Zusatzführerschein für 200+? Als ich den Titel dieses Threads las, dachte ich: "Oh, da startet der gute Jokin mal wieder einen Thread mit einem ironisch angehauchten Beitrag, um den in D weit verbreiteten Hang zum Legalismus anzuprangern. Mit Schrecken wurde ich aber eines Besseren belehrt, denn jener Vorschlag war nicht als Stilmittel der Ironie gemeint, sondern im Gegensatz absolut ernst.
Gerry hat ja schon einige stichhaltige Argumente gegen so einen Zusatzführerschein aufgeführt, die die Sinnhaftigkeit eines solchen Zusatzscheins ad absurdum führen.
Wenn der tiefere Sinn einer solchen Maßnahme in der Selektion der Spreu vom Weizen über die Dicke des Portmanaies zur Steigerung der Verkehrsicherheit sein soll, dann kann dieser Versuch schon als gescheitert betrachtet werden. Zumeist sind es doch die Wohlhabenden, diejenigen, die sich die fetten Karren auch leisten können, die jenseits der 220 km/h auf der Autobahn drängeln und lebensgefährliche Situationen provozieren. Die wissen genau, was sie falsch machen und warum ihr Verhalten falsch ist. Es ist ihnen schlichtweg nur egal, weil sie mal richtig die Sau rauslassen und mal auf alle Konventionen sch***en wollen. Das sind weniger die jungen Opel-Astra-Fahrer oder die unsicheren Mutties in ihren Pempersbombern (da ist ja eh zumeist bei 200 km/h Ende der Fahnenstange). Das hört sich zwar ziemlich plakativ und generalisierend an. Aber eingedenk dessen, dass das Gro der Wohlhabenden sich durchaus im Straßenverkehr zu benehmen weiß, bitte ich dies nicht in dieser Weise zu interpretieren.
Mir ist aufgefallen, dass im Allgemeinen die Disziplin im Straßenverkehr stark nachgelassen hat. Blinker scheinen auch bei Autos teurer Marken zur Sonderausstattung zu gehören, die nur selten geordert wird. Und immer häufiger beobachte ich, dass auf Parkdecks die vorgeschriebene Fahrtrichtung wissentlich aus reiner Bequemlichkeit missachtet wird.
Dies ist nicht Ergebnis fehlender Regulierung (Verkehrsregeln und Vorschriften haben wir zur Genüge), sondern eher Ergebnis eines zunehmenden Werteverfalls in unserer Gesellschaft und der daraus resultierenden, wachsenden Disziplinlosigkeit.
Da ist so ein 200+-Zusatzführerschein so sinvoll wie ein Kropf.
Aber hey, wenn wir schon dem Rausch blindem Aktionismus' verfallen, dann schlage ich vor, dass jeder Autofahrer eine marken- und modellgebundene Einweisung nachweisen und dies als Beiblatt zum Führerschein mitführen muss.
Schließlich geht es ja nicht an, dass Herr/Frau K., der/die zuvor einen Z4 gefahren hat, den Lippenbefeuchtiger im kürzlich erworbenen Merzedes CLK nicht findet, und wegen der Suche nach dem selben aufgrund des Aufmerksamkeitsverlustes einen schweren Unfall verursacht. Wäre das nicht mal eine Maßnahme?