@germinator @FlyingFH
Hey Ihr Materialspezialisten, wie wär's mit Aufheizen auf 80° oder 120° und dann versuchen, die Verbindung mit dem Teppichmesser zu trennen?
Update:
1) die "Lichtscheibe" ist aus
PMMA, also Polymethylmethacrylat,
die
Glastemperatur liegt laut
Wikipedia bei
ca. 105 °C. PMMA ist jenseits von 100 °C plastisch verformbar und diese Verformung ist thermisch reversibel.
2) das Gehäuse ist aus
"PC-ABS", also Acrylnitril-Butadien-Styrol-Copolymer
,
ABS schmilzt laut
Wikipedia erst in einem Temperaturbereich von 220–250 °C
Zur Verbindung dieser beiden Stoffe gibt es hinreichend Literatur im Web,
z.B. a)
hier und b)
hier und c)
hier.
a) Seite 2: Beschreibung WG-Schweißen (Warmgasschweißen)
a) Seite 3: Verbindung von
PMMA & ABS, also genau das was in unseren Rücklichtern gemacht wurde:
"Wofür wird das WG-Schweißen angewendet?
Das WG-Schweißen ist eines der wichtigsten handwerklichen und dazu das älteste Schweißverfahren für Thermoplaste. Seine erfolgreiche Anwendung erfordert aber einige Übung. Es wird vor allem zum Verbinden von Tafelzuschnitten für den Bau von Behältern, Kästen, Kanälen, Schächten, Rinnen, Auskleidungen, sowie Fußbodenbelägen angewendet. Weitere Beispiele sind das Verbinden von Kunststoffrohren für Abluft, Ab-und auch Trinkwasser sowie von thermoplastischen Profilen, zum Beispiel Dachrinnen und Fensterprofile. An sich sind sämtliche Thermoplaste so schweißbar. Üblich und oft angewendet wird das Warmgas-Schweißen zum Verbinden von PE hart und weich, PP, PVC hart und weich, sowie schlagzähem PVC, ferner auch ABS und PMMA."
b)
Eigenschaften
"Mittlere Festigkeit und hohe Steifheit; eine Schlagzähigkeit, die immerhin sechsmal höher ist als die von Silikatglas; hohe Härte, polierfähige Oberfläche, bei besonderer Oberflächenbehandlung hervorragend kratzfest.
Die Glasübergangstemperatur liegt bei etwa 105 °C. Einsatzgrenzen von etwa -40 bis +75 °C Dauertemperatur, kurzfristig bis 100 °C, wird zwischen 120 und 180 °C gummielastisch formbar. Formmassen sind oberhalb 180 °C zähflüssig (thermoplastisch formbar); mittlere Wärmedehnung."
c)
Verfahrensprinzip wie bei Thermoplasten
"Das Verfahrensprinzip beim Schweißen von TPE ist identisch mit dem des Durchstrahlschweißens von Thermoplasten. Der Laserstrahl dringt durch den einen Fügepartner hindurch und wird an der Oberfläche des zweiten Fügepartners absorbiert und in Wärme umgewandelt. Durch den formschlüssigen Kontakt wird die Wärme auf den lichtdurchlässigen Fügepartner übertragen, so dass nach Abkühlen der Schmelze eine stoffschlüssige Verbindung entsteht.
Einsatz in der Automobilindustrie
Beim Durchstrahlschweißen der Thermoplastischen Elastomere mit Thermoplasten spielt es keine Rolle, welcher der beiden Fügepartner die Laserstrahlen absorbiert. Auch hier bedeutet
Lichtdurchlässigkeit nicht zwangsläufig, dass der Werkstoff für das menschliche Auge durchsichtig ist. So stehen inzwischen Farbstoffe für das Einfärben von Thermoplastischen Elastomeren zur Verfügung, die für das menschliche Auge schwarz aussehen, die Laserstrahlen jedoch ungehindert durchlassen."
Klingt bis hierher spannend, oder?
Jetzt schauen wir uns mal exemplarisch so eine Schweißstelle an:
Vergrößert:
Hier sieht man sehr schön, daß (höchstwahrscheinlich durch den Laserstrahl) das Material an der Übergangsstelle von ABS (grau) zu PPMA (farbig) lokal über die Glastemperatur von 105° hinaus erhitzt wurde, das Material aufgequollen ist und dann beim Abkühlen eine innige Verbindung eingegangen ist.
So wie das auf den vorherigen Bildern ausschaut, wurde kein Verbindungsmaterial (z.B. Kleber) verwendet.
Des weiteren sieht man (auch bei höheren Vergrößerungen), daß das graue ABS Gehäuse (lt. Wikipedia stabil bis 220°) durch die lokale Erwärmung beim Schweißen sich nicht verändert hat, überall erkennt man beim ABS eine saubere, gerade, nicht verwaschene Linie. Ergo muß der Laserstrahl beim Schweißen eine Temperatur zwischen 105° und 180° erzeugt haben.
Und nun? Weiß ich auch noch nicht weiter...