AW: Heute schon mal die SIXT-Werbung gesehen?
Nun, es ist Wahlkampf. Das erklärt schon mal zu einem beträchtlichen Teil den Hype, der darum gemacht wird. Was es genutzt hat? Frau Schmidt ist nicht im Schattenkabinett des Schattenkanzlers. Das ist die mediale Seite der Medaille. Ob sich der SPD-Kanzlerkanditat darüber freut oder nicht, das wäre interessant zu erfahren, wird aber leider trotz allfälliger Mitteilungsfreude der Polit-Lautsprecher wohl ein Geheimnis der SPD bleiben.
Aus juristischer Sicht ist der Kampagne ohnehin nicht beizukommen, das haben schon andere Personen des sog. öffentlichen Lebens versucht - und verloren. Die Gerichte sind da recht "unbarmherzig" mit Politikern, VIPs und sonstigen Sternchen. Zudem haben sich die Agenturen auch einer Kontrolle unterworfen, die auf Beschwerde Kampagnen auch auflösen kann, zumindest so die Selbstverpflichtung. Dass Sixt hier eine zweite Stufe startet, zeigt mir, dass das nicht der Fall war. Eine "Beschädigung" des Rufs von Frau Schmidt ist allerdings, wie Dieter anführt, nicht unwahrscheinlich, andererseits liegt das meiner Ansicht nach wohl weniger an der Sixt-Kampagne, als mehr am Interesse der konkurrierenden Parteien, das Thema in den Medien am Köcheln zu halten und für ihre eigenen Zwecke zu instrumentalisieren.
Auch (oder gerade?) im Polit-Leben gilt: wer den Schaden hat, braucht für den Spot(t) nicht zu sorgen!
Zu Frau Schmidts Neigung, den "eigenen" Mercedes im Urlaub dabei zu haben, gibt es eigentlich nicht viel zu sagen: es scheint den Ministern erlaubt zu sein, die Dienstwägen privat zu nutzen, sofern das entsprechend abgerechnet wird. Das, so sagt man, sei korrekt verlaufen, also kein Grund, sie deshalb zu diskreditieren, egal ob man sie für eine gute oder schlechte Ministerin hält.
Lange Vorrede, aber jetzt:
Ich arbeite bekanntlich auch im Bereich "Werbung" und ich finde, die Kampagne ist gelungen und schädigt das Ansehen des Amtes und der Ministerin in persona deutlich weniger, wie die Erklärungsversuche, die aus den Reihen ihrer Mitstreiter kommen, ganz zu schweigen von ihrer eigenen Arithmetik, die davon ausgeht, dass das Fahrzeug 7,7 l auf 100km verbrauche und damit auf der Fahrt gleich viel Kosten verursache, wie ein Mietwagen an einem Tag. Schön, aber der Chauffeur, der arbeitet auch nicht umsonst und auch die Hotelkosten für seine Übernachtungen haben keinen Eingang in die Kostenkalkulation gefunden. Naja, sie ist ja auch für das Ressort Gesundheit und nicht für Bildung und Forschung zuständig und dafür, dass auch die Musterrechnungen im Rahmen der Reformen des Gesundheitswesens nicht immer aufgehen, kann sie jetzt wirklich nichts, da verrechnen sich andere, hochdotierte Experten. Vielleicht hat sie sich aber von denen anstecken lassen, weil es gegen Dyskalkulie noch keine Impfstoffe und schon gar keine billigen Generika gibt? Wer weiss das schon...
Ist ja letztlich auch egal - sie bezahlt das ja aus eigener Kasse und kann damit auch den Fahrer (und seinen 15jährigen Sohn) anreisen lassen. Das ist i.O..
Richtig ins Nachdenken komme ich aber bei der Argumentation mit den Risiken, denen die Ministerin im ETA-Land ausgesetzt sein könnte. Sie hat nämlich keine Panzerlimousine, sondern ein "normales" Fahrzeug und ausserdem könnte man ihr seitens der Botschaft in Madrid auch ein angemessenes Fahrzeug zur Verfügung stellen. Hätte man können.
Aber auch das ist im Grunde noch nicht der Grund, warum ich mich fast schon freue, dass sie ein bisschen durch den Kakao gezogen wird, wobei ich das eigentlich noch nicht als bösartig oder gar ehrabschneidend bzw. verletzend sehe, sondern nur eine "Verarschung", wie sie landesweit in diversen Karnevalssitzungen und dem "Derblecken" in weitaus derberem Umfang belächelt bis belacht und applaudiert wird:
Wenn ich einen 100.000 Euro-Dienstwagen habe, den nicht versichere und dann der Schlüssel, so war zumindest in den Medien zu lesen, aus dem nicht verschlossen Haus gestohlen wird (jaja, die Tücken der Hintertüre), dann bin ich der Ansicht, gehört das auch "bestraft", also nicht nur die Diebe, auch die Schlamperei.
Wer zum Schluss schuldig daran ist, ist eine andere Sache, aber es war ihr Dienstwagen, also trifft die Häme nunmal Frau Schmidt.
Ganz nebenbei: wenn der Steuerzahler im Falle eines Diebstahls auch meinen BMW zahlen würde, müsste ich nicht so peinlich darauf achten, wo ich meinen Schlüssel rumliegen habe...