Guttenberg Tastatur

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Nun ist es vermutlich nicht repräsentativ, wenn ca. 13.000 SternTV-Zuschauer anrufen und ihre Meinung abgeben. Gleichwohl war ich herzlich überrascht, dass ca. 70% dieser Zuschauer der Auffassung waren, dass der Rücktritt von zu Guttenberg unnötig war.

Wie ich dieses Ergebnis einordnen soll, weiß ich nicht so recht. Vermutlich ist es ein Indiz dafür, dass die Sympathiewerte des Herrn zu Guttenberg recht hoch sind.
Unverständlicherweise. Weshalb er überhaupt diese Werte hatte ist mir schleierhaft. Seiner Arbeit kann es nicht geschuldet sein. Mittlerweile wurde ja auch nachgewiesen, er hat auch in seinem Lebenslauf nachgeholfen und Stationen aufpoliert die es so nicht gegeben hat. Evtl. hilft dieser neue Punkt des... ich sage mal vorsichtig "aufschneidens" damit Dieter hinsichtlich der Beurteilung des Charakters des Herrn Guttenberg weiter kommt.

Mich interessiert die Person Guttenberg wenig. Mich interessiert sein Handeln, die Ergebnisse seiner Arbeit, die Art Probleme zu bewältigen. Und da tun sich große Fragezeichen auf. Liebling der Medien zu sein hilft eine gewisse Zeit. Wenn dahinter jedoch nur heisse Luft ist, ist jede Laufbahn mal zu Ende.
 
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...
Die Fakten sprechen doch ziemlich eindeutige Worte, die Frage ist dann eigentlich nur noch, ob man einem Politiker zugesteht, sein Politik-Leben vom Rest trennen zu dürfen. Ich meine eindeutig: Nein.

Sprächen die Fakten tatsächlich "eindeutige Worte", gäbe es weder heftige Diskussionen, noch erheblich divergierende Meinungen. ;) So leicht ist es aber nicht.

Deine Frage ist aus meiner Sicht eine ausgesprochen interessante, über die ich in den letzten Tagen wiederholt nachgedacht habe. Darf/kann/muss man bei einem Politiker das politische Leben von anderen Aktivitäten trennen? Darf/kann/muss man ihm Verfehlungen vorhalten, die außerhalb der politischen Aktivitäten erfolgen?

Ich finde die Antwort ausgesprochen schwierig und meine, dass es auf den Einzelfall ankommt. Wir haben hier in der BRD Politiker, die sich früher einmal nachhaltig und wiederholt strafbar gemacht haben. Gleichwohl sind sie heute in der Politik akzeptiert. Dem entspricht der Grundsatz, dass sogar ein verurteilter Straftäter die Aussicht auf vollständige Rehabilitation haben soll.

Herrn zu Guttenberg wird nun - einfach gesagt - vorgeworfen, dass ein Mensch, der im Rahmen einer Dissertation sein Ehrenwort gibt, womöglich also gelogen hat, auch in der Politik nicht glaubwürdig sei.
Ist das wirklich so? Ohne die Bedeutung einer Dissertation und der mit der Promotion verbundenen Vorgehensweisen abwerten zu wollen, frage ich mich, ob man heutzutage dem bei Abgabe der Dissertation abgegebenen Ehrenwort tatsächlich eine derart weitreichende Bedeutung zumessen kann/darf/muss. Viele Stimmen aus der Wissenschaft werden das vehement befürworten. Ob das noch zeitgemäß ist, darf wohl zumindest hinterfragt werden.

Aus meiner Sicht darf man einem Menschen durchaus glauben und zugestehen, dass er seiner Dissertation und seiner Verantwortung in der Politik jeweils eine deutlich unterschiedliche Bedeutung zumisst. Es darf - und muss - sicherlich einen Unterschied machen, ob man nach jahrelanger Arbeit eine Dissertation - unsauber - zu Ende bringt, oder ob man als Minister weitreichende Entscheidungen trifft. Das Erste betrifft eine einzige Person. Das Zweite betrifft unser Land.

Unter dieser Prämisse frage ich mich, ob es nicht erheblich zu weit geht, zu Guttenberg die politische Glaubwürdigkeit abzusprechen. Dabei ist mir klar, dass sicherlich auch andere Meinungen vertretbar sind - zumal man die Vorgänge im Zusammenhang sehen muss, und da gab es eben schon so manche Inkonsequenz in den zu Guttenberg'schen Entscheidungen. :s

Ich habe mir noch keine abschließende Meinung gebildet, finde das Thema aber jedenfalls so interessant, dass ich darüber ein paar Worte verlieren wollte. ;)

Grüße
Jan
 
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Überrascht war ich übrigens gestern Abend, als ich mit einem Auge SternTV gesehen habe. Dort gab es - wenn ich es richtig mitbekommen habe - eine Umfrage an die Zuschauer dahingehend, ob der Rücktritt von zu Guttenberg richtig/erforderlich war.
Nun ist es vermutlich nicht repräsentativ, wenn ca. 13.000 SternTV-Zuschauer anrufen und ihre Meinung abgeben. Gleichwohl war ich herzlich überrascht, dass ca. 70% dieser Zuschauer der Auffassung waren, dass der Rücktritt von zu Guttenberg unnötig war.

Wie ich dieses Ergebnis einordnen soll, weiß ich nicht so recht. Vermutlich ist es ein Indiz dafür, dass die Sympathiewerte des Herrn zu Guttenberg recht hoch sind. Gleichwohl frage ich mich, wie anders als mit einem Rücktritt diese Angelegenheit nach all den Vorwürfen, Diskussionen und öffentlichen Herabwürdigungen hätte enden sollen? :s
Es gibt auch auf facebook ähnliche Beobachtungen:

Gruppe/Teilnehmer bzw. "Befürworter":
Karl-Theodor zu Guttenberg 185.806
Wir verleihen Karl-Theodor zu Guttenberg den Ehrendoktortitel 1.769
Gegen die Jagd auf Karl-Theodor zu Guttenberg 393.866
Für die Jagd auf Karl-Theodor zu Guttenberg 3
Studenten und Akademiker gegen Karl-Theodor zu Guttenberg 6.282
Für die Jagd auf Karl Theodor zu Guttenberg 9.314
Guttenberg muss gehen. 10.880
Wir wollen Guttenberg zurück 499.556
Wir wollen Karl-Theodor zu Guttenberg zurück 37.068
usw usw

Ich habe jetzt nur mal die ersten der unzähligen Gruppen nachgeschaut, die sich dort finden. Ich gehe davon aus, dass es ähnliche Gruppen in anderen sozialen Netzwerken wie wkw etc geben wird, mit ähnlicher Tendenz.

Alle Zahlen in Umfragen und in solchen Gruppen scheinen darauf hinzudeuten, dass es anscheinend eine signifikante Anzahl von Leuten gibt, die Guttenberg auch weiterhin in der Politik sehen wollen. Zum Beispiel sind die Gruppen "Wir wollen ... zurück" ja offensichtlich erst nach dem Rücktritt entstanden, also im voller Erkenntnis der Vorgänge bis zu diesem Zeitpunkt.

Wie auch Jan habe ich Schwierigkeiten damit, diese Zahlen einzuordnen. Es läßt sich ja daraus schließen, dass diesen Leuten die Vorgänge rund um die Dissertation nicht wichtig genug erscheinen, um einen Rücktritt daraus abzuleiten. Zumindest aber scheint es nicht bedeutsam genug zu sein, um ihm eine Rückkehr in die Politik zu verwehren.

Das ist für mich jetzt das andere Extrem. Mir sind aus dem Stand keine besonderen politischen Leistungen von zu Guttenberg bekannt, die eine außergewöhnliche Behandlung rechtfertigen würden. Zum Vergleich: Willi Brandt ist seinerzeit wegen der Guilleaume-Affäre zurückgetreten, das wäre für mich ein vollkommen verzeihlicher Fehler gewesen angesichts seiner Verdienste. Selbst ein Helmut Kohl hat - bei aller sonstigen Kritik - im entscheidenden Moment den richtigen Instinkt bewiesen und die Wiedervereinigung vorangetrieben, was ihm in der Diskussion um die Parteispenden sicher einen Bonus verschafft hat. Ich sehe keine vergleichbaren Leistungen in diesem Fall.
Ist diese Reaktion dann eher ein Beweis für die Niedrigachtung von Titeln in Deutschland, Stichwort Elfenbeinturm? Oder ist es einfach ein "Wir wollen unseren Popstar wiederhaben"?
Ganz offensichtlich steht die Sympathie für Guttenberg über allen anderen Dingen. Und die Presse freut sich, kann sie doch jetzt das Thema noch ein ganzes Stück weiter ausdehnen.

Auch hier zeigt sich, was ich oben versucht habe zu erläutern: Man rottet sich zusammen und setzt existierende Mechanismen derart unter Druck, dass sie in ihrer arttypischen Langsamkeit nicht damit fertig werden. Viele zeigen auf Nordafrika und sagen: das können wir auch. Wir Deutschen waren ja schon immer gut beim Revolutionieren. :w

Es kann aber nicht sein, dass über moderne Medien relativ kleine Gruppen derartig Einfluss auf unsere Politik nehmen, egal in welcher Richtung. Das hat nicht den Charakter und die Güte eines Volksentscheids, sondern spielt sich hauptsächlich in bestimmten Generationen und Interessensbereichen ab.

Deshalb ist es um so wichtiger, diese Sache jetzt neutral und so weit wie möglich aufzuarbeiten, sonst ist Guttenberg per facebook-Akklamation schnell wieder in der Regierung, und das darf nicht sein.
 
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"Die Causa Guttenberg ist trotz seines Rücktritts noch längst nicht ausgestanden. Nach stern-Informationen wird die Kommission der Universität Bayreuth zur "Selbstkontrolle in der Wissenschaft" bestätigen, dass Guttenberg beim Verfassen seiner Doktorarbeit getäuscht hat. "Was Guttenberg gemacht hat, ist Täuschung im Sinne dessen, was die Verwaltungsgerichte bislang geurteilt haben", sagte ein Mitglied der Kommission. Oliver Lepsius habe "völlig recht". Der Bayreuther Jurist Lepsius hatte gesagt, die Universität sei "einem Betrüger aufgesessen". In zwei Wochen will die Kommission ihren Abschlussbericht veröffentlichen. Sie gibt dann auch einen Überblick über mögliche straf- und zivilrechtliche Konsequenzen."

KLICK

©jurafun by copy and paste und irgendwo im Internet gelesen!
 
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(...)
Unter dieser Prämisse frage ich mich, ob es nicht erheblich zu weit geht, zu Guttenberg die politische Glaubwürdigkeit abzusprechen. (...)

Ich glaube, ich spreche nicht nur für mich selbst, wenn ich sage, dass die Plagiatsaffaire nur der Gipfel des Eisbergs war/ ist.
Es began doch schon mit seiner vermeintlichen Qualifikation, als er Wirtschaftsminister wurde. Dazu dann noch sein arg geschönter Lebenslauf. Darauf folgte sein Hin und Her bzgl. Opel. Auch da hat er sich groß in Szene gesetzt, doch raus kam nicht mehr als heiße Luft.
Für mich der Knaller, dann die Kunduz-Affaire. Erst hieß es, der Luftangriff sei "angebracht", dann "ich revidiere: nicht angebracht". Begründet wurde dies damit, dass Schneiderhahn und Wichert ihm Dokumente vorenthalten haben - das stimm sogar! Heute wissen wir aber, dass die vorenthaltenen Dokumente irrelevant waren und Guttenberg auf ein und der selben Informationsbasis seine obigen Aussagen getroffen hat. Er brauchte einfach nur Verantwortliche, auf die er es abschieben konnte. Zudem hat er die beiden dann nochmals hintergangen, indem er sein Versprechen brach, diskret zu sein.
In der Gorch-Fock Affaire pochte er dann darauf, dass der Fall ordentlich untersucht werde und keine Vorverurteilungen stattfinden sollen. Ein Tag später, nämlich nachdem die Bild unschön über die vermeintlichen Geschehenisse auf der Gorch-Fock berichtete, entzog er dem Kapitän alle Kompetenzen, was selbst die Besatzung der GF als "abservieren" empfand und dies in einem Brief an Guttenberg deutlich ausdrückte.
Zur Plagiatsaffaire muss ich nun nicht nochmal weiter ausholen, finde aber, dass sein Gerede um seiner selbst doch zeigt, wes Geistes Kind...
 
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Ich glaube, ich spreche nicht nur für mich selbst, wenn ich sage, dass die Plagiatsaffaire nur der Gipfel des Eisbergs war/ ist.
Es began doch schon mit seiner vermeintlichen Qualifikation, als er Wirtschaftsminister wurde. Dazu dann noch sein arg geschönter Lebenslauf. Darauf folgte sein Hin und Her bzgl. Opel. Auch da hat er sich groß in Szene gesetzt, doch raus kam nicht mehr als heiße Luft.
Für mich der Knaller, dann die Kunduz-Affaire. Erst hieß es, der Luftangriff sei "angebracht", dann "ich revidiere: nicht angebracht". Begründet wurde dies damit, dass Schneiderhahn und Wichert ihm Dokumente vorenthalten haben - das stimm sogar! Heute wissen wir aber, dass die vorenthaltenen Dokumente irrelevant waren und Guttenberg auf ein und der selben Informationsbasis seine obigen Aussagen getroffen hat. Er brauchte einfach nur Verantwortliche, auf die er es abschieben konnte. Zudem hat er die beiden dann nochmals hintergangen, indem er sein Versprechen brach, diskret zu sein.
In der Gorch-Fock Affaire pochte er dann darauf, dass der Fall ordentlich untersucht werde und keine Vorverurteilungen stattfinden sollen. Ein Tag später, nämlich nachdem die Bild unschön über die vermeintlichen Geschehenisse auf der Gorch-Fock berichtete, entzog er dem Kapitän alle Kompetenzen, was selbst die Besatzung der GF als "abservieren" empfand und dies in einem Brief an Guttenberg deutlich ausdrückte.
Zur Plagiatsaffaire muss ich nun nicht nochmal weiter ausholen, finde aber, dass sein Gerede um seiner selbst doch zeigt, wes Geistes Kind...

Da gibt es sicherlich einige Ereignisse, die es wert wären, mal genauer betrachtet zu werden. :t

Zu der GF-Affaire sollte man aber schon zugestehen, dass er zunächst gegrillt wird, warum er da nicht schon längst eingeschritten ist, warum er diese Zustände überhaupt zulässt etc etc. Dann nimmt er den Kapitän, der in die Kritik geraten war, aus der Verantwortung, um dann sofort genau dafür wieder angeschossen zu werden.
Immerhin hat es auf der GF mehrere Todesfälle gegeben, und der Auslöser für die Abberufung war ein Todesfall. Da hätte ich auch lieber erst einmal voll auf die Bremse getreten, um dann eventuell hinterher zurückrudern zu müssen, als anders herum.
 
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Da gibt es sicherlich einige Ereignisse, die es wert wären, mal genauer betrachtet zu werden. :t

Zu der GF-Affaire sollte man aber schon zugestehen, dass er zunächst gegrillt wird, warum er da nicht schon längst eingeschritten ist, warum er diese Zustände überhaupt zulässt etc etc. Dann nimmt er den Kapitän, der in die Kritik geraten war, aus der Verantwortung, um dann sofort genau dafür wieder angeschossen zu werden.
Immerhin hat es auf der GF mehrere Todesfälle gegeben, und der Auslöser für die Abberufung war ein Todesfall. Da hätte ich auch lieber erst einmal voll auf die Bremse getreten, um dann eventuell hinterher zurückrudern zu müssen, als anders herum.

Da gebe ich dir völlig recht. Bezüglich der GF kann man ihm sicherlich schwer vorwerfen gehandelt zu haben, allerdings finde ich die Art und Weise, vor allem auch vor welchem Hintergrund, doch arg fraglich.
 
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Servus

ohne hier Brumm nochmals ausdrücklich zu zitieren, möchte ich kurz klarstellen:
- mein Ausdruck von "Lagerbildung" war nicht in Sinne von aggressivität gedacht, sondern unterschiedlichen Sichtweisen der Vorgänge rund um Guttenberg.
- Ich gestehe jedem zu Fehler zu machen und dann daraus zu lernen. Deshalb kann für mich auch ein Straftäter später Bundeskanzler werden. Es muß jedoch in seiner gesamten Art und Weise erkenntlich werden, daß jemand sein falsches Tun mittlerweile erkannt und korrigiert hat und man somit darauf vertrauen kann, daß sich solche Fehler nicht wiederholen.

Vielen Dank ansonsten an alle, bis auf wenige Ausnahmen ist die Diskussion hier mit Euch wirklich auf einem Niveau, das man im Internet leider selten findet.

Liebe Grüße
Markus
 
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Ein hochinteressanter Artikel, vielen Dank :t

Er bestätigt mir etliche Punkte, die ich bereits erwähnt hatte.
Allerdings wäre es schade, wenn der Uni Bayreuth das Recht verwehrt wäre, eine Beurteilung vorzunehmen.
Interessant fand ich die Hinweise auf die gängige Praxis bei Professuren, das war schon sehr deutlich geschrieben. Nach dem Ansturm auf Guttenberg wäre es sicher gut, wenn in dem Bereich auch mal kräftig nachgeforscht würde.
 
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Deshalb ist es um so wichtiger, diese Sache jetzt neutral und so weit wie möglich aufzuarbeiten, sonst ist Guttenberg per facebook-Akklamation schnell wieder in der Regierung, und das darf nicht sein.

Von Neutralität war ja bisher leider nicht viel zu spüren, warum sollte das also besser werden, und v.a. warum sollte eine Facebook-Akklamation nicht die bisherigen Ereignisse "neutralisieren" - den Gegendruck finde ich eigentlich ganz fair ;).
Bei all dem geballten Fürsprech ist dann schon nochmal die bereits genannte Entfernung der Politik vom Volk erwähnenswert... einen Volksentscheid wird es da nicht geben, denn das Ergebnis "dürfte nicht sein" ;).
 
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Unter der Überschrift "Bayreuth fehlt Legitimation zur Prüfung" (gemeint ist die jetzige Prüfung u. A. der Täuschungsabsicht) hab ich einen Artikel auf FAZ.net gefunden, welcher wirklich für ALLE sehr lesenswert ist:

http://www.faz.net/s/Rub1ED0C280BBA14ACAB16800E2F760DF3E/Doc~ED7F1FB0A039948BAB0700B2AB6AAF3A3~ATpl~Ecommon~Scontent.html

...mal schauen, ob sich diesbezüglich noch Weiterungen ergeben;)

Na, das kann ja noch lustig werden… jetzt spielt es also eine Rolle, ob er immatrikuliert war. Toll! Wenn wir nun schon einmal bei der Uni sind, finde ich diesen Beitrag auch interessant: http://www.spiegel.de/unispiegel/jobundberuf/0,1518,748574,00.html

Mehr beschäftigt mich aber die Frage, durch was wird ein Politiker eigentlich derart beliebt?
Ein Erklärungsversuch: http://www.spiegel.de/wissenschaft/mensch/0,1518,748716,00.html
Was macht ein “politisches Supertalent” aus?
Schwierige Fragen mit u.U. beunruhigen Antworten.
Gruß
Ale
 
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Mich interessiert die Person Guttenberg wenig.

Falls dem wirklich so ist ist, finde ich genau das schade. Was aber, außer der Person Guttenbergs, wertest Du, wenn Du Dich hauptsächlich auf seine Doktorarbeit und seinen Umgang damit berufst, und ja gerade nicht auf seine politischen Qualitäten?
 
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Na, das kann ja noch lustig werden… jetzt spielt es also eine Rolle, ob er immatrikuliert war. Toll! Wenn wir nun schon einmal bei der Uni sind, finde ich diesen Beitrag auch interessant: http://www.spiegel.de/unispiegel/jobundberuf/0,1518,748574,00.html

Für mich kristallisiert sich langsam ein recht desolates Bild der Wissenschaft in Bezug auf Titelvergabe heraus:
- der Erstgutachter handelt auf "Vertrauensbasis"
- der Zweigutachter richtet sich nach dem Erstgutachter und kann sich nicht in jedes Fachgebiet einarbeiten
- Professoren lassen sich ihre Texte von HiWis vorschreiben
usw usw

Damit will ich nicht beschönigen, was Guttenberg fabriziert hat, aber offensichtlich paßt sein Verhalten ganz gut ins Gesamtbild.
 
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Damit will ich nicht beschönigen, was Guttenberg fabriziert hat, aber offensichtlich paßt sein Verhalten ganz gut ins Gesamtbild.

Finde ich nicht;) Für mich macht es einen Unterschied, ob jemand aktiv täuscht, oder ob jemand seine "eigentliche Aufgabe" delegiert. Natürlich hat der Delegierende die Verantwortung für Fehler gerade zu stehen, aber einen Unterschied macht es aus meiner Sicht dennoch.......Mal abgesehen davon, dass es anders gar nicht ginge, aber das ist meine beschränkte Ansicht;)
 
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Finde ich nicht;) Für mich macht es einen Unterschied, ob jemand aktiv täuscht, oder ob jemand seine "eigentliche Aufgabe" delegiert. Natürlich hat der Delegierende die Verantwortung für Fehler gerade zu stehen, aber einen Unterschied macht es aus meiner Sicht dennoch.......Mal abgesehen davon, dass es anders gar nicht ginge, aber das ist meine beschränkte Ansicht;)

Das ist sicher Ansichtssache. Wenn ich als Prof einem Weisungsabhängigen die Aufgabe erteile, irgend etwas zu schreiben, was mit meiner Arbeit zusammenhängt, es dann nachträglich nur leicht verändere, um es dann als mein Gedankengut und geistiges Eigentum auszugeben, ist für mich schon mal der Vorsatz in erheblichem Maße gegeben. Da hätte Guttenberg auch kapitelweise Ghostwriter beauftragen können, das wäre ähnlich gewesen.

Gibt es grundsätzlich ein anerkanntes Konzept des Delegierens bei solchen Arbeiten?
 
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....
Gibt es grundsätzlich ein anerkanntes Konzept des Delegierens bei solchen Arbeiten?

Na, ja, auch ich würde diese Angelegenheit im Ergebnis anders bewertet haben, wenn Guttenberg einen Ghostwriter zugegeben hätte....

Aber im wissenschaftlichen Betrieb ist es nun mal Gang und Gebe, dass bestimmte Aufgaben delegiert werden. Natürlich ändert das nichts an der Verantwortung der Delegierenden, nur wozu gibt es dann wissenschaftliche Mitarbeiter oder- Assistenten? Ob das die letztlich ein "anerkanntes Konzept" ist oder eine korrekte Vorgehensweise ist, will ich mal offen lassen, aber es ist gängige Praxis.....es geht halt nicht anders. Und es muss ja im Übrigen auch nicht nachteilig oder weniger wissenschaftlich sein....
 
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Für mich kristallisiert sich langsam ein recht desolates Bild der Wissenschaft in Bezug auf Titelvergabe heraus:
- der Erstgutachter handelt auf "Vertrauensbasis"
- der Zweigutachter richtet sich nach dem Erstgutachter und kann sich nicht in jedes Fachgebiet einarbeiten
- Professoren lassen sich ihre Texte von HiWis vorschreiben
usw usw

Damit will ich nicht beschönigen, was Guttenberg fabriziert hat, aber offensichtlich paßt sein Verhalten ganz gut ins Gesamtbild.

Glaub nicht alles, was in Zeitschriften veröffentlicht wird - die drei Punkte sind größtenteils Unsinn und entsprechen nicht dem typischen, akademischen Ablauf.
 
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Glaub nicht alles, was in Zeitschriften veröffentlicht wird - die drei Punkte sind größtenteils Unsinn und entsprechen nicht dem typischen, akademischen Ablauf.

Das stimmt, leider!

Dennoch ändert das nichts an der Guttenberg-Diss!:b
 
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Aber im wissenschaftlichen Betrieb ist es nun mal Gang und Gebe, dass bestimmte Aufgaben delegiert werden. Natürlich ändert das nichts an der Verantwortung der Delegierenden, nur wozu gibt es dann wissenschaftliche Mitarbeiter oder- Assistenten?.

Bei wissenschaftlichen Veröffentlichungen gibt es dafür die Erstautorschaft (Mitarbeiter, der z.B. die Experimente macht und einen Entwurf des Papers verfasst) und die Seniorautorschaft (big boss). Das ist wirklich in den meisten Fällen so, und im wissenschaftlichen Bereich auch fair. Ausnahmen bestätigen die Regel ;).
Typisch ist allerdings bei Professoren die Überzeugung, das geistige Eigentumsrecht auf die Ideen seiner Untergebenen zu besitzen. Sie glauben an die psychogene Transfektion. Dabei enstehen Lösungen auf drängende Fragen der Wissenschaft im Unterbewusstein des sozial Höherstehenden, die dessen Aura, unter Umgehung des Bewusstseins, auf eine sozial nachgeordnete Person überträgt. Am Ende des komplizierten Prozesses glauben dann die Profs, allein SIE hätten die entscheidenden Ideen gehabt. (siehe Forschen auf Deutsch, S. Bär)
Aber das ist ein anderes Thema ;).
 
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Bei wissenschaftlichen Veröffentlichungen gibt es dafür die Erstautorschaft (Mitarbeiter, der z.B. die Experimente macht und einen Entwurf des Papers verfasst) und die Seniorautorschaft (big boss). Das ist wirklich in den meisten Fällen so, und im wissenschaftlichen Bereich auch fair. Ausnahmen bestätigen die Regel ;).
Typisch ist allerdings bei Professoren die Überzeugung, das geistige Eigentumsrecht auf die Ideen seiner Untergebenen zu besitzen. Sie glauben an die psychogene Transfektion. Dabei enstehen Lösungen auf drängende Fragen der Wissenschaft im Unterbewusstein des sozial Höherstehenden, die dessen Aura, unter Umgehung des Bewusstseins, auf eine sozial nachgeordnete Person überträgt. Am Ende des komplizierten Prozesses glauben dann die Profs, allein SIE hätten die entscheidenden Ideen gehabt. (siehe Forschen auf Deutsch, S. Bär)
Aber das ist ein anderes Thema ;).

Sehr schön ausgedrückt. Und für mich wiegt ein solcher transzendentaler Prozess mindestens genauso schwer wie das Abschreiben bei Anderen. Jemand gibt fremdes geistiges Gut als sein eigenes aus.

Es wäre schön, wenn das nicht die Praxis wäre.
 
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