Das Problem ist nicht die vorhandene Differenz zwischen Soll- und Istwert. Mit der kann ich gut leben, weil es nunmal menschlich ist.
Das Problem ist aber der Umgang mit dem Istwert. Akzeptiere ich ihn schon fast beiläufig, weil es "sowieso nicht zu ändern ist" oder strebe ich etwas an und sanktioniere dann auch entsprechend den Istwert?
Genau da sehe ich auch das Problem. Wir realisieren, dass der Istwert wohl nie mit dem Sollwert übereinstimmen wird. Anders als in früheren Zeiten wird aber nun gezielt und selektiv bei bestimmten Leuten nach solchen Diskrepanzen gesucht, um sie abzuschießen. Das hat ja nun mittlerweile schon Mode gemacht. Die Motive sind oft genug als politisch oder effektheischend zu erkennen.
Somit spaltet sich die Diskussion in zwei Hälften:
Auf der einen Seite darf es kein Abgehen davon geben, dass Politiker vereinfacht gesagt eine reine Weste haben sollen.
Auf der anderen Seite wird es aber nur wenige Leute geben, die diesem Ideal entsprechen könnten.
Ich stimme zu, dass eine Akzeptanz eines beliebigen Istwertes das weitere Absinken desselben impliziert. Es ist sicher auch kaum möglich, eine objektiv messbare Grenze zu ziehen (z.B. Sollwert ./. 5% oder sowas).
Somit bleibt also die Herausforderung, dass es bei vielen Politikern dunkle Stellen auf der Weste gibt, die zwar nichts mit der eigentlichen Tätigkeit zu tun haben, aber nach Belieben im rechten Moment hervorgezogen werden können, um jemanden abzuschießen. Und dabei kann man sich ganz auf die Position des Gutmenschen zurückziehen, der kaum zu widersprechen ist, diese Diskussion hier zeigt es ja.
Wann ist eigentlich zum letzten Mal jemand von der SPD oder den Grünen derart angegangen worden?
PS: Nur damit kein Missverständnis aufkommt:
Wulff war für mich schon ein Hampelmann, als er noch in Hannover war. Er war übermäßig unterqualifiziert für das Amt des BP, und das ist auch meine Hauptkritik. All die Entdeckungen der letzten Zeit zielen auf seine Zeit in Hannover und haben mit seiner Arbeit als BP nichts zu tun. Tatsächlich aber hat er in seiner unsäglich linkischen Art so ziemlich alle kommunikativen Fehler begangen, die möglich waren.