Regeln verändert?
50 km/h (Verkehrszeichen 274-50) hieß also bis vor kurzem: Hier steht zwar, ich soll hier 50 fahren, aber kannst Du großzügig nach oben auslegen.
Ich denke nicht. Eine Übertretung ist schon immer geahndet worden (wenn kontrolliert wurde).
stimmt, bei einigen Landstraßen verstehe ich tatsächlich die Geschwindigkeitsbegrenzungen wirklich nicht.
Da sind wir uns sehr einig, und ich glaube dieser Punkt, den Du anführst - nämlich etwas nicht nachvollziehen zu können - ist ein Kernpunkt dieser Diskussion.
Anders halten sich die Leute doch nicht dran, es war doch normal, mit +20km/h bei fast jeder Geschwindigkeitsbegrenzung durzufahren.
Ich finde das sehr verallgemeinert. Und würde das daher eher differenziert betrachten und eben dieses differenzierte Erleben ist auch meine Erfahrung aus > 30 Jahren alles fahren was Räder hat.
tja, bei 58,2 Millionen zugelassenen Fahrzeugen: ist das Regelgeilheit?
Die "Regelgeilheit" bezieht sich auf Aussagen wie "halte Dich an die Regeln, dann hast Du auch keine Probleme". Das hat - in meinem Kopfkino - ein verwandschaftliches Verhältnis zu "Maul halten und tun sie, was ich ihnen sage"
Meiner Erfahrung nach, ist das wie im Straßenverkehr, einige wenige reizen bestehende Regeln aus, ohne sich um die Konsequenzen zu scheren und die große Mehrheit muss dann die folgen tragen.
Da bin ich bei Dir. Hat aber nichts mit meiner Aussage- oder der Intention meiner Aussage zu tun.
Um meine Meinung (bitte das zu beachten..."meine" und "Meinung"...) etwas zu präzisieren:
Durch alle Foren, in denen ich mich so herumtreibe, gibt es einen gewissen Konsens: Wer in Wohngebieten, an Schulen oder generell in Gebieten, wo einem jederzeit ein Mensch vor das Fahrzeug laufen kann, die Geschwindigkeitsbegrenzung überschreitet, der möge auch streng bestraft werden.
Der neue (allerdings auch der "alte") Bußgeldkatalog bzw. die StVo hat einen m.E. gravierenden Fehler: Es wird eben nicht nachvollziehbar geahndet, sondern eher "prinzipiell".
Wenn ich einen Riesenböller nachts um 12 in einem menschenleeren Industriegebiet zünde, dann ist das verboten. Und werde ich erwischt, werde ich bestraft.
Wenn ich den gleichen Böller vor einem Kindergarten zünde, ist das auch verboten. Die Strafe dürfte aber deutlich höher ausfallen. Ist ja auch jedem klar, oder?
Übertragen auf die Strafen bei Geschwindigkeitsübertretungen ist es aber vollkommen egal, ob ich nachts in einem Industriegebiet wo 50 km/h erlaubt sind, mit 72 km/h geblitzt werde - oder vor einer Schule, wo 30 km/h erlaubt sind, mit 52 km/h. In beiden Fällen ist die Strafe die gleiche. Und genau das erscheint mir - und offensichtlich auch anderen Menschen - als ziemlich unverständlich, denn das Risiko, andere Menschen zu verletzen oder gar zu töten ist überhaupt nicht vergleichbar. Wir haben in Hamburg dicke fette 4-spurige Hauptverkehrsstraßen wo 50 km/h erlaubt sind...und kleine, enge Wohngebietstraßen...wo 50 km/h erlaubt sind. Das ist einfach nicht nachvollziehbar.
Und Regeln, die nicht nachvollziehbar sind, sondern nur sich selbst dienen - sind echt schlechte Regeln und gehören hinterfragt.
Was dazu noch medial zum Teil abgebrannt wird, ist noch eine ganz andere Nummer, auf die ich nicht eingehen will (siehe diese unglaublich schlechte Polemik in der "Heute-Show" zu diesem Thema...). Ich finde aber, dass Regeln, die offensichtlich weniger zweckdienlich sind als ideologisch verseucht, durchaus kritisiert werden müssen.
Wenn die Gesetzgeber wenigstens die Eier hätten - so wie das Umweltbundesamt -klar zu sagen "Wir wollen den Individualverkehr unattraktiv machen"...Okay. Dann wäre das ehrlich, und die Kollegen müssten sich der Konsequenzen bei der nächsten Wahl stellen. Aber die Verkehrssicherheit vorzuschieben...das ist stillos.
Gute Nacht,
Ralf