AW: Alternativer Ansatz, Mutation E89 -> Kurvensau
Um auf den Ausgang dieses Freds zurückzukommen:
Beim Z8 ergab sich ebenfalls folgendes Bild im Serienzustand:
- ausreichend Leistung (400 PS)
- erhöhtes Kampfgewicht (leer 1.660 kg, mit Fahrer und Sprit mal locker 1.800k g)
- starke Untersteuerneigung (Auto wurde für die "Ewigkeit" gebaut, Preissegment der Altersklasse "wenn ich mir nicht jetzt meinen Jugendtraum erfülle, wann dann?"
- beachtliche Neigung in den Kurven, da relativ komfortabel ausgelegt
Der Z8 war dadurch geprägt, daß in letzter Minute der M5-Motor hineinkam, für den das Auto nicht gebaut war. Etliche Leute haben dann wohl das große Flattern bekommen angesichts der angepeilten Klientel, und alles auf Sicherheit ausgelegt. Daher das Untersteuern.
Kurzer Exkurs:
Wieso fährt sich ein neuer X5 oder 7er so spielerisch/sportlich?
Im Wesentlichen werden bei entsprechendem Fahrwerk die kurvenäußeren Dämpfer blitzschnell bei Belastung verhärtet, um die Wankneigung zu reduzieren. Die Karrosserie neigt sich weniger, das fühlt sich gut an. Ist auch tatsächlich gut, denn der Dämpfer nimmt kurzfristig die Charakteristik eines Sportdämpfers an, den der geneigte 7er-Fahrer wohl bei Geradeausfahrt sofort als nicht zum Auto passend monieren würde.
Entsprechend kann man auch die Versportlichung (oder Versportlicherung?

) im konventionellen Sinne sehen, nur daß diese dann permanent wirkt, also nicht nur für eine Kurve.
Beim Z8 waren die konkreten Maßnahmen:
- Wechsel von RFT-Reifen auf normale UHP-Reifen ->gigantische Auswirkungen
- etwas härtere Dämpfer und kürzere Federn mit leicht anderer Kennlinie, z.B. von Schnitzer ->sehr gute Auswirkungen
- etwas härtere Stabis, um die Wankneigung zu reduzieren ->fühlt sich gut an, geht aber fast auch ohne
Mit diesen Änderungen läßt sich der Z8 schon ganz anders fahren als im Serienzustand. Ich halte die Situation durchaus für vergleichbar mit dem E89 von den Gewichtsverhältnissen und den Abmessungen her.
Was ist dann das Ergebnis:
Der Z8 lenkte spürbar besser ein, wankte nicht mehr so, schob nicht mehr über die Vorderräder. Zum schnellen Fahren fuhr man zügig, aber nicht zu zügig in die Kurve hinein, um dann unter kräftigem Zug aus der Kurve herauszufahren. Lastwechsel waren auf einmal ein viel kleineres Problem.
Insgesamt also eine schöne Verbesserung der Fahreigenschaften, die dann auch recht schnelles Fahren zuließen (und auch noch zulassen, auch wenn ich heute eher mit anderen Autos "schnell" fahre).
Zwei Beobachtungen am Rande:
Ich hatte Herbert (auch damals schon onTour) mal neben mir auf einer Nordschleifenrunde. Dem Gesichtsausdruck nach zu urteilen, war er froh, als es vorbei war. Der Kommentar war, daß er den Ring doch lieber in einem Z4 befahren würde...

Ausschlaggebend waren hier wohl doch die Urgewalten, die man selbst als Beifahrer recht gut zu spüren bekommt.
Die zweite Beobachtung hab ich dann irgendwann selber gemacht. Ich denke, daß ich den Z8 gerade auf dem Ring in Geschwindigkeitsbereichen bewegt habe, wie sonst wohl nur wenige Z8 dort bewegt worden sind.
Bis ich dann mal mit einem leichteren Fahrzeug gefahren bin. Da hab ich dann gemerkt, wie sehr ich mir einen abgebrochen habe, um das unverändert hohe Gewicht um die Strecke zu wuchten. Das ist keine Kritik am Z8, ich liebe ihn nach wie vor, und er wird mir nie aus dem Haus gehen (und der andere auch nicht). Aber das Erlebnis, mit einem Auto schnell zu fahren, das einfach nur 400 kg leichter war, war mehr als beeindruckend.
Heute kann ich noch den Vergleich zu einem 1250 kg-Auto mit BMW V8 ziehen, der an Agilität nicht zu überbieten ist. Allerdings hat der dann schon das Problem, die Kraft auf die Straße zu bringen.
Fazit also in Hinsicht auf den E89, den ich selbst noch nicht gefahren bin:
- ein Top-35i liegt zwischen 65 und 70 Tsd €
- damit ist er für eine Klientel gebaut, die nicht unbedingt zu den Berufsanfängern gehört
(und ja, ich weiß, alle unter 25 hier haben ihren Z4 bar und aus eigenem Geld ohne Zuwendungen von Mutti oder Oma gekauft
)
- diese Klientel wünscht es in der Regel etwas weicher, d.h. es soll sportlich genug sein, daß man tun kann als ob, aber ansonsten vor allem problemlos und leicht beherrschbar
- Mit einfachen Mitteln (Fahrwerk, Reifen) sollte sich auch aus jedem E89 etwas machen lassen, daß etwas sportlicher zur Sache geht.
- Das Gewicht ändert sich aber dadurch nicht, und deshalb wird richtiges Schnellfahren immer mit ein paar Schweißperlen auf der Stirn verbunden sein
Das soll jetzt keine Kritik am E89 sein, er gefällt mir immer besser, je öfter ich ihn sehe. Wäre es ein Z5, wäre alles ok, nur als Nachfolger des jetzigen Z4 kann ich ihn nicht ohne Weiteres akzeptieren.
