Dann will ich hier mal den Advocatus Diaboli spielen...
Zunächst mal gehe ich davon aus, dass der Vorschlag der Linken (ob nun wissentlich sei mal dahingestellt) falsch/verfälscht wiedergegeben wurde bzw auf die plakative Zahl von 500.000 EUR abgestellt wurde, ohne auf die Idee dahinter einzugehen, die wie ich finde nicht so schlecht ist, aber dazu später.
Ich finde es (wie bei vielen anderen Diskussionen die Vorschläge der Linken betreffen) bemerkenswert, WER sich alles darüber aufregt. Ich will niemandem hier im Forum auf den Schlips treten, aber 500.000 EUR netto is ne Menge Holz, die muss man erstmal verdienen (Ich tippe auf max. 5% der arbeitenden Bevölkerung, wenn es nur 1% oder weniger wären, würde ich es mich auch nicht wundern). Wenn ich mir aber so die Verteilung der Meinungen anschaue, könnte man meinen, halb Deutschland verdient in dieser Liga. (Aber vielleicht ist es ja auch so ;-) )
Sicher ließen sich hier ein paar Fakten finden. Spontan kann ich nur dazu beitragen, dass 2007 in Deutschland rund 17.000 Einkommensmillionäre lebten, also Personen, die mindestens 1 Million Euro verdienten. Nur ein Anhaltspunkt, aber immerhin.
Ich finde es aber völlig belanglos, wer sich darüber abgeblich aufregt. Ich verdiene auch keine 500.000 im Jahr, aber dennoch darf mich der politische Ansatz hinter dieser Forderung der Linken "aufregen".
Und jetzt zu der Idee, die dahinter steht:
Die Linke findet, dass sich die Gehaltsschere (oder wegen mir auch die Schere zwischen arm und reich) immer weiter öffnet. Und dass, je größer das Verhältnis zwischen Mindesteinkommen und Spitzenverdienst ist, desto größer auch die Spannungen innerhalb einer Gesellschaft werden. Das denke ich auch, aber es heisst eben nicht, dass ich finde das alle gleich verdienen sollen. Die Linke beziffert das Verhältnis zwischen Mindesteinkommen und Spitzenverdienst nun auf den Faktor 40, woraus sich dann eben die 500.000 EUR ergeben. Nun kann man diskutieren, ob es nun unbedingt der Faktor 40 sein muss oder 60 oder 100. Aber die Idee halte ich für grundsätzlich gut. Denn es trägt eben dazu bei, dass der Erfolg eines Unternehmens nicht nur im Vorstand ankommt, sondern im gleichen Verhältnis auch bei den Untergebenen.
Mit der Schere hast Du Recht, auch die Linke hat hier Recht. Nur, beliebig einen Faktor 40 auszurufen hilft doch keinem und scheint mir völlig unbegründet. Zudem: Wenn ich jemandem, der mehr als 500.000.- verdient den"Zuschlag" komplett wegnehme, dann wird Deine Forderung doch nicht erfüllt, dass die Untergebenen auch etwas vom Unternehmenserfolg haben sollen. Einzig und allein der Staat hat etwas davon und der gibt es ganz sicher nicht gerecht für die weniger gut verdienenden im Unternehemn aus. Und selbst wenn, wer soll denn das "Mehr" dann bekommen? Derjenige, der nur 30.000.- im Jahr verdient, oder auch der, der nur 150.000.- bekommt. Wo ziehen wir die Grenze, wer hat zu welchem Anteil am Unternehmenserfolg teil?
Was wären weitere Konsequenzen?
Ab einem bestimmten Gehalt würde es sich nicht mehr lohnen, zu arbeiten. Ist das nun wirklich so eine schlimme Konsequenz, nicht immer weiter das Hamsterrad anzutreiben? Ich frage mich tatsächlich, was Leute antreibt, sich immer weiter zu knechten, nur damit sie noch mehr Geld verdienen, was sie mit ins Grab nehmen können und an dem sie keinen Spaß gehabt haben. Was für einen Unterschied macht es, ob ich mit 20 Mio oder 200 Mio oder 2 Mrd EUR auf dem Konto begraben werde? Was ist so verkehrt daran, anstelle immer weiter noch mehr (am Ende unnützes) Vermögen anzuhäufen, mehr Zeit damit zu verbringen, es zu benutzen (Und ja wegen mir mit einem Rivaboot über den Gardasee zu fahren, Sportwagen zu sammeln oder was weiss ich - es ist ja nicht jeder ein Philantrop wie B. Gates). Umgekehrt führt gerade die (irrationale) Gier nach immer mehr Geld auf dem Konto z.B. zú den Auswüchsen im Finanzwesen die in den letzten Jahren zu beobachten waren und unter deren Folgen alle zu leiden hatten oder zu immer weiteren Entlassungen, weil Vorstandsgehälter immer weiter unbegrenzt steigen können, wenn man auch noch das letzte 10tel Prozent Quartalsgewinn aus der Belegschaft quetscht.
Arbeit muss sich immer lohnen! Da steckt der Denkfehler. Nur über das "lohnen" müssen wir nachdenken und da wären wir bei der Diskussion über einen Mindestlohn, aber nicht bei Verdiensten von 500.000.-. Und wer sagt, dass sich die Leute knechten, um mehr zu verdienen? Und selbst wenn dem so sei - lasst sie doch. Wenn ich statt 50 lieber 100 Euro pro Stunde verdienen will, dann muss ich mehr dafür tun. Das funktioniert schon beim Akkordarbeiter so. Willst Du dem verbieten, sich zu knechten?
Und wer sagt zudem, dass diese Leute mit ihren Millionen ins Grab gehen? Ich kenne einige dieser Menschen, die weit mehr als 500.000.- verdienen und die mit dem zusätzlichen Geld, das sie nicht wirklich benötigen, keinen "Unsinn" anschaffen, sondern das Geld spenden, gemeinnützig investieren, etc. Und selbst wenn sie damit nur ihren reichtum zur Schau stellen - wenn es ehrlich verdientes geld ist, können sie von mir aus damit tun, was sie wollen.
Wo ich allerdings bei Dir bin: Es kann nicht sein, dass Vorstandsbezüge steigen und gleichzeitig die Löhne gekappt werden, weil es einem Unternehmen so schlecht geht.
Um nicht missverstanden zu werden: Ich bin gegen Gleichmacherei, einen Firmenchef soll und muss mehr verdienen als sein Untergebenen, nur sollte es das Ziel einer Gesellschaft sein, dass ihre jeweiligen Ränder nicht immer weiter auseinanderdriften.
Auch da bin ich bei Dir. Aber wie hier schon sehr treffend gesagt wurde: Ich stärke den Schwachen nicht, indem ich den Starken schwäche.
Danke fürs Lesen bishierhin... ;-)
Bitte :)