Abenteuer Motorenbau

taemmie

macht Rennlizenz
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26 November 2008
Hallo,

da ja ein wenig Interesse an einem Bericht zu meinem Motorenbau besteht, zimmer ich mal ein paar Zeilen zusammen. Rechtschreibfehler und sonstige Fehler bitte ich zu entschuldigen. Ich bin in allen Gebieten bestenfalls Laie.

Wer verrückte Hobbies hat, macht auch mal verrückte Dinge. So kam ich Anfang Januar, kurz nach Neujahr auf die Idee, morgens am Telefon einen M3 S54 Motor zu kaufen. Ohne dazu einen Wagen zu haben, einfach aus Lust an dem Motor.

Genauer kaufte ich ein Teilekonvolut, noch genauer ein paar Kisten, ein paar Teile in Tüchern, ein zerschossener Kolben, eine kaputte Kurbelwelle und viele sehr lang gelagerte Teile. Reiner, der Verkäufer war sehr nett, der Kaufpreis von 1.000 Euro inkl. Vanos, Zylinderkopf und guter Nockenwellen und dazu noch die Anlieferung der Teile aus dem Sauerland zu mir nach NRW waren unschlagbare Argumente. Geiz ist ja bekanntlich geil. Doch der Kaufpreis war es gar nicht, es war der Zufall, der da zusammenkam und später dann halte eben Reiner und ich.
Es musste einfach sein, ich wollte unbedingt mal wieder Öl zwischen den Fingern spüren, so erklärte ich das in etwa meiner zum Glück sehr toleranten Lebensgefährtin.

Die kaputte Kurbelwelle und der Kolben stammten nicht aus dem gekauften Motor, so versicherte mir Reiner glaubwürdig. Das Teilekonvolut war sein Ersatzteilspender, vor vielen Jahren als sein Rennbolide kurzfristig „auf der Strecke blieb“.

Nun womit fängt man also an, wenn man vor so einem Haufen sitzt. Ich begann zu sortieren, zu schrubben, zu schauen, was gut ist und was wohl nicht.

Die Spülmaschine hatte viel zu tun, immer wenn meine Lebensgefährtin lange Tage hatte. Es war aber auch nötig, einiges legte ich in von einem befreundeten Chemiker hergestellten leichten Säure ein, die super funktionierte und mir das Leben erheblich erleichterte.

Als alles sauber war, ging es an die Bestandsaufnahme. Dazu fuhr ich nach Duisburg zu einem renommierten Motorenbauer. Einer der mir gleich von diversen Werkstätten empfohlen wurde.

Werner, der den Laden über fünfzig Jahre führte, mittlerweile über 70, hat sich weltweit einen Ruf sondersgleichen erarbeitet. Was ich dort, auf Paletten aus aller Welt angeliefert, sehen durfte ist schon einen eigenen Beitrag wert. Als Markenauszüge kann ich Ferraris 12-ender nennen, Jaguare vom feinsten, Motoren historischer Rennserien, und viele weitere Motoren der Extraklasse. Regelmäßig standen dort Abgesandte der jeweiligen Hersteller und Eigentümer, im eigenen Markendress und nach weiten Fluganreisen, um der Bearbeitung beizuwohnen.

Und dazwischen stand dann eben ich mit meinem „schnöden“ M3 Motor. Ein Motor, der insgesamt günstiger ist, als ein Kolben eines dieser 12-Zylinder von Ferrari! Und Ferrari liefert diese nur im Komplettsatz! Fragt mich übrigens bitte nicht nach dem speziellen Ferrarimotor, es ist wohl ein sehr seltenes Exemplar gewesen. Als der bearbeitet wurde war einer von Ferrari dort, einer vom Pleuelhersteller und ein Abgesandter des Eigentümers! Ich schweife aber ab…

Beim ersten Besuch bat ich damals Werner meine Errungenschaft mal anzuschauen. Tat er auch, Fazit nach kurzem Vermessen:
Da ist ne Menge Arbeit nötig und was ist das da oben eigentlich…..

„Ich mag M3 Motoren ganz besonders, hab selbst seit vielen Jahren einen E36 M3, in gelb.“ meinte Werner.

„Kann den machen, ich hab aber gerade viel zu tun“, deutete auf diverse Paletten von Motoren und auch auf seinen Nachfolger Michael, der ebenfalls seit einigen Jahren Motoren baut und schon viel mit ihm zusammengemacht hat.

„Na klar“, warum nicht. So begann mein Abenteuer Motorenbau, ohne Ahnung, ohne Kohle, nur mit viel Leidenschaft.

Anbei mal ein paar Bilder, hätte ich von vornherein daran gedacht, dass hier mal zu zeigen, so hätte ich mir mehr Mühe gegeben. Schaut einfach selbst, wenn es von Interesse ist, schreibe ich beizeiten weiter.
 

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Hallo,

da ja ein wenig Interesse an einem Bericht zu meinem Motorenbau besteht, zimmer ich mal ein paar Zeilen zusammen. Rechtschreibfehler und sonstige Fehler bitte ich zu entschuldigen. Ich bin in allen Gebieten bestenfalls Laie.

Wer verrückte Hobbies hat, macht auch mal verrückte Dinge. So kam ich Anfang Januar, kurz nach Neujahr auf die Idee, morgens am Telefon einen M3 S54 Motor zu kaufen. Ohne dazu einen Wagen zu haben, einfach aus Lust an dem Motor.

Genauer kaufte ich ein Teilekonvolut, noch genauer ein paar Kisten, ein paar Teile in Tüchern, ein zerschossener Kolben, eine kaputte Kurbelwelle und viele sehr lang gelagerte Teile. Reiner, der Verkäufer war sehr nett, der Kaufpreis von 1.000 Euro inkl. Vanos, Zylinderkopf und guter Nockenwellen und dazu noch die Anlieferung der Teile aus dem Sauerland zu mir nach NRW waren unschlagbare Argumente. Geiz ist ja bekanntlich geil. Doch der Kaufpreis war es gar nicht, es war der Zufall, der da zusammenkam und später dann halte eben Reiner und ich.
Es musste einfach sein, ich wollte unbedingt mal wieder Öl zwischen den Fingern spüren, so erklärte ich das in etwa meiner zum Glück sehr toleranten Lebensgefährtin.

Die kaputte Kurbelwelle und der Kolben stammten nicht aus dem gekauften Motor, so versicherte mir Reiner glaubwürdig. Das Teilekonvolut war sein Ersatzteilspender, vor vielen Jahren als sein Rennbolide kurzfristig „auf der Strecke blieb“.

Nun womit fängt man also an, wenn man vor so einem Haufen sitzt. Ich begann zu sortieren, zu schrubben, zu schauen, was gut ist und was wohl nicht.

Die Spülmaschine hatte viel zu tun, immer wenn meine Lebensgefährtin lange Tage hatte. Es war aber auch nötig, einiges legte ich in von einem befreundeten Chemiker hergestellten leichten Säure ein, die super funktionierte und mir das Leben erheblich erleichterte.

Als alles sauber war, ging es an die Bestandsaufnahme. Dazu fuhr ich nach Duisburg zu einem renommierten Motorenbauer. Einer der mir gleich von diversen Werkstätten empfohlen wurde.

Werner, der den Laden über fünfzig Jahre führte, mittlerweile über 70, hat sich weltweit einen Ruf sondersgleichen erarbeitet. Was ich dort, auf Paletten aus aller Welt angeliefert, sehen durfte ist schon einen eigenen Beitrag wert. Als Markenauszüge kann ich Ferraris 12-ender nennen, Jaguare vom feinsten, Motoren historischer Rennserien, und viele weitere Motoren der Extraklasse. Regelmäßig standen dort Abgesandte der jeweiligen Hersteller und Eigentümer, im eigenen Markendress und nach weiten Fluganreisen, um der Bearbeitung beizuwohnen.

Und dazwischen stand dann eben ich mit meinem „schnöden“ M3 Motor. Ein Motor, der insgesamt günstiger ist, als ein Kolben eines dieser 12-Zylinder von Ferrari! Und Ferrari liefert diese nur im Komplettsatz! Fragt mich übrigens bitte nicht nach dem speziellen Ferrarimotor, es ist wohl ein sehr seltenes Exemplar gewesen. Als der bearbeitet wurde war einer von Ferrari dort, einer vom Pleuelhersteller und ein Abgesandter des Eigentümers! Ich schweife aber ab…

Beim ersten Besuch bat ich damals Werner meine Errungenschaft mal anzuschauen. Tat er auch, Fazit nach kurzem Vermessen:
Da ist ne Menge Arbeit nötig und was ist das da oben eigentlich…..

„Ich mag M3 Motoren ganz besonders, hab selbst seit vielen Jahren einen E36 M3, in gelb.“ meinte Werner.

„Kann den machen, ich hab aber gerade viel zu tun“, deutete auf diverse Paletten von Motoren und auch auf seinen Nachfolger Michael, der ebenfalls seit einigen Jahren Motoren baut und schon viel mit ihm zusammengemacht hat.

„Na klar“, warum nicht. So begann mein Abenteuer Motorenbau, ohne Ahnung, ohne Kohle, nur mit viel Leidenschaft.

Anbei mal ein paar Bilder, hätte ich von vornherein daran gedacht, dass hier mal zu zeigen, so hätte ich mir mehr Mühe gegeben. Schaut einfach selbst, wenn es von Interesse ist, schreibe ich beizeiten weiter.

Fotos sind etwas klein und die 22" Felge fehlt noch!

Ansonsten angenehm zu lesen :)
 
Top. Immer weiter so. Baue (..lasse...) auch gerade meinen S50 komplett neu aufbauen und aufgrund des Alters werden wohl immer mehr dazu kommen. Ist bestimmt in Zukunft für einige hilfreich die Hürden mal zu erkennen bevor man davor steht...
Verstehe ich das richtig dass du komplett ohne Motorenbauer arbeitest? In meinem Fall konnte die ganzen Schäden die der Motor hatte nur mit Hilfe von Sauteurem Messwerkzeug und durch Röntgenanalyse festgestellt werden, was sonst wohl unentdeckt geblieben wäre....
 
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Top. Immer weiter so. Baue (..lasse...) auch gerade meinen S50 komplett neu aufbauen und aufgrund des Alters werden wohl immer mehr dazu kommen. Ist bestimmt in Zukunft für einige hilfreich die Hürden mal zu erkennen bevor man davor steht...
Verstehe ich das richtig dass du komplett ohne Motorenbauer arbeitest? In meinem Fall konnte die ganzen Schäden die der Motor hatte nur mit Hilfe von Sauteurem Messwerkzeug und durch Röntgenanalyse festgestellt werden, was sonst wohl unentdeckt geblieben wäre....


S50 ist glaube ich mittlerweile sogar noch teurer als der S54.
Nein, der von mir angesprochene Werner ist Motorenbauer, sein Nachfolger Michael ebenfalls.
In der Werkstatt stehen neben alten Maschinen auch modernste Apparaturen.
 
Kannst du mal ne Richtung angeben, wie Tür sowas wird?

Edit: nicht Tür sondern teuer. Blöde Autokorrektur!
 
Zuletzt bearbeitet:
Kannst du mal ne Richtung angeben, wie Tür sowas wird?

Ich vermute die Preisfrage ist gemeint?
Sowas kannst du natürlich von bis gestalten. Ich werde beizeiten mal im Verlauf berichten was alles gemacht wurde und dann setze ich mich auch hin und saldiere.

Aber um nur mal eine Größenordnung zu nennen. Allein die Dichtsätze des S54 in der Basis, ohne Lagerschalen, kosteten rund 1700 Euro bei BMW.

Um der nächsten Frage vorzugreifen, denn die kommt ja eigentlich meist zuerst: Wieviel Freude hat es bislang bereitet?
Von "ich schmeiß den Sch.... gleich in die Tonne" bis "wahnsinn, das ist ja geiler als es BMW je selbst gebaut hat"-Momente war bislang alles dabei!

Aktueller Bilanzstand: Die Erfahrung ist unbezahlbar.
 
:eek: :okommt immer darauf an was die Basis ist.... erst nur ein kleiner Pleuellagerschaden und dann war so nach und nach alles defekt was so ein kann...und dann machst du natürlich alles neu damit du endlich mal Ruhe hast ...das geht sich vierstellig nicht mehr aus. Wenn man in die ETK Liste vom S50 schaut ist das der Preistreiber. Einfach verrückt was das alles inzwischen bei BMW Oldtimer kostet und was da vor allem schon entfallen ist.....Es gibt zb keine Übermaßkolben mehr:(
 
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:eek: :okommt immer darauf an was die Basis ist.... erst nur ein kleiner Pleuellagerschaden und dann war so nach und nach alles defekt was so ein kann...und dann machst du natürlich alles neu damit du endlich mal Ruhe hast ...das geht sich vierstellig nicht mehr aus. Wenn man in die ETK Liste vom S50 schaut ist das der Preistreiber. Einfach verrückt was das alles inzwischen bei BMW Oldtimer kostet und was da vor allem schon entfallen ist.....Es gibt zb keine Übermaßkolben mehr:(

Ja stimmt, das ist echt der Wahnsinn.

Als ich das erste mal beim Motorenbauer war, meinte einer der dortigen Mitarbeiter zu mir ganz lapidar: Du weißt wofür M3 steht?
Alle Normalpreise mal drei.
Ich befürchte BMW hat seine Kalkulation aber getoppt.

Was Fehlteile betrifft, so ist BMW da mittlerweile eine Katastrophe. Ich habe mich intensiv mit dem Thema beschäftigt und vor allem auch auf den Rat von Profis gehört. Kolben habe ich zum Beispiel aus dem Zubehör gekauft, nicht aufgrund eines Preisvorteils, aber dazu komme ich später.

Ich würde einen Motor auch möglichst nicht mit Übermaßkolben neu aufbauen, sondern wieder auf Originalmaß aufbauen, natürlich mit wiederhergestellten Wandungen. Das allerdings trauen sich nur sehr sehr wenige Motorenbauern zu.
 
Tolles Projekt, viel Erfolg!

In welches Fahrzeug wird der Motor denn verbaut, sobald er fertig ist?
 
Ja stimmt, das ist echt der Wahnsinn.

Als ich das erste mal beim Motorenbauer war, meinte einer der dortigen Mitarbeiter zu mir ganz lapidar: Du weißt wofür M3 steht?
Alle Normalpreise mal drei.
Ich befürchte BMW hat seine Kalkulation aber getoppt.

Was Fehlteile betrifft, so ist BMW da mittlerweile eine Katastrophe. Ich habe mich intensiv mit dem Thema beschäftigt und vor allem auch auf den Rat von Profis gehört. Kolben habe ich zum Beispiel aus dem Zubehör gekauft, nicht aufgrund eines Preisvorteils, aber dazu komme ich später.

Ich würde einen Motor auch möglichst nicht mit Übermaßkolben neu aufbauen, sondern wieder auf Originalmaß aufbauen, natürlich mit wiederhergestellten Wandungen. Das allerdings trauen sich nur sehr sehr wenige Motorenbauern zu.

Du meinst Stahlbuchsen einziehen?
 
Ich lese mal mit, eine Motorrevision steht bei mir auch im Winter an. Die Kompression passt bei meinem s50 nicht mehr ...

... ist eigentlich die Vorbereitung für eine Carbon Airbox
 
Zuletzt bearbeitet:
Ich lese mal mit, eine Motorrevision steht bei mir auch im Winter an. Die Kompression passt bei meinem s50 nicht mehr ...

... ist eigentlich die Vorbereitung für eine Carbon Airbox


Du fährst einen S50, wenn ich recht erinnere und liegst auch schon bei über 200tkm oder irre ich mich da?

Ich werde mir morgen ansonsten mal Zeit nehmen einen weiteren ausführlichen Bericht, nach dem Startbeitrag zu schreiben.
 
Teil 2:

Nachdem ich also mal so ziemlich alle Motorenteile zum Motorenbauer, im weiteren Michael genannt, rüber geschafft hatte, wurde der Rumpf genau untersucht. Untermaßkolben seien sinnvoll, so ergab die erste Messung, ich erwähnte es bereits. Ist aber kein Problem, alles machbar und die Kolben sind auch in guter Qualität zu bekommen. Die Lagerjahre hatten Spuren in den Laufbuchsen hinterlassen, Rostbefall war leider auch vorhanden.

An einem Zylindersteg war aber noch etwas „eingebranntes“ zu erkennen. Ich hab da mal ein paar Bilder angefügt. Und obwohl ich wirklich schon einige Stunden mit reinigen verbracht hatte, waren die Laufbuchsen nicht restlos sauber geworden. Und per Fingernagel war noch etwas spürbar.

Nun aber da Werner sowieso beim ersten Vermessen bereits erkannte, dass Untermaßkolben nötig sein werden, musste als sowieso gebohrt werden, um diesem eingebranntem am Zylindersteg nachzugehen.

Übrigens nachdem ich vorher einen sechsten Serienkolben aufgetrieben hatte und die 6 alle so top sauber bekommen hatte, nach vermutlich einem Tag Dauerputzen. Aber lassen wir das, hätte ich nun zumindest 6 schöne Aschenbecher…..wenn ich doch nur rauchen würde. Egal, sagt man da auch Lehrgeld?!

Naja, Bohrung nummer eins zeigte dann auch direkt das volle Ausmaß des Schadens. Frust stellte sich bei mir ein. Wenn der Rumpf nicht so schwer wäre, er wäre in den Container geflogen….ging aber halt nicht. Also nicht jammern, Lösung überlegen.

Ok, Fakt war: Es musste eh sechs mal gebohrt werden, also jeder Zylinder und mindestens zwei brauchen eine Laufbuchse.

Ok, was also tun: Direkt auf andere Verdichtung umstellen, Motor für Turboumbau vorbereiten, Untermaßkolben kaufen oder Standardkolben kaufen und sechs Büchsen einziehen lassen?

Für diese Entscheidung brauchte ich Zeit. Ich überlegte viel, informierte mich in diversen Foren und bei verschiedenen Spezialisten der M3-Motoren.

Michael empfahl mir sechs Büchsen einzuziehen und neue Standardkolben zu verwenden. Diverse M3-Motorenspezialisten meinten einhellig, sie kennen keinen S54-Motor mit sechs Laufbuchsen, das ginge nicht, war zum Teil sogar die Aussage.

Darüber sprach ich vor Ort mit Michael und auch Werner, mehrmals. Beide erklärten mir wie das geht und wie sie das sicher machen, eine alte Technik sozusagen. Ich meine, dass sogar verstanden zu haben.

Gleichzeitig konnte ich mir an verschiedenen Exemplaren vor Ort anschauen, wie es eben nicht geht. Im gleichen Gebäude ist eine Firma ansässig, die untersucht für Gerichtsverfahren Verbrennungsmaschinen aller Art und bekommt da halt auch einige Schäden an Laufbuchsen angeliefert. Die erste Laufbuchse die ich also sah, war quasi eine einseitig aufgeriebene Dose.
An der einen Seite völlig weggeschlissen, maximal noch Dicke von Alufolie, an der anderen Seite noch original Dick. Das nur als ein Beispiel, ein paar weitere sah ich noch. (Kleiner Exkurs: Büchsen einziehen ist alte Handwerkskunst im Motorenbau und ansich nix besonderes. Und sicher können das auch viele Betriebe, aber eben nicht alle und einige der Motoren landen dann halt in Duisburg zur Begutachtung, so daß ich mir diese dort anschauen konnte.)

Was also tun. Ich vertraute den beiden und obwohl sie sagten, an dem Motormodell haben wir auch noch keine sechs Buchsen eingezogen, aber das wird schon gehen, entschied ich mich dafür. Die Turboüberlegung hat mir zuvor aber verdammt lange in den Fingern gejuckt. Der Sauger in der originalen Qualität hingegen hat dann letzten Endes überzeugt. Eine Mitfahrt in einem Z4M Coupe hat gereicht, Turbo braucht der Motor einfach nicht.

Also gut, Auftrag erteilt: 6 Buchsen bitte. Michael und Werner wälzten sodann diverse Kataloge, um vorgefertigte Laufbuchsen zu bestellen. Erfolglos. Also wurden von einem Lieferanten welche angefertigt und dann später vor Ort auf meinen Motor angepasst (2 im Bild zu sehen, vor Anpassung). Das hat aber alles verdammt lang gedauert. Naja, geht man einen Weg das erste mal, gibt es halt keine Routine.

Werner erwähnte dann irgendwann mal, dass so eine Kurbelwelle idealerweise auch feingewuchtet werden könne, dann läuft sie seidenweich. Verdammt, da war er wieder der blöde Floh im Ohr.

Hinzu kam die Suche nach den richtigen Kolben. Michael riet mir wenn schon Neuaufbau, dann auch direkt mit neuen Kolben zu arbeiten und dann auch direkt mit neuen Pleueln. Willste Qualtiät? Na klar, was soll man auf die Frage auch anderes antworten. Ich will den Motor ja schließlich später auch selbst verwenden.

Die Argumente waren also verdammt stark. Neu sollte her. Nur welche. Ich konnte zu der Zeit sehr günstige original BMW Kolben bekommen, Alternativ gibt es ein paar vorwiegend amerikanische Hersteller, die sich für den Motor als Lieferanten anboten. Wieder führte ich Gespräche mit Leuten, die regelmäßig an diesem Motor schraubten.

Im Ergebnis wählte ich welche von JE mit originaler Verdichtung. Die originalen hätte ich sogar günstiger bekommen, das am Rande angemerkt. Bei den Pleueln war es ähnlich. Hier folgte ich aber sofort einer Empfehlung von Michael, der von einem befreundeten Motorsportspezialisten weiß, dass es einen chinesischen (ja richtig gelesen, chinesisch) Lieferanten gibt, der eine top Qualität zu einem top Preis liefert. Leichter als original und erheblich günstiger als BMW, so das Versprechen.

„Du Schatz, ich hab heute extrem Geld gespart…“

Ob das so war, weiß ich nichtmal. Ich hab bei BMW nämlich nicht nach dem Preis gefragt. Es klang aber gut und beruhigte das eigene Gewissen. 530 Euro kosteten die Pleuel, wie im Bild zu sehen, vor der späteren "Nachbehandlung" von Michael. Und optisch machten die auch sofort verdammt viel her. Warum nur gibt es keine Motoren mit Sichtfenster!? Das wäre doch klasse.

Weiter geht’s die Tage, ich muss noch was tun.

Bis denne.
 

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Viel Spaß mit diesem Projekt!
Das ist halt eine Geldverbrennmaschinerie, die Du da in Gang setzt. 4-stellig dürften die Kosten dazu nicht bleiben. Wenn ich mir die Stegbreite zwischen den Zylindern so anschaue, dann bin ich auch skeptisch, ob man das vernünftig aufbohren kann um die Buchsen einzuspressen. Oder sind das schon Fotos im aufgebohrten Zustand?

Jedenfalls Respekt! 👍
Ich habe bein meinem Cayenne eine solche Motorrevision durchführen lassen... Nicht der billige Jakob. Aber bisher hälts perfekt (>20tkm), was ja leider nicht immer der Fall sein muss *aufHolzklopf*...
 
Viel Spaß mit diesem Projekt!
Das ist halt eine Geldverbrennmaschinerie, die Du da in Gang setzt. 4-stellig dürften die Kosten dazu nicht bleiben. Wenn ich mir die Stegbreite zwischen den Zylindern so anschaue, dann bin ich auch skeptisch, ob man das vernünftig aufbohren kann um die Buchsen einzuspressen. Oder sind das schon Fotos im aufgebohrten Zustand?

Jedenfalls Respekt! 👍
Ich habe bein meinem Cayenne eine solche Motorrevision durchführen lassen... Nicht der billige Jakob. Aber bisher hälts perfekt (>20tkm), was ja leider nicht immer der Fall sein muss *aufHolzklopf*...


4 stellig wird schwer ja, ich will besser nicht saldieren....kommt aber doch noch.
Betrachtest du den ganzen Motor, also das Foto des Blocks, dann siehst du das der vierte bereits gebohrt ist, die anderen noch nicht.
Die Fotos vom Steg zeigen also an der einen Seite eine gebohrte Laufbahn, auf der anderen eine ungebohrte.

Die Stegbreite war sicherlich auch das große Problem. Eine spezielle "Befestigungstechnik" ist hier aber die Lösung. Ich zeige später mal Bilder vom Endergebnis, dann wird das sichtbar.
 
Teil 3:
Falls es noch wen interessiert, so ein Motorenthema ist verdammt zäh und elendig.

Nachdem ich alle Teile zusammen glaubte, ging es an die Fertigstellung des Rumpfes. Die Büchsen waren angepasst, die Kurbelwelle feingewuchtet, die Kolben montierfertig und über Aachen aus den USA eingetroffen, die Pleuel nachbearbeitet, die Pleuellager für mich vom Lieferanten angefertigt (der wollte sich halt beteiligen) und ja dann bekam ich von Michael den Anruf:

"Sag mal uns fehlt ein Lagerbock....". Hmm, ich dachte erstmal, er braucht nen Bier. Bring ich Dir gern, ist ja auch ganz schön warm.

"Nein, ein Lagerbock der Kurbelwelle fehlt. Ich schick dir gleich mal ein Bild."

Ok, dachte ich naiverweise. Das Teil sieht nicht spektakulär aus, ich frag mal eben bei BMW nach, wann die mir das liefern können.

Die dann folgende Antwortmail von BMW: Ist ein Lagerbock verschwunden oder unbrauchbar, kann kein passender Ersatz beschafft werden. Jeder Motor wird individuell angepasst und gebohrt. Es geht nur mit diesem einen Lagerbock. Die Lagerböcke sind nummeriert von 1-7........

Bingo, da war es wieder das Gefühl: "mach das blöde Fass auf....".

Naja wieder was gelernt. Als ich Michael erzählte, dass ich das Teil weder selbst hatte, noch von BMW bekommen könne, erzählte er mir von der Tragweite des Fehlens ebenfalls. Doch sagte er gleich, es ist möglich, einen anderen Lagerbock präzise "anzupassen", doch ich brauche eben genau den mit der passenden Nummer.
Also galt es einen aufzutreiben.

Nach gefühlt mehr als 10 Kleinanzeigenanrufern und ein paar E-Mails, die mir alle sofort absagten und zumeist natürlich auch wussten warum, antwortete einer der angeschriebenen er hätte keine, aber wüsste einen Kumpel, der mal welche hatte und gab mir auch direkt die Kontaktdaten von ihm.
Da war sie die weihnachtliche Vorfreude, bei 40 Grad Aussentemperatur am Küchentisch sitzend und hoffend....
An der anderen Leitung ein sehr sehr freundlicher Schrauber, dem ich mein Problem schilderte und das es gern schnell gehen könne und was er denn dafür haben wolle....ne kiste Bier :) gerne doch, mal was anderes als Schoki ;)

Endlich komplett :)
Und gelernt: 6 Zylinder, aber 7 Lagerböcke :)
 

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Da war sie die weihnachtliche Vorfreude, bei 40 Grad Aussentemperatur am Küchentisch sitzend und hoffend....
An der anderen Leitung ein sehr sehr freundlicher Schrauber, dem ich mein Problem schilderte und das es gern schnell gehen könne und was er denn dafür haben wolle....ne kiste Bier :) gerne doch, mal was anderes als Schoki ;)

Und so schließt sich der Kreislauf. Irgendwann verkauft der seinen Krempel und der Nächste braucht exakt diesen Lagerbock.
Weißt du eigentlich was du da angestoßen hast?!
 
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