Ich warte auf meine Currywurst. Eine junge Frau, um die 30 betritt mit ihrem ca. zehn Jahre alten Sohn die Pommesbude. Sie wirkt etwas gestresst und zieht ihren Sprössling an der Hand durch den Eingang.
„Jetzt komm schon, Friedrich!", bittet sie ihn angestrengt.
„Bin doch nicht dein Köter!", raunzt er zurück.
Der jungen Mutter ist die Reaktion sichtlich peinlich. Sie versucht es weg zu lächeln und widmet sich dem Mann hinter der Theke.
„Ja also, Hallo. Eine Currywurst für mich und eine große Pommes für Friedrich."
„Darf et noch jet wat druff sein, junger Mann? Ketchup? Majo?" hakt der schnauzbärtige Imbisswirt nach.
„Ja! Salz! Du alter Knacker. Salz!"
Stille. Der Schnurrbart vom Imbisswirt vibriert. Er kocht vor Wut. Doch bevor es aus ihm rausbricht, blickt er zur Mutter. Sie lächelt ihn bittend, ja verzweifelt an. Bitte haben Sie Nachsicht. Schnaubend dreht sich der Wirt um.
„Und Avanti, wenn ich bitten darf. Ich hatte noch nichts zu Mittag, Meister! Hopp Hopp!" Friedrich bäumt sich bei seiner Anweisung selbstbewusst vor der Theke auf. Er verschränkt die Arme. Er grinst.
Gleich wird ein Gewitter aufziehen. Der Imbisswirt schüttelt sich, er bebt.
„Wissen Sie, es ist diese unglaublich Hitze“, versucht die Mutter erklärend zu beschwichtigen, „diese Hitze bekommt meinem Friedrich nicht gut. Da ist er immer so emotional aufgewühlt. Unser Erziehungsstil orientiert sich an der offenen Kommunikation, verstehen sie?“
„Offene Kommunikation, also." gibt der Wirt, durchaus etwas amüsiert zurück. „Isch ben uch ne Fründ von offener Kommunikation. Ihr Jung leidet nit unter der Hitze. Ihr Jung is uch nit falsch erzogen. Wissen se, ihr jung is überhaupt nit erzogen. Wenn se nit uffpasse, wird dat später mal en rischtiges Sackjesich. Wenn et nit schon zu spät is. Sie bruchen in den nächsten Jahren viel Kraft, deshalb jeht Ihre Curry aufs Haus. Äver dä fiese Möpp do, der krischt nix."