Ich arbeite ja in der Motorenkomponentenvorentwicklung, früher gerade bei den Gleitlagern und heute bei anderen Bauteilen. Und habe in dem Zuge sehr engen Kontakt zu den namhaften Öl- und auch Additivherstellern. Alles was er da so schreibt ist ehrlich gesagt nette Erfahrung aber nicht fundiert belegbar bzw zum Teil schlicht falsch im Hinblick auf heutige Motoren. Wenn er von Ölwannentemperaturen spricht bei denen das Öl verschlammt/verkokt, dann stimmt da schon was nicht. Das passiert an den Kolben und am Lader, nur dort treten Temperaturen über 250 Grad auf, bei denen das Öl so gecrackt wird. Auch was die Viskoangaben angeht, muss man sich mal klar machen, wie die ermittelt werden und wie viel das nachher über ein Öl aussagt, nämlich herzlich wenig. Wer sich da mal tiefer reinlesen will, kann mal nach der SAE J300 Spec suchen, da werden die Viskoklassenrahmenbedingungen wissenschaftlich aufbereitet erklärt.
Von den Werksvorgaben zu weit abzuweichen kann schnell ungesund werden, da die Lagerspiele zB darauf abgestimmt sind. Ein Beispiel: Wechselt man von einem 5W-30 mit HTHS 3.5cP auf ein 0W-20 mit 2.6cP, führt das im warmen Zustand zu einem erhöhten Durchfluss an den Hauptlagern von gut 30%. Das heißt auch, dass der Druck entsprechend sinkt und durch die geringe Scherviskosität die Filmdicken kritisch werden können. Das Lagerspiel müsste zur Beibehaltung des Durchflusses und der Druckverhältnisse im Prinzip um ein Viertel reduziert werden.
Das Mobil 1 ist aufgrund seiner Additivierung und auch wegen seiner Grundölbasis momentan das definitiv hochwertigste Öl für diese Motoren. Niemand verwendet noch so hohe PAO Anteile im Grundöl. Das ist einer der Ecksteine für eine hohe Lebensdauer auch gegen die thermische Belastung und den chemischen Angriff auf die Öle (Oxidation). Wenn ihr eurem Öl wirklich was Gutes tun wollt, baut einen zusätzlichen Ölkühler ein, denn vor allem ab etwa 120 Grad erhöhen nur zehn Grad mehr die Oxidationsgeschwindigkeit des Öls, also den chemischen Langzeitangriff, um den Faktor 2. Im LKW liegen die Wechselintervalle übrigens heute idR bei 100000km auch ohne PAO-Grundöle. Das fahren die meisten eben in rund 9 Monaten zusammen. Hier wird eben viel wert auf gesunde Temperaturen gelegt und auch ein großer Sumpf mitgefahren. Ein 13L Truckmotor hat etwa 40L Öl.
Dass das "neue" Mobil keine Freigabe mehr haben soll liegt schlicht an dem Zertifizierungsaufwand, den der Hersteller nicht mehr gehen will, weil er schon an Ölen in Richtung 0W-12 oder 0W-8 arbeitet. Viele der Motoren, die mit 0W-20 Vorgabe kommen sind übrigens bauartbedingt nicht mehr kompatibel zu dickeren Ölen! Da wurden wirklich alte Zöpfe abgeschnitten. Also aufpassen, falls ihr sowas habt, vor allem wenn das Motoren aus Japan sind!