Leider kam ich am Wochenende nicht wirklich dazu, euch hier auf dem Laufenden zu halten. Sorry!
Daher jetzt hier mal ein Rückblick:
Freitag, Freies Training:
Am Freitag ging es für mich, nach einem Vormittag wo ich noch gearbeitet habe, um 13:30 Uhr hoch zum Ring. Zum Glück habe ich ja nur eine sehr kurze Anfahrt.

Ich hatte auch direkt meinen Rennoverall an, habe kurz die Papiere fürs Training erledigt und bin dann um 14:30 Uhr ins Auto. Den BMW 128ti kannte ich ja, wie gesagt, schon aus NLS1. Wenn auch nur mit 5 Runden Erfahrung.
Ich hatte wieder zwei Taxigäste an Bord, denen ich die Rennstrecke und das Feeling näher bringen konnte. Also Anschnallen, Radiocheck und los gings... Voller Freude runter zu Turn 1, Anbremsen und ups... was macht der Wagen denn da? Konnte sich nicht so recht entscheiden wo er hin will. Naja, Reifen waren noch was kalt, also weiter. Das Gefühl wurde aber nicht von Kurve zu Kurve besser, sondern blieb sehr diffus. Gerade beim Anbremsen war von gerade nicht viel zu spüren. Der Wagen versetzte ziemlich unberechenbar, meist nach rechts, manchmal aber auch nach links. Ein ganz anderes Auto, als ich es vom Anfang des Jahres in Erinnerung hatte. Raus auf die Nordschleife. Wenig Verkehr, Strecke recht sauber, beste Voraussetzungen für eine schöne Runde. Beim Anbremsen der Doppelrechts Quiddelbacher Höhe versetzt der Wagen vor dem Einlenken schon nach rechts, das Heck kommt ein wenig nach links. Aber alles ok. Das Gleiche dann beim Anbremsen der schnellen Links zum Schwedenkreuz, Diesmal will das Heck aber nach rechts. Also im leichten Slide in die Links und dann Aremberg anbremsen. Wieder zieht der Wagen stark nach rechts. Ist vielleicht die Bremse vorne links defekt und rechts bremst mehr? Ich bin auf der ersten Runde mit Taxigast ja zum Glück nicht mit 100% unterwegs. Weiter gehts durch die Fuchsröhre, rauf zum Adenauer Forst. Da frage ich immer mal nach dem Befinden. Von rechts kommt ein Daumen hoch und "Super Geil", das interpretiere ich dann mal als ok. Die Fahrt geht also weiter Richtung Breitscheid, zum tiefsten Punkt der Stelle. Auch hier versetzt das Auto wieder unkontrolliert beim Anbremsen. Ihr merkt schon, dass zieht sich jetzt durch die ganze Runde... daher springe ich mal nach vorne und auf die Döttinger Höhe. Hier springt nämlich das Auto, als würde die HA ein richtiges Eigenleben haben. Geradeaus ohne ständige Lenkkorrekturen ist nicht möglich. Das gebe ich per Funk an die Box durch. Beim Stopp schauen sich die Monteure die Bremsen an, alles ok. Vorne rechts hat der Reifen einen zu niedrigen Luftdruck, also neues Rad drauf. Lag es daran? Würde vielleicht das Versetzen beim Anbremsen erklären, aber die bockige HA nicht.
Raus zur zweiten Runde, diesmal mit einer jungen Dame auf dem Beifahrersitz. Ich merke aber schon auf dem GP-Kurs, dass es nicht nur an dem falschen Luftdruck gelegen haben kann. Also mit Bedacht die Runde angehen. Der Wagen versetzt immer noch, mal rechts, mal links beim Bremsen. Nicht vorhersehbar und damit ganz schön tricky.
Der jungen Dame gefällt es aber und sie hat ne Menge Spaß neben mir. Ist die ganze Zeit am Lachen und zeigt immer wieder Daumen hoch. Leider beendet der Veranstalter das Training genau um 15:00 Uhr und alle Streckenposten müssen die rote Flagge zeigen. Das heißt dann nur noch mit 80 und Überholverbot bis zur Box zurück. Wir fahren also ab Pflanzgarten zwei im Bummeltempo und ich kann das Verhalten der HA auf der langen Döttinger Höhe nicht nochmal reproduzieren zum Test.
Rein in die Box, ein paar Fotos für die Taxigäste, dann nimmt mein Carchief den Wagen unter die Lupe. Auto hochbocken und siehe da, das rechte Vorderrad hat gut 5mm Spiel. Wie sich zeigt, hat sich eine Schraube am Querlenker gelöst. Diese wird jetzt eingeklebt, mit Drehmoment angezogen und damit ist das Rad fest. So sollte es auch beim Anbremsen stabil dahin gehen, wo man hin will. Denn das Rad hat je nach Impuls und Fahrsituation halt nicht mehr in die richtige bzw. gewünschte Richtung gezeigt. Dann kommen auch noch Experten von KW dazu, wegen der HA. Denn meine Kollegen waren auch sehr unzufrieden mit der Abstimmung. Es zeigt sich, dass die Einstellungen nicht gut waren, bzw. wohl verstellt. Wer das gemacht hat oder wann ist nicht mehr nachvollziehbar. Aber es gilt jetzt, ein neues Setup einzustellen. Wir sprechen uns mit KW ab, stellen Zug- und Druckstufe im Low- und Highspeedbereich neu ein und vermessen das ganze Auto nochmal. Da ich als letztes auf dem Auto war, werde ich am Samstag zuerst das Qualifying in Angriff nehmen um zu sehen, ob die Veränderungen den gewünschten Effekt gebracht haben.
Wir gehen dann noch zur Fahrerbesprechung und nach einer kurzen Teambesprechung ist der Tag dann für mich zu Ende. Ab nach Hause und ab ins Bett... das Wochenende wird noch lang.
Samstag, NLS6:
Da das Qualy schon um 08:00 Uhr beginnt muss der Wecker halt noch früher ran. Ich bin um 07:15 Uhr fertig angezogen in der Box und wir bereiten das Auto für den Tag vor.
Es kamen neue Bremsbeläge auf die VA sowie alle Flüssigkeiten wurden erneuert. Die Spannung steigt morgens immer und es ist ein tolles Gefühl wenn immer mehr Motoren gestartet werden und sich der Sound durch das Fahrerlager und die Boxengasse verbreitet. Wird wohl nicht mehr so sein, wenn man nur noch E-Autos da sind... besser nicht dran denken.
Ich setze mich um 07:50 Uhr ins Auto, mein Carchief Flo (Florian), der bei diesem Rennen zum ersten Mal ein Auto in Eigenregie betreut, schnall mich fest und checkt nochmal alles. Dann geht die Ampel auf Grün und die ersten fahren los. Da wir mit 6 Autos vom Team Sorg in der Box sind, ist es schon eng. Aber dann kommt eine Lücke und Flo schickt mich auf die Reise. Raus auf die Strecke, die in diesem Lauf so lang ist, wie sonst eigentlich nie. Wir fahren den GP-Kurs mit Mercedes Arena und Müllenbachschleife plus natürlich die Nordschleife. Länger geht nicht. Wir haben besprochen, dass ich eine Sicht/Testrunde direkt über die Nordschleife fahre und dann eine fliegende Runde um eine Qualifikationszeit zu haben. Der Wagen fühlt sich viel besser an als am Freitag. Beim Anbremsen bleibt er sauber in der Spur, das Heck wird natürlich etwas leicht, aber schön vorhersehbar. Das Versetzen ist weg und ich habe direkt Vertrauen ins Auto. Also einmal rund durch die Eifel. Sieht auch alles gut aus, bis ich zur Hohen Acht komme. Da wird Gelb und direkt Doppel-Gelb gezeigt und ich sehe den Grund: ein Cayman ist eingeschlagen und steht quer auf der Fahrbahn. Seine Kühlflüssigkeit läuft natürlich schön über die Strecke und ich muss da durch. Also die nächsten Kurven mal etwas vorsichtig machen. Mir ist aber klar, dass es an dieser Stelle dann bestimmt in der nächsten Runde eine C60 (Code60, also max. 60 km/h) geben wird. Ich funke kurz mit der Box und werde trotzdem eine Zeit setzen.
Ich komme auch gut durch meine fliegende Runde und habe relativ wenig Verkehr. Die schnelleren Fahrzeuge kann ich gut passieren lassen ohne selbst viel Zeit zu verlieren. Dann kommt aber die schon erwartete C60 bei der Hohen Acht und vorher die normale Postenkette mit Gelb und Doppel-Gelb (da gilt dann max. 120 km/h). Im Brünnchen sind schon viele Fans an der Strecke wie ich aus den Augenwinkeln sehen kann. Brünnchen ist mit dem Auto auch eine heikle Stelle. Man kommt durch die Links Eschbach den Berg runter und wenn es in die Rechts (Brünnchen 1) geht, hat die Strecke eine kleine Kuppe und fällt dann rechts ab. Der 128ti wird da hinten durch Anbremsen und den Lastwechsel sehr leicht und man verliert schnell das Heck. Aber wenn man so Sachen weiß, kann man sich ja drauf einstellen. Meine Runde verlief soweit sonst problemlos und ich konnte den Wagen an meine Fahrerkollegen übergeben. Das Setup war für mich passend und ich war zufrieden. Leider gab es in dem ganzen Qualifying nur ein kleines Zeitfenster von ca. 5 Minuten, wo man eine freie Strecke hatte. Und genau das haben wir nicht getroffen. Daher sind wir auf P12 von 13 Startern ins Rennen gegangen.
Nach dem Qualifying wurde das Auto nochmal komplett gecheckt. Für die Fans gab es dann in der Boxengasse eine Autogramstunde mit allen teilnehmenden Fahrern. Das war eine schöne Sache. Auch wenn mich da wohl keiner kennt.

Rennen NLS6:
Wir haben im Team ausgemacht, dass Bernhard Wagner den Start übernehmen wird. Er würde dann an Simon Tibbett (aus den USA) übergeben, ich würde den dritten Stint in die Dämmerung fahren und Kurt Strube den letzten in der Dunkelheit. Kurt hat schon mehrmals am 24 Stunden Rennen teilgenommen und entsprechende Erfahrung im Dunkeln. Aber dazu später mehr.
Der Start verlief für Bernhard sehr gut, er konnte ohne Berührungen durch die ersten Kurven und auch an einigen Autos vorbei. Leider hat es Ausgang Mercedes-Arena den roten Cayman, auf dem ich beim letzten Rennen saß, ziemlich getroffen. Spoiler: der Wagen wurde aber vom Team vorne komplett neu aufgebaut in der Box und ist noch am Abend ins Rennen zurück gekehrt, wenn auch zum Test. Am Sonntag ist er dann wieder normal mitgefahren.
Bernhard kam zum Glück an dem quer zur Fahrtrichtung stehendem Cayman vorbei und sein Stint verlief gut. Er konnte den Wagen im vorderen Mittelfeld auf Simon übergeben. Simon ist beruflich Race-Coach und hat z.B. die 24h Dubai mit dem Team Sorg gewonnen. Der weiß also auch, wie der Hase läuft. Er kam auch klasse durch seinen Stint, meldete jedoch schon eine etwas unruhige HA. Die Strecke war durch einige Unfälle schmutzig.
Ich bin dann für meinen Stint ins Auto. Dabei wurden vorne die Reifen getauscht (wir fahren da Medium) und getankt. Leider ist wohl beim Tanken was schief gegangen und ich hatte nicht die volle Menge Spritt an Bord. Aber egal, erstmal fahren. Im ganzen Stint gab es keine einzige freie Runde. Immer war irgendwo Gelb oder C60 und gefühlt hatte ich auf jeder Runde einen Schleppverband oder ein langsames Auto auf der Strecke welches abgesichert wurde. Sehr schwierig da einen Rhythmus zu finden und man muss durchgehend hoch konzentriert sein. Die HA wurde mehr und mehr zum Problem. In langsamen und mittelschnellen Kurven kein Problem, aber im Highspeedbereich wurde das Auto richtig fies zu fahren. Bei dem Fronttriebler ist es so, dass die HA schwer auf Temperatur kommt, daher fahren wir da sogar die Soft Mischung, also die weichsten Reifen, die wir fahren dürfen. Um den Wagen einigermaßen stabil zu haben und die HA abzustützen muss entsprechender Sturz her. Das bedeutet aber, dass die Mitte- und Innenseite des Reifens nicht wirklich warm werden und sich dort mehr und mehr Pickup, also Gummiabrieb, sammelt. Und im Highspeed kommt die Mitte des Reifens doch mehr in Kontakt mit der Strecke und man fährt auf einer Gummiwurst. Ist nicht wirklich lustig, wenn man da aufs Schwedenkreutz oder Antoniusbrücke zufährt mit 230. Tiergartensenke gehen ca. 245 km/h mit dem Auto.
Die Eifel ist ja berühmt für ihre schönen Sonnenuntergänge, wenn es mal nicht grade """", schneit oder neblig ist. Wenn man im Auto aber gerade ein Rennen fährt und dir die Sonne waagerecht an verschiedenen Stellen in die Augen strahlt, z.B. über die Kuppe beim Pflanzgarten oder beim Anbremsen Schwalbenschwanz, dann wird es teilweise spannend. Ich kenne ja zum Glück die Strecke schon recht gut, aber bei so manch einem Einlenkpunkt muss man da richtig aufpassen. Das gleich gilt natürlich auch Morgens beim Sonnenaufgang im Qualy, nur da halt eher dann Kesselchen oder Hohe Acht hoch. Aber es ist ein tolles Gefühl und eine tolle Stimmung, wenn so langsam die Dämmerung kommt. Ich bin nach drei Runden dann wieder an die Box zum Nachtanken und natürlich Scheiben reinigen. Dann ging es für 6 weitere Runden raus auf die Strecke. Ich hatte einige schöne Kämpfe mit Autos aus anderen Klassen, die aber so ziemlich gleiche Rundenzeiten fahren. Erschreckend und ernüchternd ist, dass ein E90 V4 richtig schwer zu knacken ist, wenn es kurvig wird. Da spielt das Gewicht und die Balance eine große Rolle. Mit den 240i Cup Autos kann man teilweise gut mithalten (von der Spitze der Klasse da mal abgesehen).
Die GT3 stellten diesmal auch kein Problem dar, ich fand das Verhalten von denen sehr fair und die kamen gut vorbei. Einige GT4 und Cup Porsche waren da grenzwertiger. Ich merke jedoch, dass ich immer mehr Erfahrung mit dem Verkehr habe und immer besser damit klar komme. Man beobachtet ja ständig den Rückspiegel und ich kann meist recht gut abschätzen, wann der Schnellere auf mich aufläuft. Dann entscheide ich mich, wo ich am sichersten und mit möglichst geringem Zeitverlust Platz machen kann.
Ich konnte das Auto an P5 an Kurt übergeben und nahm den letzten Stint in Angriff. Lief auch alles sehr gut und routiniert ab. Bis auf einen kleinen Funkspruch... "äh, vielleicht war in einer Doppel-Gelb etwas zu schnell". Blick auf den Monitor, wo die Rennleitung Meldungen zeigt... da stand nix. Also erstmal alle aufatmen. Jedes Auto hat ja GPS an Bord und wird genau kontrolliert. Also auf P5 ins ParcFermé.
Dann kam aber die Meldung mit den korrigierten Strafen der Rennleitung. Kurt war mit 137 km/h in eine C60 rein gefahren. Dadurch bekamen wir als Team 6:25 min. Zeitstrafe und Kurt durfte bei NLS7 direkt mal nicht an den Start gehen. Shit, sowas kann in der Dunkelheit passieren, sollte aber nicht. Dadurch sind wir auf P6 zurück gerutscht.
Aber damit waren wir besser als unser Ziel, was min. P8 war.