nicht so einfach links liegenlassen. Prof. Lepsius hat ausgesprochen, was wahrscheinlich viele gedacht haben, die schon einmal wissenschaftlich gearbeitet haben.
Habe mir gerade die Rücktrittserklärung noch einmal durchgelesen. Ohne einige Passagen hätte sie mir deutlich besser gefallen. Aber das ist sicherlich Geschmackssache.
Es wird mir immer ein Rätsel bleiben, wie so ein sicherlich intelligenter Mann sich in diese Lage manövrieren konnte. Hat er eigentlich keine Berater?
Gruß
Ale
 
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Forschungsministerin Frau Schavan:

"Scharfe Kritik übte Schavan an der "Maßlosigkeit", die aus ihrer Sicht die politische Debatte geprägt habe. Der Opposition sei es vor allem darum gegangen, "den Kopf des Ministers als Trophäe aus der Debatte zu tragen". Andere wiederum hätten den Eindruck erweckt, man müsse das alles nicht so ernst nehmen. Beides sei unangemessen gewesen, betonte Schavan."
Die gleiche CDU-Bildungsministerin Annette Schavan sagte jedoch, sie schäme sich für Guttenberg. Sie hat demnach sehr wohl eine fundierte Meinung zum Thema.
 
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Die gleiche CDU-Bildungsministerin Annette Schavan sagte jedoch, sie schäme sich für Guttenberg. Sie hat demnach sehr wohl eine fundierte Meinung zum Thema.

Niemand hat behauptet, dass ihr diese "fundierte" Meinung verwehrt werden soll. :s
 
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Niemand hat behauptet, dass ihr diese "fundierte" Meinung verwehrt werden soll. :s
Das Zitat erweckte halt den Eindruck, dass sie außen vorsteht und das Thema neutral betrachtet. Sicher ist es richtig was zitiert wurde. Eine Versachlichung tut der Affäre gut. Jedoch stellt sie sich Abseits dieser vernünftigen Ermahnung gegen Guttenberg.
 
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Die "Hexenjagd" - wie du sie nennst - ist für mich keine und wäre im Übrigen auch keine tragende Argumentation. Vielmehr haben sich im Laufe der Zeit immer mehr hochrangige Fachleute und Wissenschaftler zu Wort gemeldet und eine entsprechende Bewertung abgegeben (aus wissenschaftlicher wie teilweise rechtlicher Sicht). Zu keinem Zeitpunkt jedoch, hat es handfeste und traghafte Gegenargumente gegeben. Warum nicht, wenn es doch grundsätzlich möglich gewesen wäre? Ein Mann wie G hätte zu jedem Zeitpunkt sämtliche Vorwürfe entkräften können und müssen, wenn sie denn ungerechtfertigt gewesen seien. Das tat er nicht, auch kein anderer tat dies. Ebenso wenig gab es irgendwelche Stellungnahmen, welche die erhobenen Vorwürfe in einem anderen Licht darstellen konnten. Wenn es - wie du sagst - nicht der Wahrheit entspricht und nur reine Vorurteile sind... Wo sind die gegenteiligen, "wahren", "vorurteilsfreien" Aussagen, welche die "Hexenjagd" im Keim erstickt hätten?

Eine Hexenjagd kann es nicht sein, weil Hexen nachweislich für etwas verfolgt wurden, was nicht der Wahrheit entsprach. Beim Guttenberg ist das Gegenteil der Fall.

Er ist selbst für den Rummel verantwortlich. Wenn er nur etwas mehr Weitsicht gehabt hätte, dann wäre es kurz und schmerzloser abgelaufen. Diese Weitsicht scheint er aber nicht gehabt zu haben. Ein Indiz für seine Qualitäten.

Was ich aber wirklich traurig finde, ist die Tatsache, dass er den Medien beim Abschied vorwirft sich um ihn, und nicht die drei Toten Soldaten, gekümmert zu haben. Ein Schlag ins Gesicht der Hinterbliebenen. Er hat für den Rummel gesorgt, hat Diesen auch zu verantworten und sucht nach billigen Argumenten, seine überfällige Entscheidung zu rechtfertigen.
 
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Eine Hexenjagd kann es nicht sein, weil Hexen nachweislich für etwas verfolgt wurden, was nicht der Wahrheit entsprach. Beim Guttenberg ist das Gegenteil der Fall.

Und noch viel mehr;) Die "Hexenjagd" wurde stets von der "Staatsjustiz" betrieben, niemals von der "Basis" - Hier war es genau umgekehrt: Ein Täter wurde vom Staat/der Regierung gedeckt und geschützt. Erst durch das Aufbegehren der Masse und einiger Institutionen, wurde der Druck so groß, dass Konsequenzen unausweichlich wurden - folglich eine Art "Revolution" :)
 
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Dieter, ich finde deine Aufbereitung insgesamt sehr gelungen, allerdings gehe ich mit obigen Ausführungen überhaupt nicht konform. Warum?:

Die "Hexenjagd" - wie du sie nennst - ist für mich keine und wäre im Übrigen auch keine tragende Argumentation. Vielmehr haben sich im Laufe der Zeit immer mehr hochrangige Fachleute und Wissenschaftler zu Wort gemeldet und eine entsprechende Bewertung abgegeben (aus wissenschaftlicher wie teilweise rechtlicher Sicht). Zu keinem Zeitpunkt jedoch, hat es handfeste und traghafte Gegenargumente gegeben. Warum nicht, wenn es doch grundsätzlich möglich gewesen wäre? Ein Mann wie G hätte zu jedem Zeitpunkt sämtliche Vorwürfe entkräften können und müssen, wenn sie denn ungerechtfertigt gewesen seien. Das tat er nicht, auch kein anderer tat dies. Ebenso wenig gab es irgendwelche Stellungnahmen, welche die erhobenen Vorwürfe in einem anderen Licht darstellen konnten. Wenn es - wie du sagst - nicht der Wahrheit entspricht und nur reine Vorurteile sind... Wo sind die gegenteiligen, "wahren", "vorurteilsfreien" Aussagen, welche die "Hexenjagd" im Keim erstickt hätten?

Aus meiner Sicht macht man es sich zu einfach, alles auf politische Gegner zu schieben und von Hexenjagd zu sprechen. Mal abgesehen davon, würde man damit behaupten, dass die Opposition so viel politische Macht besitzt, um jederzeit einen Xbeliebigen Politiker zu Fall bringen zu können, ohne das man sich dagegen adäquat wehren könnte.

Ich ersetze Hexenjagd durch Kesseltreiben, vielleicht trifft das den Punkt besser.

Was ich damit meine, ist ganz einfach, dass die Verfehlung - selbst wenn es Vorsatz gewesen sein sollte - für meine Begriffe keineswegs diese massive Verfolgungsjagd gerechtfertigt hat.

Wie hat es begonnen? Ein Wissenschaftler weist auf kopierte Stellen in einer Dissertation hin. Das dürfte für sich genommen kein ungewöhnlicher Vorfall sein, gesetzt den Fall, dass sich überhaupt jemals irgendjemand eine fremde Dissertation durchliest. Als Konsequenz würde ich Nachricht an den Betroffenen und entsprechende Info an die Uni erwarten, wo dann korrigierend eingegriffen wird, z.B. durch Ergänzung der fehlenden Zitate.
Wohlgemerkt: ich spreche hier von den ersten Anschuldigungen, zu dem Zeitpunkt war der vermeintliche Umfang ja noch nicht bekannt.

Jetzt kommt aber hinzu, dass der Wissenschaflter einschlägig bekannt ist in SPD-Kreisen, und der Doktor eben Verteidigungsminister. Wäre etwas weiteres passiert, ja wäre überhaupt der erste Schritt der Veröffentlichung passiert, wenn Guttenberg in der SPD gewesen wäre? Sicher nicht. (Für derartiges Vertuschen gibt es ja genug Präzedenzfälle in allen Parteien).

Nun ist er also in der CDU und wird entsprechend angegriffen. Soweit so gut.

Aber nun kommt ein Schritt, den ich in dieser Form noch nie irgendwo erlebt habe:
Es formiert sich umgehend eine offensichtlich recht gut organisierte Gruppe samt perfekt eingerichteter Website und beginnt mit der systematischen Untersuchung der Dissertation. Warum ist man nicht den kollegialen Weg über die Uni gegangen und hat deren Reaktion abgewartet?
Warum wird das ganze direkt DERART hoch aufgehängt?

Das meine ich mit Kesseltreiben. Es ist eine Heuchelei ohne Ende, denn der gleiche Massstab wurde bisher nicht an andere Dissertationen angelegt, und es würde mich wundern, wenn die gleichen Leute mit der gleichen Entrüstung und Motivation jetzt systematisch den Bundestag oder den Bundesrat nach Doktoren durchkämmen würden, um in wissenschaftlich fairer Weise die einmal begonnene Jagd weiterzuführen.

Nicht falsch verstehen, ich will hier nicht die Verfehlung kleinreden oder in Abrede stellen. Aber der Wirbel um diese Sache war in keinster Weise gerechtfertigt und hatte meiner Meinung nach keinerlei wissenschaftliche oder ethische Ziele, sondern nur politische.
 
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Was ich damit meine, ist ganz einfach, dass die Verfehlung - selbst wenn es Vorsatz gewesen sein sollte - für meine Begriffe keineswegs diese massive Verfolgungsjagd gerechtfertigt hat.
Dem stimme ich zu.

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Jetzt kommt aber hinzu, dass der Wissenschaflter einschlägig bekannt ist in SPD-Kreisen, und der Doktor eben Verteidigungsminister. Wäre etwas weiteres passiert, ja wäre überhaupt der erste Schritt der Veröffentlichung passiert, wenn Guttenberg in der SPD gewesen wäre? Sicher nicht. (Für derartiges Vertuschen gibt es ja genug Präzedenzfälle in allen Parteien).

Nun ist er also in der CDU und wird entsprechend angegriffen. Soweit so gut.
Das ist meiner Meinung nach so nicht korrekt. Egal in welcher Partei die Person ist, das entsprechende Lager gegenüber wird sich dem Thema annehmen. ;) Dazu kommt die "normale" Pressearbeit der Medien. Das Problem Guttenberg an der Parteizugehörigkeit festzumachen, ist zu kurz gedacht.

Aber nun kommt ein Schritt, den ich in dieser Form noch nie irgendwo erlebt habe:
Es formiert sich umgehend eine offensichtlich recht gut organisierte Gruppe samt perfekt eingerichteter Website und beginnt mit der systematischen Untersuchung der Dissertation. Warum ist man nicht den kollegialen Weg über die Uni gegangen und hat deren Reaktion abgewartet?
Warum wird das ganze direkt DERART hoch aufgehängt?
Weil er nicht von Anfang an klar gestellt hat was los ist. Er hat in einer überheblichen Reaktion noch die aufgestachelt, die sonst womöglich gar nicht tätig geworden wären.
Ich stelle hier schlicht und einfach die These auf, Guttenberg ist über seine eigene Überheblichkeit gestolpert. Ihm ist der Erfolg zu Kopf gestiegen und er hat den Boden unter den Füßen verloren. Dumm halt wenn man selbst angreifbar ist.
 
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