Gehört zwar nur am Rande zu dieser Diskussion, aber das Ergebnis zeigt meines Erachtens deutlich, wie sehr Selbsteinschätzung daneben liegen kann. Um diese Illusion geht es hier ja auch.
Also: ein Auto fährt 30 KM/h. Plötzlich springt ein Fußgänger auf die Bahn. Autofahrer bremst und kommt genau vor dem Fußgänger zum stehen. Alles gut!
Dürfte eine halbwegs alltagsnahe Situation sein.
Gleiches Auto, gleiche Stelle. Vollkommen gleiche Voraussetzungen. Einziger Unterschied: Auto fährt 50 KM/h. Dass das Auto den Fußgänger umfährt ist klar. Aber mit welcher Geschwindigkeit wird der Fußgänger getroffen?
Bin auf die Schätzungen gespannt!
(Wer die Antwort z.B. vom ADAC - Sicherheitstraining kennt möge sich bitte noch etwas zurück halten.)
Reine Schätzung ist hier schon ziemlich schwierig. Zuerst mal gilt es zu klären wie schnell man reagiert. Soll heißen wie viel Zeit benötigt der Fahrer zum erkennen der Situation und wechsel vom Gas- zum Bremspedal und dann um das Bremspedal voll durchzutreten. Hier liest man sehr oft von einer Sekunde. Ich kann aus eigener Erfahrung sagen, dass zumindest ich persönlich deutlich darunter gelegen habe. Ich war mal in Wolfsburg in der Autostadt und die haben da nen Testgerät mit zwei Pedalen, Lichtsignal und Zeitmessung. Klar, ist etwas anders, da man in dem Moment darauf vorbereitet ist und nur auf ein Signal wartet. Aber wenn ich in der Situation bei ca 270ms liege, dann brauche ich in der Realität auch keine ganze Sekunde, vorausgesetzt ich fahre konzentriert.
Daher gehe ich jetzt mal von 0,8 Sekunden Reaktionszeit aus. 50km/h sind ca 13,8m/s bei 0,8 Sekunden bin ich also schon 10,72m gefahren bis der Bremsvorgang beginnt. Jetzt wird es schwierig, da ich keinen Verzögerungswert zur Hand habe. Ich arbeite mal mit 0,8g. Das sollte mit einem PKW bei einer Vollbremsung wohl zu schaffen sein. Wir verzögern also mit ungefähr 7,9m/s^2. Nur im Kopf wird es mir hier jetzt zu kompliziert, aber grob geschätzt würde ich sagen, das bei eingeleitetem Bremsvorgang noch eine halbe Sekunde bis zum Aufprall bleibt, ich kann also noch ca 4m/s an Geschwindigkeit abbauen. 4*3,6=14,4. Bleibt also eine Restgechwindigkeit von 35,6km/h. Daraus folgt der Platz reicht nicht und man muss ausweichen.
Den gleichen Spaß nochmal mit 30km/h. Das sind grob überschlagen 8,8m/s bei oben angegebener Reaktionszeit lege ich bis zum bremsen 7,06m zurück. Jetzt bleiben mir noch 8m. Aufgrund der niedrigeren Geschwindigkeit sage ich mal bleibt jetzt noch fast eine Sekunde, mit einer Verzögerung von 7,9m/s^2. Die 8,8m/s werden also nicht mehr vollständig abgebaut. Anhalten bis zum Fußgänger klappt also nicht ganz.
Jetzt habe ich natürlich nur mit ungefähren Verzögerungswerten gerechnet. Machen so manche ADAC-Menschen, Fahrlehrer, usw. Aber nicht anders, wenn sie sagen bei 50km/h legt man in einer Sekunde 15m zurück. Diese Faustformel sind eben nur ungenaue Faustformeln.
Was ich mir vorstellen kann ist, dass man durchaus mehr als die von mir geschätzten 0,8g schaffen kann. Aber trotzdem wird es schon bei 30 sehr eng bzw reicht es nicht zum bremsen!