Tuner sind so ein bisschen wie Apotheken bzw. Fitness-Shops. Man interessiert sich für eine Sache und kriegt am Ende nicht selten für den eigenen Zweck unnötige bzw. überteuerte Zusatzprodukte. Das funktioniert deshalb so gut, weil der Serientechnik (oder einem selbst) Defizite zugesprochen und diese vergrössert dargestellt werden. Natürlich ist die Lösung zufällig greifbar nahe.

Foren sind da nicht viel anders, auch wenn der Schwarm selbst keine Produkte anbietet.
Meine 2 cents zum Thema Motor-/Abgasstrangtuning:
Ich sehe gewisse Massnahmen nicht so unkritisch, wie manch einer hier. Die DP mag die Strecke zwischen Ausgang-ATL und Eingang DP thermisch entlasten. Dafür sehe ich diesen Überschuss an thermischer Energie am OPF anliegen, denn es ist nicht davon auszugehen, dass alles über die Wandungen in die Umgebung abgestrahlt wird. Von daher kann ich mir hier eine erhöhte Beanpruchung bzw. verringerte Lebensdauer des OPF vorstellen. Zudem liegt ein höherer Druck am OPF an, da die Sport-DP "durchlässiger" ist und den Druck weniger abbaut als die Serienanlage.
Dazu die Fragen: Beeinflusst eine Sport-DP das Regenerationsverhalten des OPF in irgendeiner Weise? Steigert das Tuning die Ölemissionen, die den OPF nachweislich vorzeitig altern lassen?
Nun ist der Einbau einer DP oftmals mit einer Kennfeldoptimierung verbunden. Bei der Kennfeldoptimierung wird bekanntlich der eff. Mitteldruck im Brennraum teilweise deutlich erhöht und damit die Temperaturen am Kolben. Ich kenne das Kühlkonzept des B58-Kolbens nicht, kann mir aber vorstellen, dass dieses bei den S55/S58 aufwändiger (=teurer) ausgeführt ist, z.b. mit einem Kühlkanal im Kolben. Höhere Kolbentemperaturen gehen immer mit erhöhter Bildung von Ablagerungen am Kolbenringpaket mit sich und können in letzter Konsequenz ernste Folgen haben. Erhöhte LSPI-Neigung ist eine, ein verkürztes Motorenleben durch unbewegliche Kolbenringe eine andere. Vorzeitiger Ölwechsel hilft hier nur sehr bedingt wenn überhaupt. Ein deutlich erhöhter Mitteldruck geht selbstverständlich auch extrem auf Pleuellager, auf die Lagerung der Turboladerwelle, die Lamellen im Getriebe und im Differential. Alles was sich dreht umd Dampf überträgt...
Ein letzter Punkt ist das Thema Ladedruckrücknahme in der Serie ab 5.500 1/min und die dafür weit verbreitete Begründung, dass dies aus marketingpolitischen Gründen passiert oder BMW den Motor absichtlich drosselt. Könnte der eigentliche Grund sein, dass man den OPF bei härterer Gangart obenherum schonen möchte? Mir gefallen die Leistungsplateus bzw. die Büffelcharakteristik der modernen Turbos auch nicht, weil ich die spitze Charakteristik alter Saugmotoren viel spannender finde aber diese waren auch bei weitem nicht so performant und konnten freier atmen.
Was mir hier bei den Leistungsmessungen (oder bei YouTube) noch aufgefallen ist, dass immer noch viele Tuner korrigieren, obwohl der G29 in der Lage ist das selbst zu machen. Zumindest unterstelle ich das nach dem Lesen des bekannten sport-Auto Artikels.
Die korrekte Motorleistung auf einem Rollenprüfstand realistisch und reproduzierbar zu ermitteln, ist ein Spiel mit vielen Variablen. Wir erklären die Technik moderner Leistungsprüfstände und sagen, worauf man achten muss.
www.auto-motor-und-sport.de
Wer die gesteigerte Leisung regelmässig abruft, wird das alles aber auch sicher wissen. Zur Seriösität der seriösen Tuner gehört in meinen Augen ebenfalls darauf hinzuweisen, dass der Antrieb u.U. ein verkürztes Leben haben wird.
"x Kunden fahren xxx PS ohne Probleme seit x Jahren" ist für mich als jemanden mit gewissem technischen Hintergrund in die Kategorie "Small Talk" einzuordnen.
Ich will hier niemandem den Spass am Tuning nehmen und ich überlege selbst was sinnvoll ist. Es geht darum gewisse Mythen und Weisheiten nicht einfach so runter zu schlucken bzw. sie mit Vorsicht zu rezitieren.