Ich habe auch mal wieder etwas reparieren dürfen;-)
Es hat unsere Einbaumikrowelle erwischt. Irgendwann und komplett ohne Vorwehen kam beim Erhitzen nur noch eklig beissender Qualm aus dem Teil heraus. Den Geruch merkt man sich. Der Aufbau von Mikrowellen war mir bis dato völlig unbekannt - von daher war erst mal eine laaange Recherche angesagt. Zuerst hatte ich die Elektronik am Bedienpanel im Verdacht (mein Verdacht: abgerauchter Elko), denn dort waren Rauchspuren zu sehen. Nachdem ich nicht mehr weiter wusste, habe ich in einem einschlägigen Elektronikforum gefragt. Schnell kam der Verdacht auf, dass der Defekt im Hochvoltbereich vorliegen dürfte - damit wollte ich ursprünglich gar nichts zu tun haben…
Man muss dazu wissen, dass so ein HV-Trafo (MOT) einer Haushaltsmikrowelle schon mal bis zu 'läppische' 2kV bei bis zu 1A produziert. Dann gibt es noch einen schönen HV-Kondensator (in diesem Fall: 2100V | 1,00µf) , der bei Unachtsamkeit dazu führen kann, dass man ganz schnell neben dem Gerät liegt und ggf. nicht mehr aufsteht. Die Spannung steigt durch die entsprechende Schaltung auch gerne auf 4-5 kV. Deshalb ist die oberste Regel immer(!), diesen Kondensator vor den Arbeiten im Gerät zu entladen!!!
Die erste Vermutung war, dass der Kondensator den Geist aufgegeben hätte - eine häufige Fehlerquelle. Dieser kostet nicht viel (ca. 15 €), in dem Zuge kann man gleich die HV-Diode erneuern, die auch nicht viel kostet. Da die Mikrowelle sicherlich schon 10 Jahre auf dem Buckel hat, habe ich beide Teile zunächst neu bestellt.
Der Test im Garten erfolgte aber noch im ursprünglichen Zustand. Da man es hier mit nicht ganz ungefährlichen hochfrequenten und energiereichen Wellen zu tun hat, wurde der Test so durchgeführt, dass das Gerät aus sicherem Abstand sofort ausgeschaltet werden kann. Die Videoaufnahme, aus der ich das Qualmbild extrahiert habe, erfolgte durch mein fest installiertes Handy.
Wie man an den Bildern erkennen kann, hat sich Rauch gebildet. Dieser kam eindeutig aus dem HV-Trafo. Die Profis aus dem Forum waren einigermaßen erstaunt, da dies wohl nicht so oft der Fall ist.
Ich habe dann noch das Magnetron gecheckt, welches offensichtlich o.k. war.
Ein neuer Trafo wurde bestellt (nicht so ganz günstig: ca. 65-70 €). Der gelieferte Trafo war in sich komplett schief und krumm und verzogen und wurde reklamiert. Der neu gelieferte Trafo polterte ebenso in dem Karton herum, war aber m.E. noch eher nutzbar.
Ich habe ihn eingebaut, alles neu verkabelt und die Mikrowelle läuft wieder 1A!
Tja, was soll ich sagen… Es war meine erste Mikrowellenreparatur (und dann auch gleich im HV-Bereich), eine neue Einbaumikrowelle liegt sicherlich bei 300 €, die Reparatur hat Ewigkeiten gedauert (Lernprozess, Trafo-Reklamation usw), die Materialkosten lagen bei 85 bis 90 € inkl. Versand.
ABER, ich habe durch das Forum, in dem ich die Profis gefragt habe, unglaublich viel erfahren und gelernt und außerdem habe ich den Aufbau jetzt verstanden und kann so ein Teil beim nächsten Mal in kürzerer Zeit reparieren. Die Dinger sind im Prinzip alle gleich aufgebaut.
Wie ich gelesen habe, sind Kondensatordefekte die häufigste Todesursache der Mikrowellen. Da sich das Öffnen der Mikrowellen schon zeitlich niederschlägt und scheinbar eine Strahlendichtigkeitsmessung nach erfolgter Reparatur vorgeschrieben ist, sind die meisten Mikrowellen dann eben wirtschaftlich tot - lohnt sich nicht und nicht jeder Elektriker hält seinen Allerwertesten dafür hin. Allerdings, wenn man sich etwas eingehender mit der Thematik beschäftigt, sind die üblichen, minimalen Spalte, die eine solche Mikrowelle eventuell bauartbedingt hat, recht unbedenklich. Dennoch sollte bei derartigen Reparaturen äußerst penibel vorgegangen werden.
Dies ist keine Anleitung zur Mikrowellen-Reparatur!
Eingriffe in derartige Geräte erfolgen auf eigene Gefahr und in eigener Verantwortung!