Hallo zusammen,
jetzt kommen wir wieder von den Hydrolagern zur Fahrwerkstechnik ;-)
Trotzdem ein Tipp zu den Hydrolagern: Bloß keine Vollgummi-Lager von Meyle (Meyle HD) kaufen. Der letzte Mist!
So...zum Fahrwerk bzw. den KONI-Dämpfern:
Ich hatte heute die Gelegenheit mit einem echten Fachmann zu sprechen, wenn's um Fahrwerkstechnik geht. Insbesondere kennt er sich mit KONI-Produkten super aus und ist auch einer der wenigen Vertriebs-, Service- und Reparaturpartner von KONI, sodass seine Adresse auch als einzige Kontakadresse für Service & Reparaturen auf der KONI-Homepage erwähnt ist.
Und das Besondere: Der gute Herr hat ca. 30 Jahre bei KONI Deutschland im Versuch und der Entwicklung gearbeitet. Ein echter KONIaner also :-D
Er vertreibt, repariert und berät heute aber auch KW, H&R, Bilstein Produkte.
Ich habe ihn mal alles gefragt, was mich interessiert hat. Dabei habe ich folgende Erkenntnisse gewonnen:
-Die KONI Sport (die gelben) verfügen nicht über eine Dämpferpatrone (meist bei billigeren Herstellern vorhanden: Vogtland, AL-KO, etc.), sondern sind quasi "nass aufgebaut" (Nassaufbau), d. h., dass sich im Dämpfer keine (austauschbare) Patrone befindet, sondern im Dämpferrohr quasi direkt der eigentliche Dämpfer ist. Schwer zu erklären.
VORTEIL: Meist hochwertiger als Patronen. Nachteil: Nicht austauschbar, wenn defekt. Dann muss der ganze Dämpfer erneuert werden.
-Es sind sogenannte Softgas-Dämpfer, also keine klassischen Gasdruck-Dämpfer. Eigentlich, so kann man sagen, ein Öldruckdämpfer mit Gasbeimischung. VORTEIL (für mich zumindest): Bei Schlaglöchern, schlechten Straßen, etc. scheppert es mit den KONIs ggf. weniger, da die Softgas-Dämpfer dies harmonischer wegfedern als die reinen Gasdruckdämpfer (z. B. Bilstein B8), da die Gasdruckdämpfer erst einmal gegen den hohen Gasdruck (bis 27 Bar) "ankämpfen" müssen und deshalb ist es in diesem Moment so hart.. Das gelingt ihnen aber bei kurzen Stößen nicht so harmonisch wie den Softgas-Dämpfern, da bei diesen der Gasdruck geringer ist und der Dämpfer eher zum dämpfen kommt als der klassische Gasdruckdämpfer. Ich fand den B8, ähnlich wie das M-Fahrwerk, nämlich manchmal noch zu rüde bei schneller Fahrt über schlechte Straßen.
-Es sind Zweirohrdämpfer (Bilstein B8 ist Einrohr in Upside-Down-Bauweise)
-Zugstufe ist vorne im eingebauten Zustand an der Kolbenstange am Dom schnell und unkompliziert verstellbar. Hinten müssen die Dämpfer für die Verstellung allerdings ausgebaut werden. Er sagte aber auch, dass die Zugstufenverstellung eigentlich nur dafür gedacht ist irgendwann einmal eintretenden Verschleiß auszugleichen und nicht, um den Dämpfer von Anfang an knüppelhart zu stellen. Der Dämpfer sei in Stufe 0 auf das Fahrzeug abgestimmt worden.
-Er sagte mir auch, dass die Dämpfer für unseren Z als Komplettfahrwerk (Kit) mit H&R-Federn angeboten würden. Das liegt daran, dass H&R Vertriebspartner in Deutschland von KONI ist und den Produktvertrieb unterstützt. Aus dieser Kooperation heraus wurden gemeinsam Komplettfahrwerke entwickelt.
Ich habe dann direkt gefragt, ob es Bedenken gegen die Verwendung von den Eibach Pro-Kit Federn geben würde oder ob es aus Abstimmungsgründen besser wäre die H&R 35/35 Federn zu fahren. Er sagte, er kenne die Pro-Kit Federn und würde sie ständig verkaufen. Oft absolut problemlos zu den KONI gelb. Es harmoniert also super damit. Er sagte auch direkt, dass die H&R oft zu tief kämen und einfach vielen zu hart seien.
-Meine Hauptfrage: Langlebigkeit!! Er sagte, ich solle mir keine Sorgen machen. KONI sei früher unverwüstlich gewesen und das seien sie auch heute noch. Reklamationen oder Reparaturen wegen ölenden Dämpfern, etc. kämen äußerst selten vor! Er vertreibt ja auch Bilstein und sagte, die würden zweifelsfrei auch gute Dämpfer bauen, allerdings nicht so fehlerfrei wie KONI. Die B8 Polter- u. Ölproblematik (übrigens auch bei einigen Gewindefahrwerken Bilsteins) sei ihm bekannt, da er hin und wieder welche zur Prüfung/Reparatur/Austausch da hatte. Aber er sagte auch, dass das längst nicht allen Bilstein--Fahrern passieren muss ;-) Man kann wohl Glück oder Pech haben.
-Meine Bedenken: "KONI sind zu hart, dass liest man doch oft im Internet!" Er sagte, dass sei ein weit verbreiteter Mythos, da es einfach zu viele "Jungspunde" geben würde bzw. damals gegeben hätte, die die Dämpfer voll zugeknallt hätten (Zugstufe) und dann hat sich nach und nach dieser Mythos verbreitet. Ich habe ihn explizit nach einem direkten Vergleich zum B6 (der ungekürzte) und dem B8 gefragt, da ich die B8 ja derzeit fahre und nichts härteres möchte. Darauf antwortete er, dass er beide Dämpfer (Bilstein & KONI) sehr gut kennen würde und in den unterschiedlichsten Autos erlebt hätte. Die KONIS seien mit den Bilstein von der Straffheit und Sportlichkeit völlig vergleichbar, wenn man sie "weich" eingestellt lässt. Eher ist der KONI (aufgrund Soft-Gas, oben beschrieben) in manchen Situationen etwas harmonischer unterwegs.
Quintessenz: Netter, sehr fachkundiger Ex-KONI-Mitarbeiter und Hobbyrennfahrer, dessen Herz noch für KONI schlägt und der mit sehr viel Herzblut, Fachwissen und Erfahrung berät und mir sehr weitergeholfen hat und mir die letzten Fragen zu den KONIs beantwortet hat.
Ich werde also, so wie es aussieht, zugreifen und den Versuch starten, da mir die Tieferlegung 30/30 nach wie vor reicht und ich nicht härter unterwegs sein möchte )deshalb eigentlich kein Gewinde wie ST X, etc.nötig)
Und das wichtigste neben den Infos zum Fahrverhalten, der Dämpfercharakteristik und der Verträglichkeit mit den Eibach-Federn war seine Schwärmerei über die hohe Verarbeitungsqualität und die Langlebigkeit. Und eben danach suche ich ;-)
Hoffe, ich konnte Euch mit meinen neu gewonnenen Erfahrungen helfen. Evtl. hat ja jemand anderes schon ernsthaft überlegt KONIs zu fahren und war nur mangels ausreichender Erffahrungen unsicher.
Gruß,
Benni