AW: Motor einfahren?
Hmm .. ok, werden wir mal technisch. Ich fange mal auf Sesamstraßenniveau an.
In unseren Verbrennungsmotoren bewegen sich 6 Kolben auf und ab.
Immer schön im Wechsel:
1. runter - Gemisch ansaugen
2. rauf - Gemisch verdichten und zünden lassen
3. runter - die Explosion drückt den Kolben nach unten und er überträgt seine Kraft über das Pleuel auf die Kurbelwelle
4. rauf - Abgas ausstoßen
Im 3. Takt wird eine geradlinige Bewegung in eine Kreisbewegung umgesetzt.
Wenn sich das System sehr, sehr langsam bewegt, dann ist diese Bewegung auch absolut geradlinig und danach absolut kreisförmig.
Bei 5.000 1/min beschreibt der Kolben jedoch eine elliptische Bewegung, denn der Bolzen im Kolben, der die Kraft auf das Pleuel überträgt ist nicht "reibungsfrei"
Deshalb haben wir um den Kolben mehrere Kolbenringe, die dieses "Flattern" des Kolbens ausgleichen.
Dieser Kolbenbolzen braucht eine gewisse "Einfahrzeit" bis er "flutscht". Und hier ist die größte Gefahr einen nicht eingefahrenen Motor zu himmeln.
Denn wenn der Kolben erstmal Kontakt mit der Zylinderlaufbahn hat, dann war's das ... die Zylinderlaufbahnen sind gehohnt, also mit einem Kreuzschliff versehen, da wird in der Einfahrphase kein Material abgetragen! Daher muss auhc das Öl heute nicht mehr gewechselt werden.
So, nun zur Ausgangsfrage - wie fährt man einen Motor ein?
... indem man sich Gedanken macht wann dieser Kolben zum "Flattern" neigt!
Wenn der Motor bei niedrigen Drehzahlen läuft, ist alles ok ... logisch.
Wenn der Kolben aber massive Kraft durch Verbrennung bei niedrigen Drehzahlen bekommt, ist es nicht mehr ok.
Läuft der Motor mit mittleren Drehzahlen ist auch alles ok.
... mit massiver Last ist die Bahn des Kolbens wieder eierig ... also nicht ok.
Bei hohen Drehzahlen läuft der Kolben auch nicht mehr geradlinig - also nicht ok
... unter Last auch blöd.
Springt man vom Gasbedal und der eben noch "antreibende" Kolben bekommt nun die volle Motorbremse, dann ist das bei geringen Drehzahlen noch ok.
Bei mittleren Drehzahlen ist das schon grenzwertig.
Bei hohen Drehzahlen ist es auch bei einem eingefahrenen Motor nicht gut und kann für Kolbenwandkontakt sorgen.
Bei 250 km/h "vom Gas springen" geht noch, aber dann mit eingekuppeltem Motor sofort auf die Bremse zu springen ist nicht zu empfehlen - der eh schon eierige Kolben wird auch noch abgebremst und kommt gar nicht zur Ruhe.
Und um es perfekt zu machen, schaltet man bei erreichen von 200 km/h nochmal zurück in den 4. Gang ... ohne Zwischengas ...
Vielleicht noch der ein oder andere Verschalter dazwischen und dat war's ...
Was tun?
... die ersten 1.000 km nicht mit Volllast fahren und höchste Drehzahlen vermeiden. Also ab 5.000 1/min muss man zu Beginn nicht dauerhaft fahren - einmal kurz hochdrehen unter Last, dann aber nicht direkt vom Gas springen, sondern die Last langsam wieder runternehmen, das geht schon.
Und auch im späteren Betrieb eben "mit dem Kolben fühlen" - mal überlegen wie der sich so in seinem engen Zylinder bewegen wird - welche Kräfte von oben oder von unten oder von der Seite wann auf ihn einwirken ...
... und schon dürfte der Motor lange halten.
Ob es meinem Motor wirklich gut geht? ... keine Ahnung, werde ich im August herum herausfinden, da wird er geöffnet.
.... max 3/4 Drehzahl, max 3/4 Last ... passt schon.