Was für ein Tag… naja, eigentlich zwei.
Beim dritten Anlauf sollte es nun endlich klappen, ich stand ja wieder mal in der Nennliste zur NLS.
Am Freitag war die obligatorische Prüfung der Ausrüstung dran, sowie noch was Papierkram. Das war der einfache Teil…
Das Auto war schon am Vormittag im Trackday auf dem GP-Kurs gelaufen und soweit vorbereitet. Unser Plan für das Training von 16-19 Uhr war, die Abstimmung noch weiter zu verfeinern und ich sollte Praxis auf dem Auto sammeln. Mein Kollege Anton Ruf fuhr zuerst drei Runden. Es fing an zu nieseln und nach kurzer Zeit war leider das Training durch die rote Flagge unterbrochen. Dann wurde es deutlich zu feucht für Slicks und der Wechsel auf RR stand an. Damit kam ich auch direkt aufs Auto. Ich fuhr drei Runden, wobei ich es mit einer teils trockenen und teils komplett nassen Fahrbahn zu tun hatte. Auf der letzten Runde wurde die Ideallinie aber wieder so trocken, dass es keinen Sinn machte noch länger die RR zu strapazieren. Ich konnte schon nur noch vereinzelte nasse Stellen zum kühlen finden. In der Mutkurve war ich jedoch froh, die RR noch drauf zu haben weil ein AMG GT3 sich schon im Training recht brutal innen rein drückte und mich auf die Aussenbahn zwängte, die noch nass war. War knapp, ging aber gut.
Ich bin dann gegen Trainingsende noch eine Runde auf Slicks gefahren und das Auto konnte für den Renntag vorbereitet werden. Wir haben nochmal die Spur und Sturz geprüft und die Bremse gewechselt.
Am Samstagmorgen ging es dann um 8:22 mit dem Qualifying los. Patrick Schneider, er ist schon auf mehreren Autos erfolgreich Rennen gefahren und nebenbei auch Coach, hat die Bremse eingefahren und in der zweiten Runde direkt auch eine gute Zeit setzen können. Dann ging Anton für zwei Runden raus. Seine Zeiten wären auch top gewesen, jedoch bremste eine Code-60 ihn aus. Also wieder Wechsel und ich ging für drei Runden aufs Auto. Natürlich habe ich noch nicht die Performance um an die Zeiten der beiden ran zu kommen. Aber ich konnte mich an den Verkehr auf der NOS in der NLS gewöhnen. Die GT3 sind teilweise schon irre schnell hinter dir… und meist auch vorbei.
Anton hat dann nochmal zwei Runden gemacht aber mehr als Startplatz 4 von 7 war nicht drin. Aber wir waren im Soll.
Die Zeit zum Start haben Anton und ich dann genutzt um mal Datenauswertung und Videoanalyse zu machen. Es zeigte sich, dass meine Linie schon richtig gut passt (hätte mich ehrlich gesagt auch gewundert wenn nicht) und auch die Bremspunkte schon recht gut sind. Hier und da verschenke ich da noch ein paar Meter. Aber mit dem Auto gewinnt man nicht auf der Bremse, das zeigten die Daten deutlich. Ich war noch zu zaghaft wenn es am Exit der Kurve wieder nach vorne geht. Hier verlor ich direkt ein paar wertvolle Zentel, die sich dann vor allem auf langen Geraden und Bergaufstücken schnell in viele Sekunden summieren. Das war sehr hilfreich für mich. Es ist eine Frage des Vertrauens ins Auto, was man damit umsetzen kann.
Den Start fuhr Patrick auf neuen Slicks und er konnte sich im ersten Stint auf P3 Vorfahren und den Platz da halten. Das erste Drittel war geprägt durch eine Code-60 im Bereich Wehrseifen bis Breitscheid durch einen Unfall in Runde 1.
Und dann war es an der Zeit für mich, mir einen lang ersehnten Traum zu erfüllen. Helm an und ab ins Auto zu Stint 2. Ich war komischer Weise kein bisschen nervös. Ehrlich, ich fühlte mich gut und hab mich richtig gefreut, dass es jetzt los geht.
Also Sitzkissen platzieren und rein ins Auto, Trinksystem und Funk einstöpseln, tanken, Luftdruck kontrolliert, Radiocheck sowie Fahrer-ID umstellen. Die Schritte hatten wir im Training und Qualy extra geübt.
Dann vom Car-Chief das Go! Durch die Boxengasse raus auf die Strecke… direkt kommen in der Mercedes Arena zwei Cup Porsche von hinten, blinken, vorbei lassen und in den Rhythmus kommen. Das erste Mal im Rennen raus auf die NOS. Hatzenbach… Hocheichen… schnellere Fahrzeuge kommen von hinten, man schließt aber auch schon auf langsamere auf. Der Rückspiegel und die Streckenposten sind deine besten und wichtigsten Freunde. Schwedenkreuz 245 km/h… fühlt sich anders an als im 318is… Fuchsröhre, lieber vorsichtig ran gehen, 200 sollen mal reichen in der ersten Runde. Man weiß ja nicht wie die Strecke aussieht. Dann runter Richtung Breitscheid, immer noch Code-60… ein R8 hängt hinten dran und blinkt schon weil er um die Führung im Rennen kämpft. Also schon vor der grünen Flagge per Blinker gezeigt wo ich gleich fahren werde. Er zieht vorbei und alles passt. Es geht den Bergauf, Kesselchen, Mutkurve, Karrussel bis Hohe Acht. Die Geschwindigkeiten sind deutlich höher als ich das sonst gewohnt war, gute 210 liegen bergauf an. Vom Bergwerk bis zur Mutkurve ist das Gaspedal am Bodenblech. Dann weiter Hedwigshöhe, Eschbach, Brünnchen. Stehen da Leute? Ich muss ehrlich sagen, ja… aber ich weiß nicht ob es 100 oder 5000 waren? Ich habe im ganzen Stint keine Zeit um mir da Gedanken zu machen oder um hinzuschauen. War im E36 anders.
Eiskurve und Anfahrt Pflanzgarten. Im Qualy habe ich einmal nicht vor dem Sprung gebremst zum Testen. Aber mit kurzen Anbremsen hebt man immer noch ab… da das ABS nicht perfekt an dem Auto ist, lieber vorher bremsen um gar nicht in den Regelbereich zu kommen. Großer Sprunghügel und durchs Bellof-S. Sieht alles gut aus, Strecke ist sauber und mit dem Verkehr passt es auch. Galgenkopf und mit viel Schwung auf die Döttinger Höhe. Hier geben wir per Funk den Verbrauch durch und bekommen wichtige Infos. Leider keiner vor mir für einen Windschatten. Trotzdem stehen in der Tiergartensenke wieder 250 auf dem Tacho. Hohenrain Schikane sauber anbremsen und zum ersten Mal über Start-Ziel. Meine erste Runde NLS… nicht drüber nachdenken… von hinten kommt ein Klassenkonkurrent näher. Mein Car-Controller sagt, einfach ruhig weiter fahren. Unser Ziel sind Punkte und Erfahrung sammeln sowie im Mittelfeld ankommen. Trotzdem schaffe ich es, mich fast die kompletten nächsten zwei Runden vor dem deutlich erfahreneren Kollegen zu halten. So Positionskämpfe Stoßstange an Stoßstange wenn dann noch Überholmanöver und selbst überrundet werden anstehen ist schon eine ganz neue Erfahrung für mich. Eingang Schwalbenschwanz bremst sich der Kollege dann neben mich und ich gebe ihm den Raum und damit Platz 3. Immer das Ziel Ankommen im Kopf. Die weiteren Runden sind geprägt von Gelb- und Code-60 Phasen. Aber ich habe es geschafft vier von den sechs Runden innerhalb von einem 3 Sekunden Fenster zu fahren. Also recht konstant. Und ich war nur 17 Sekunden hinter dem schnellsten Konkurrenten zu der Zeit auf der Strecke. Damit bin ich super zufrieden.
Mein Car-Controller gibt mir dann das Zeichen zum Boxenstop. Also rein in die Boxengasse und das Team finden. Ist aber einfacher als im Gewusel bei der RCN.
Der Wechsel auf den dritten Fahrer Anton verläuft problemlos. Ich teile ihm noch mit, dass in der Schikane viel Kies auf der Strecke liegt und Kesselchen hoch liegt links eine Karkasse auf der Linie die wir da normal fahren.
Dann endlich was kühles zu trinken… und ich darf direkt mal zum Interview bei Nürburgring TV. Dazu bald mehr auf YouTube.
Anton kann dann den Platz wieder zurück holen und wir liegen wieder auf Podiumskurs. Leider haben wir uns bei der Mindesstandzeit um 4 Sekunden vertan und er muss nochmal kurz rein damit es keine Zeitstrafe gibt. In der vorletzten Runde ist er trotzdem im Windschatten und damit in Schlagdistanz zu P2. Dann zeigt das Auto aber Warnungen. Öltemperatur kritisch. Mist… Risiko oder Punkte? Wir entscheiden uns direkt für Punkte und Anton nimmt Tempo raus. P3 ist sicher und somit mein erstes Podium direkt beim Debüt. Was will man mehr?

Das ganze Team hat eine super Arbeit gemacht. Unsere Mechaniker machen das ja nur ehrenamtlich und quasi für den Spaß.
Es wurde dann gemeinsam ein schönes Bier getrunken und alles aufgeräumt. Und selbst da bin ich als Fahrer mit dabei und helfe. Für mich gehört das halt dazu in einem Team.