Zielvorgabe war der Erhalt der Original Felgen, allerdings mit einer leicht veränderten Farbgebung.
Ich hatte schon von der grottenschlechten Qualität des Farbauftrages der älteren BMW/BBS Felgen gehört. Aber selbst meine durchaus vorhandene rege Fantasie hat mich nicht auf das dann Kommende vorbeiten können.
So wie im unteren Bild habe ich die Felge im grenzenlosen weltweiten Netz gesehen (das Foto ist aber schon bei mir entstanden). Ein blumiger Text dabei, frei nach dem Gusto - Papier ist geduldig. Formulierungen wie, eigentlich sofort einsatzfähig, brauchen nur ein pflegendes Händchen, minimaler Pflegeaufwand, so Sachen halt. Auf dem Foto macht das ja auch was her. Obwohl man da vielleicht schon was hätte ahnen können.

Bei der Besichtigung hatte ich dann aber gesehen, das der Aufwand doch erheblich über das hinaus geht was man ein pflegendes Händchen nennt. Ist schon klar. Lack ist eine teure Sache und schwer noch dazu. Ein Sportwagen hat aber leicht zu sein. Also sparen wir doch als erstes mal beim Lack. Das hat sich vor über 60 Jahren auch der legendäre Rennleiter Alfred Neubauer beim Einsatz der Silberpfeie gedacht. Das geht auch einige Jahre gut, aber dann ist meistens Schluß.

Die Unterwanderung durch Feuchtigkeit kommt von der Rückseite. Dort wo man in den seltesten Fällen mal schaut. Da die zweiteiligen Felgen (auf jeden Fall die Styling 108) gänzlich ohne Dichtung montiert werden, ist die Auflagefläche des Sterns die neuralgische Stelle. Was nicht heißen soll das es nur hier anfängt zu blühen. Auch die Kanten der Schraubenlöcher sind gefährdet.

Ein einfaches nachlackieren kam nicht in Frage. Also war Tabula Rasa angesagt. Alles muss raus. Das hatte der Vorbesitzer der Felge auch vorgehabt, aber das Handtusch geschmissen als nach 4 Stunden erst 12 von 20 Schrauben gelöst waren. Und diese 12 Schrauben waren wegen einer ausgelutschten Innenvielzahn Nuss alle reif für den Eimer. Glücklicherweise konnte ich noch 100 unbenutzte Original Schrauben ergattern. Die Preisentwicklung der Schrauben mit inflationär zu beschreiben wäre stark untertrieben. Die Dinger haben einen sehr hohen Platin Anteil und können einen zur Verzweiflung bringen wenn mal nichts geht. Hatte ich zwar nur einmal, aber das hat mir gereicht. Viel hätte nicht gefehlt und ich hätte auch aufgegeben. Und selbst wenn alles bestens passt. Die von BBS benutzte Schraubensicherung hat ihrem Namen alle Ehre gemacht. Die Dinger saßen fest wie Deivel.

Aber irgendwann war auch das erledigt. Jetzt noch ein paar gezielte Schläge mit dem Plastikhammer und die Felge liegt in ihren Einzelteilen vor dir. Wie gesagt. Dichtungen gibt es nicht. Ist ja auch nur eine zweiteilige Felge. Bei der dreiteiligen sieht das schon ganz anders aus. Danach die Felge wieder zusammengesteckt und mit 3 Schrauben den Stern befestigt. Anders hätte der Pulverbeschichter meines Vertrauens den Höhen und Seitenschlag nicht messen können. In welchen Schritten eine gute Pulverbeschichtung aufgebracht wird steht sehr ausführlich im Netz. Das schenke ich mir also. Nur soviel. Chemisch entlacken, möglicherweise glasperlstrahlen, Epoxy-Grundierung, Farbauftrag nach Wahl und dann der Klarlack. Weniger in Auftrag geben wäre rausgeschmissenes Geld.

Ich bin ganz aufgeregt. Die Teile sind fertig. Zugegeben, die Farbgebung entspricht nicht dem Original. Aber mir gefällt es. Fällt auf jeden Fall anders aus als das, was man auf den Farbtäfelchen sieht. Aber ich hatte Glück. Beim Abholen der Teile wurden gerade eben Felgen verladen, die, bis auf ganz wenige Kleinigkeiten, von der Farbe genau meinen Wünschen entsprachen. Der nächste Satz wird auf jeden Fall in der Farbe Aluminiumchrom.

Die Gelehten streiten sich ob beim pulvern die Schraubenbohrungen verschlossen werden sollen, z.B. durch M7 Schrauben, oder aber nach dem Pulvern das Gewinde nachgeschnitten wird. Ich habe mich für die zweite Variante entschieden, weil M7 Schrauben nun mal nicht in jeder Ecke bei mir rumliegen. Und da liegt schon ne Menge rum. Beim Nachschneiden besteht natürlich immer die Gefahr, das ein Teil des Pulverauftrages wieder abplatzt. Aber die Jungens wissen was sie tun. Die letzte Schicht Klarlack kam erst nach dem Gewindeschneiden auf die Felge, so das die kleinen Abplatzungen (die hinterher unter dem Stern verschwinden) wieder versiegelt sind. Da sollte so schnell nichts passieren.

Und so sieht das Ergebnis aus. Nicht spektakulär, aber es hat Spaß gemacht und ich freue mich wieder eine vorzeigbare Felge montieren zu dürfen.
Für die Nachmacher. Schaut Euch superpingelig jeden Schraubenkopf an. Wenn der vermackt sein sollte, dann hat das einen Grund. Wahrscheinlich ist, das zu der Schraubensicherung noch eine Kontaktkorrosion gekommen ist. Das ist was ganz böses und kann viele, viele einsame Stunden verschlingen. Und ein guter Vielzahn ist notwendig. In meinem Fall ist das ein VZ 8 von Hazet. Ich habe es mit Proxxon versucht, aber die haben schon nach einer Felge Kampfspuren gezeigt. Pulvern in BiColor ist jetzt nicht gerade die billiggste Variante. Aber immer noch "nur" die Hälfte dessen, was unser Lacker haben wollte. Und der hätte die Felgen nicht vorher chem. entackt und von Grund auf wieder aufgebaut.

Für die Rechner - Der ganze Satz hat incl Kauf, neue Schrauben und Kosten für den Pulverfuzzi ungefähr so viel gekostet wie die beiden Felgen der VA bei Freundlichen. Das ich meine Zeit nicht mitrechne ist ja klar. Es hat Spaß gemacht und den Horizont erweitert. Der nächste Satz steht schon parat und wartet drauf wachgeküßt zu werden. Diesmal ist der Hersteller die Fa. Cromodora aus Italien. Mal schauen welche Überraschungen die für mich parat halten.