AW: Z4 Racing in 2008
So, jetzt noch ein paar persönliche Eindrücke von meinem VLN Einstand am Wochenende
Eins vorab : Ich war und bin schwer beeindruckt von der Professionalität, mit der in der VLN allgemein und im Bonk-Team im speziellen gearbeitet wird. Da wird nicht viel dem Zufall überlassen, und das gibt einem schon vom Start weg eine gute Portion Sicherheit mit auf den Weg. Aber wie lief das Wochenende aus meiner Sicht ab?
Freitag
Das Freitagstraining war ein Novum für mich, mit dem Golf hatte ich bislang immer auf die Trainingsfahrten verzichtet - einfach weil sie nie zusammen mit einem RCN Lauf stattfinden. Also erstmal schauen wie das mit der Nennung läuft, Papierkram erledigen und schon konnte es losgehen.
Der erste Kontakt mit dem "Dicken" stand bevor, und jetzt sollte es nicht nur um Probesitzen oder Motor testlaufen gehen, nein es ging raus auf die Strecke - ich war aufgeregt wie ein kleines Kind zu Weihnachten
Dieter drehte die ersten Runden mit dem SP5 auf der Strecke und kam regelmäßig zur Kontrolle in die Box. Der Motor zeigte einen verdächtigen Ölschwund, daher wurde noch etwas nachgefüllt und ich übernahm für die nächsten zwei Testrunden das Cockpit. Der Auftrag: Auto kennenlernen und mit spitzen Ohren auf den Motor achten
Wow, das fühlte sich schon beim Start komplett anders an, vermutlich auch weil man sich nach dem Druck auf den Anlasserknopf wie der letzte Fahranfänger vorkam: Losfahren ohne Abwürgen war selbst mit 7.000 U/min eine Kunst die man wohl erst erlernen muss, die Mehrscheibenkupplung kennt offenbar nur zwei Betriebszustände - auf & zu. Dazwischen gibt es nichts. Wenn man also nicht schon beim ersten Start in der Box mit einem Wheelspin-Dreher durch die Werkzeugkästen der Nachbarbox für Furore sorgen will, dann tut man sich mit dem Losfahren ganz schön schwer
Erstmal auf Touren gekommen, zeigte der SP5 aber ein ganz anderes Gesicht. Die sequentielle Schaltung macht süchtig, das Reissen am Ganghebel wenn der Motor in den Begrenzer läuft, die fast unmerkliche Unterbrechung, ein Schub wie vom Gummiband - unglaublich! Das Anbremsen vor der Kurve benötigt zwar richtig Arbeit mit dem rechten Bein, aber die Verzögerung ist der Wahnsinn - wie überhaupt der ganze Grip des Autos. Man hat das Gefühl daß nichts einen aus der Kurve hebeln könnte, und je schneller die Kurve, desto ruhiger liegt der Wagen
Am Ende der ersten Runde kam ich sicherheitshalber in die Box und der Motor wurde gecheckt. Ergebnis: Erneut viel Öl in der Airbox, also rein in die Box und große Kontrolle. Das Training war damit für mich nach einer Runde schon gelaufen... aber diese eine Runde war schon beeindruckend genug
Nach einem weiteren Testturn von Michael entschieden wir und zur Aufgabe mit dem SP5 und nannten das V5 Coupé für den folgenden Tag.
Samstag
Der Renntag startete mit Kaiserwetter, der Technik-Ärger von Freitag war daher schnell vergessen. Ich fuhr um 8:30 Uhr eine erste Aufwärmrunde auf die neuen Michelin-Slicks und wollte dann in Runde 2 die erste Qualizeit einfahren. Denkste – erst ein Porsche der im Bergwerk vor mir über die dreifache Leitplanke springen wollte, dann der Abbruch wegen des fatalen Crashes auf der Döttinger Höhe. Naja, damit war auch das Training für mich gelaufen, aber Dieter und Michael hatten ja noch eine Chance auf eine gute Qualifikation. Diese wurde auch genutzt, und wir konnten mit einer Stunde Verspätung von einem hervorragenden Startplatz 4 in’s Rennen gehen
Dieter fuhr den Start und spulte insgesamt sieben saubere Runden mit dem Coupé ab bevor er das Steuer an mich übergab. Der Fahrerwechsel erfolgte in der üblichen Hektik, ich startete den Motor und bog in die Boxenstraße ein. Bis dahin alles bestens, der Tacho immer schön unter 60 km/h, das sah gut aus. Dann auf der GP-Strecke ein Funkspruch: „..krchzz,,,bzzz…Glückwunsch zur Durchfahrtstrafe…krzzbz…“ Ups? Was war passiert? …hatte ich etwa in der Aufregung die weiße Linie überquert, oder galten doch weniger als 60 km/h in der Box? Ich grübelte so vor mich hin bis ich aus dem Funkverkehr entnahm, dass der Spruch einem anderen Piloten gegolten hat. Puh, Erleichterung machte sich breit. Mit einer Stop & Go wollte ich meinen Einstand in der VLN ja nicht geben
Die folgenden Runden waren auch so spannend genug. Ich bin aus dem RCN ja schon einiges gewohnt, aber was sich in diesem VLN-Lauf auf der Strecke abspielte war schon bemerkenswert. Es wurde ganz klar gegeneinander gefahren, nicht gegen die Uhr. Überholmanöver erfolgten mit großen Gottvertrauen in den Rückspiegel des anderen, daher wollte ich mich des Vertrauens würdig erweisen und schaute einfach viel zu häufig in den meinen – das kostet eine Menge Zeit und versaute mir die eigene Linie. Ein typischer Einsteigerfehler, das wusste ich – und ärgerte mich daher über mich selbst. Nach ein paar Runden kam ich dann aber langsam in einen guten Rhythmus und gab den Z – auf Platz 9 liegend - nur widerwillig beim Tankstop an Michael ab. Die VLN hatte mich bereits vollends gefangen!
Als Michael aus der Box in den Schlußturn einbog, stellte wir fest dass offenbar ein Konkurrent meine Frontschürze seitlich mit Radierungen seines Hinterreifens verziert hatte – ich hatte das bei den teilweise extrem engen Manövern nicht einmal bemerkt. Merke: Passt ein Blatt Papier dazwischen, dann hast du noch Platz verschenkt. Uff!
Der Rest des Rennens ist schnell erzählt. Michael konnte noch auf Platz 6 vorrücken, eine Zeitstrafe spülte uns jedoch wieder zurück auf Platz 8 in der Klasse. Wir wissen noch nicht genau ob das wirklich berechtigt war, aber thats’s racing! Das Auto ist heile, die Platzierung im guten Mittelfeld – es hätte schlimmer kommen können. Ich für meinen Teil war mit dem Einstand zufrieden, denn in der VLN weht schon ein anderer Wind als in der RCN. Das technische & fahrerische Niveau ist teilweise extrem hoch und ich muß einsehen dass es noch viel zu lernen gibt – aber genau das macht ja den Reiz aus. Ich freue mich schon tierisch auf den nächsten Lauf in 14 Tagen!