AW: Welche Benzinsorte fahrt ihr in eurem Z4 3.0i? Welche sind möglich?
Ich bin überrascht, wie oft teils auch in Autokenner/liebhaberkreisen die Auswirkungen unterschiedlicher Oktanzahl angezweifelt werden oder wie im starken Kontrast dazu gerne blind auf Marketingaussagen gebaut wird.
An der Universität Wien hatten wir vor Jahren ein Projekt (ITM) zur Markteinführung der neuen Premium-Treibstoffe und es war schon eher unterhaltsam als schockierend, welch unwissenschaftliche Behauptungen da von Studenten in den Raum gestellt wurden. Haupttenor war, das alles sei blanker Marketing-Unsinn, denn es wurden ~ von ihnen höchstselbst überprüft ~ ein paar Liter vom teuren neuen Treibstoff in Kleinwagen gekippt und das Gefährt machte danach auch keine größeren Sprünge nach vorne. Sakra..!
Anstatt hier nun (aus div. Gründen nicht beweisbar einwandfreie) Zahlen in die Runde zu werfen, will ich mich auf das eher Wesentliche beschränken, nämlich kann man einen solchen Unterschied in der Oktanzahl denn am eigenen Leib erfahren oder bemerken? Das wird und wurde auch hier (anthony zB) am deutlichsten angezweifelt und ist sicherlich auch die subjektivste Seite der Thematik. Das hängt einerseits wohl vom Auto/Motor ab, andererseits von der Empfindsamkeit der Person. Ich kann dazu nur sagen, daß meine Aufzeichnungen über den Spritkonsum auf Langstrecke mit nervig ausdauerndem Tempomateinsatz mir deutlich gezeigt haben, daß die Motoren mit dem Benzin weniger verbrauchen, auf das sie laut Hersteller optimiert sind. Keine Welten und je nach Preisunterschied zw den Spritarten auch nicht genug, um die Preisdifferenz zu amortisieren. Beim BMW 3.0 (den ich im E46 und im Z4 habe) war es bei mir durchschnittlich knapp über ein Liter von 95 auf 98. Ähnliche Erfahrung habe ich früher beim Mx-5 von 91 auf 95 gemacht.
Kann man den Unterschied mit dem Popometer erfassen?
Da bin ich mir nicht sicher, ich traue mir jedoch bei meinen Autos, die ich teils sehr kritisch beobachte und auch gut kenne, zu, diesen Unterschied zu erkennen. Ergo behaupte ich wacker, daß er vorhanden ist, wenn vermutlich nicht nur in der Leistung, sondern vllt. auch ein wenig im Ansprechverhalten oder der Laufruhe / dem Motorengeräusch. Eher als "Geschichteln zum Thema" denn als verwertbare Belege fällt mir dazu folgendes ein:
Vor ein paar Jahren wurde der E46 für einen Werkstattermin direkt aus der Garage abgeholt. Der Tank war zu leer für die 30 km zur Werkstatt (Ja, die Werkstätten in Wien mag ich nicht. ;] ), ergo teilte ich dem Mechaniker mit, er möge ihn auf dem Weg auftanken und es auf die Rechnung setzen. Ich trichterte ihm beim Öffnen der Garage noch ein, daß er bitte 98er tanken möge. Mache er sowieso beim 3 Liter, fein. Als ich den Wagen 2 Tage später abholte (Tauschwagen war ein 120d, man sollte also meinen, das Brummen und Rumpeln hätte mich abgehärtet) und die 30 km zu mir zurückfuhr, kam mir der Wagen etwas lahmer vor als ich es gewohnt war. Nichts worauf man den Finger legen könnte, es war vielmehr ein dezent lahmeres Gesamtgefühl. Ich hielt es zunächst für das höhere Drehmoment vom Turbodiesel, das mir abging. Nächster Tag Kaltstart, Motor klang nicht so nähmaschinensauber wie ich es gewohnt bin. Ich hatte einen Verdacht, daher später Anruf in der Werkstatt, ob derjenige auch SuperPlus getankt hätte... eher um der Bestätigung meines Gefühls wegen, als weil es mich stören wüde. Ja, hat er gemacht. Im Laufe des Tages wurde ich aber paranoid, weil ich nicht glauben konnte, daß mich die Intuition zum Auto so täuscht. Schließlich die Rechnung nochmal aus der Mappe genommen und geschaut, was sie mir verrechnet haben für das Tanken. Nur ein Betrag zu "Voll betankt an Fremdtankstelle", keine Liter oder Spritpreisangabe, jedoch war der Wagen hart auf Reserve beim Abgeben und de facto voll beim Abholen. Für das Volltanken mit 98er war mir der Betrag klar "zu günstig". Am Weg zur Werkstatt liegt in der Weinberggegend zudem nur eine BP, die (zumindest damals) nur 95er führte (und Ultimate Diesel wird es nicht gewesen sein, hoffe ich). Ergo werde ich das damals schon richtig gefühlt haben und der Mechaniker schlicht etwas geschwindelt, um den "Fehler" nicht eingestehen zu müssen.
Und gleich noch eins:
Meine Fr. Mutter hatte sich den E46 während ich auf Urlaub war ausgeborgt, um ein paar Wege zu erledigen während ihr Auto in der Werkstatt war. Ich wußte davon nichts. Sie tankte den Wagen auch brav wieder voll. Nach meiner Rückkehr kam mir der Wagen etwas lethargisch vor, worüber ich mich zunächst aber nur wunderte. Bei einem Familienabendessen bald darauf ergab sich das Thema Auto und ich erzählte kurz von meinem Gefühl, der 3er würde "langsam alt werden". Sie meinte ehrlich, davon habe sie nichts gemerkt, sie fuhr ihn ja erst letzte Woche. Aha.. getankt? Ja. 95? Ja... Hmm....
Ähnliche Erlebnisse hatte ich auch schon bei meinen beiden ersten Autos mit dem leidigen Thema, ob das 95er denn lohne, wo sie doch auch mit 91 laufen (da war noch ein kleiner Unterschied von den Preisen). Man darf also bei ausgeprägter Aufmerksamkeit gegenüber dem Auto und Vertrautheit mit dem Gefährt schon davon ausgehen, daß da ein (von mir aus auch nur sehr) kleiner Unterschied ist, der aber sicher nicht aus einem etwas knapp kalkulierten Überholmanöver einen Frontalcrash macht oder auf Rennstrecken der Stoppuhr Überstunden auferlegt.
@ 98 Oktan + : Wie schon gesagt wurde, sind die Motoren dafür nicht optimiert. Ergo halte ich davon rein von der Nutzbarkeit atm auch sehr wenig bis nichts, wenngleich schon die hypothetische Möglichkeit besteht, daß die Additive darin schonender sind als bei "noname"-Sprit.
Ich kann aber nicht verstehen, wie man sich am Tanken vom 100er durch andere belustigen kann. Da die Tankstellen, die diese Premiumspritsorten anbieten kein 98er mehr haben (Nett gelöst), bleibt einem ja kaum eine andere Wahl als zu dem überteuerten Zeug zu greifen - sofern man die 95er Brühe nicht als Alternative gelten läßt. Und das können manche (siehe oben) für mich durchaus nachvollziehbar nicht, denn einmal 95er getankt dauert es schon ein Weilchen, bis der Motor sich auf die höhere Oktanzahl umstellt. Zudem ist für ASA-Kompressorumbauten als Beispiel 95er offiziell tabu, somit....
@ LPG / Jokin : Der Preis ist heiß, ja. Aber der Leistungsabfall ist da schon eklatant spürbar; korrigiere mich, wenn Du das anders empfindest. Ich habe das bislang nur in einem X5 4.4 ausprobieren können, der mit Automatik und sattem Drehmoment eigentlich beste Voraussetzungen mitbringen müsste, die negativen Seiten des Gastreibstoffes zu kaschieren. Aber alleine vom Geräusch hatte man nach dem Umschalten von Benzin auf Gas den Eindruck, als würde man den Motor von china cashmeer weich auf seidenweich umschalten. Seidenweich ist natürlich auch okay, der Leistungsabfall ist aber selbst bei diesem bärenstarken Motor klar spürbar. Und das nicht so wie oben von mir als vollkommen vernachlässigbar geschildert, sondern wirklich einschneidend, als wären 50 Pferde gerade auf Sparration. Für längere Autobahnetappen natürlich ganz nett.
*sigh* Wie das wieder in die Länge ausgeufert ist...
Besten Gruß,
ein schuldbewußter Marius