AW: ABS m. ASR abschalten - wie?
Entschuldigung, wenn ich nochmal zum Thema zurückkehre. :)
Zunächst einmal halte ich überhaupt nichts davon, in einem Serienfahrzeug mit Gewalt (Entfernen der Sicherung) das ABS auszuschalten, schon gar nicht, wenn derjenige noch nicht mal ansatzweise weiß, was er da sonst noch so alles mit beeinflußt.
Weiterhin halte ich nichts davon, das ABS abzuschalten, da ein auf ABS ausgelegtes Bremssystem typischerweise die Bremskraftverteilung zwischen vorn und hinten über das ABS regelt. Insofern ist ein Auto mit abgeklemmtem ABS nicht gleichzusetzen einem Auto von früher, das überhaupt kein ABS hatte.
Doch nun zum ABS selber. Da der Rennsport zitiert wurde, muß ich hier klar sagen, dass jedes Rennauto heutzutage mit ABS unterwegs ist (Gruppe H und sonstige ältere Fahrzeuge ausgenommen). Kein Mensch käme auf die Idee, freiwillig das ABS abzuschalten, weil es einen echten Nachteil darstellen würde.
Der riesige Vorteil des ABS besteht eben darin, dass das Auto im Regelfall lenkbar bleibt, was im Rennsport bedeutet, dass ich an etlichen Stellen auch in die Kurve hineinbremsen kann.
Beispiel: Anbremsen der Arembergkurve. Ist man da zu schnell, muss man in die Kurve hineinbremsen, und das auf den Wellen. Mit ABS habe ich da erheblich höhere Chancen, heil durchzukommen. Ohne ABS lande ich dann im Kies, wie man oft genug bei den Youngtimern sehen kann.
Jetzt zum Ausbrechen des Fahrzeugs:
ASC, DSC etc abschalten ist ok, solange der Fahrer weiß, auf was er sich einläßt. Wie Viktor schon sagte, bleibt das Auto auch beim Ausbrechen noch beherrsch- und bremsbar mit ABS. Es geht also tatsächlich nur um einen einzigen Fall, wenn ich das richtig verstanden habe, nämlich den, dass das Auto so weit ausbricht, dass es nicht mehr eingefangen werden kann.
Unterscheiden wir auch da noch zwei Fälle:
1. beim ersten Ausbrechen wird der Driftwinkel so groß, dass es kein Halten mehr gibt
2. das erste Ausbrechen wird irgendwie noch überstanden, dann kommt aber ein Gegenpendler, der unweigerlich zur Drehung führt
Im ersten Fall ist man entweder erheblich zu schnell in die Kurve hineingefahren, hat sich erschrocken und Gas weggenommen, und durch den Lastwechsel ist das Heck gekommen. Oder aber man hat - entsprechende Power vorausgesetzt - zu früh in der Kurve voll auf dem Gas gestanden und einen Powerdrift ausgelöst, den man nicht beherrschen kann. Da nimmt man in der Regel einfach nur Gas weg, dann schwenkt das Heck wieder ein. Allerdings muß man auf einen möglichen Gegenpendler achten. Ist man allerdings zu schnell in die Kurve gefahren, will man das Auto schnell zum Stehen bringen, und das dürfte der Fall sein, um den es in der Hauptsache hier geht, zusammen mit dem Gegenpendler aus Fall 2.
Der Gegenpendler erfolgt dann, wenn die Lenkung beim ersten Ausbrechen nicht schnell und passend genug aufgemacht wird. Auch hier schwenkt das entlastete Heck nach außen, so dass es vergleichbar ist mit dem zu schnellen Hineinfahren.
Wenn das Auto also zu schnell hineinfährt in die Kurve, dann schlagartig durch Gaswegnehmen entlastet wird, kommt das Heck herum. Die einfachste Methode, die Situation zu entschärfen, ist, die Kupplung zu treten. Dadurch übertragen die Hinterräder keine Längskräfte mehr und das Auto stabilisiert sich schneller. Ist eine schöne Übung in einem Fahrsicherheitszentrum auf Rutschflächen, hab ich selbst mit dem Z8 mal ausgiebig getestet. Elchtest, beim Ausweichen auf Rutschfläche gekommen, ab da geht dann die Post ab. Durch Gegenlenken war das Auto nicht zu halten, durch Auskuppeln ließ es sich sehr einfach wieder einfangen.
Wird zusätzlich auf die Bremse getreten, bleibt das Auto mit ABS trotzdem noch lenkbar. Sollte das Auto wieder Grip aufbauen, muss man natürlich weiter auf der Bremse stehenbleiben und entsprechend lenken. Solange man auf der Bremse steht, wird das Auto ja auf jeden Fall langsamer.
Habe ich in der Situation kein ABS, dann kann das Rad in keiner Richtung mehr stabilisieren, sondern nur noch rutschen. Es folgt mit ziemlicher Sicherheit der Dreher, und zwar ohne eine Kontrollmöglichkeit des Fahrers, solange er bremst.
Insofern kann ich den Wunsch nach Abschalten des ABS wirklich nicht verstehen. Wir haben ja im Rennbetrieb recht häufig Situationen, wo das Auto in Extremfällen abgefangen werden muß, und ich hatte noch nie das Gefühl, dass ich ohne ABS besser dran gewesen wäre.
Und selbst wenn es den einen Extremfall gibt, wo es ohne ABS besser ginge, dann würden für mich auf jeden Fall die 99 anderen Fälle erheblich mehr zählen, wo das ABS von Vorteil ist. :)