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Das ist keinesfalls eine lästige Frage.Hallo Dieter,
verzeihe mir meine vielleicht lästige Frage. Ich bin sehr von euren Ergebnissen angetan und eure Kunden - wie man sieht/liest - auch, aber mir geht es einfach nicht rein, dass man durch Chiptuning auf einmal erheblich mehr Leistung erzielen kann als ein M3 CSL, bei dem BMW sogar Hardewaremäßig eingegriffen hat um an die 360PS zu kommen.
Du hast geschrieben, dass der Einsatz einer schärferen Nockenwelle mit Einbußen in der Haltbarkeit verbunden ist. Heißt das, dass der CSL-S54 weniger standfest ist als unser "normaler" S54?
Beim CSL hat BMW mit einer leicht schärferen Nockenwelle und der Airbox ein paar PS mehr herausgeholt (360), ohne in irgendeinen Konflikt mit Abgasgesetzen oder Lebensdauer zu kommen. Es war ein recht günstiger Weg zu mehr Leistung.
Aber auch ein CSL kann durch individuelles Chiptuning "aufgerüstet" werden, da geht es dann auch schon an die 380 PS. Es ist schwer, da eine Linie zu ziehen, wo der übermäßige Verschleiß beginnt. Ich selbst habe ja hier schon den Verweis auf die P54-Rennmotoren mit 420-440 PS gebracht, die als Revisionsmotoren zu betrachten sind, d.h. eine Lebensdauer von vielleicht 50 Betriebsstunden maximal haben im Rennbetrieb. Da kann man sich schon vorstellen, dass ein Serienmotor, also einer mit serienmäßigem Kurbeltrieb, an Lebensdauer leidet, je näher er an die 400 PS gebracht wird. Das sind dann immerhin schon 117 PS/l.
Ich denke, dass der normale S54 mit dem Chiptuning genau so haltbar ist wie ein CSL-Motor, da die Drehzahlgrenze nicht groß angehoben wird. Ich kenne aber auch Mappings, bei denen bis 8.500 1/min gedreht wird, und da hätte ich arge Bauchschmerzen.
Insgesamt gesehen bleibt die Frage, wo überhaupt die Zusatzleistung herkommt beim Sauger. Chiptuning bringt ja beim Sauger nichts, wie allgemein gesagt wird. Das ist aber eine der vielen "urban legends", die immer weiter verbreitet werden, ohne dass sie nachgeprüft werden können. Bei frühen Steuergeräten wurde lediglich über Zündung und Einspritzdauer/-menge getunt, und da ist tatsächlich relativ früh Schluß. Aus der Zeit stammt auch die Vorliebe für Alpha-N-Abstimmungen, da es damals noch nichts Besseres gab. Modernes Chiptuning nutzt die Möglichkeiten, die der Hersteller selber auch hat, um Modelle voneinander abzugrenzen (nicht nur BMW tut das). Über Nockenwellenverstellung (VANOS), Ventilhub (Valvetronic) und noch einige andere Parameter mehr läßt sich vor allem die Drehmomentkurve beeinflussen, die früher kaum zu manipulieren war. Ein Chiptuner sagte mir mal vor Jahren: "Das ist wie mit einer Bettdecke, entweder der Kopf ist warm oder die Füße, beides zugleich geht nicht." Das zielte auf die damaligen Manipulationsmöglichkeiten ab. Heutzutage geht man weit über das hinaus, deshalb habe ich ja auch gesagt, dass eine Alpha-N-Steuerung de facto eine Einschränkung darstellt, da man mit der "normalen" Steuerung einen viel detailllierteren Zugriff auf den Motor hat.
Die Ergebnisse hängen sehr vom Motor ab. Ein Turbo läßt sich natürlich über den Ladedruck erheblich einfacher steigern als ein Sauger mit hoher Literleistung. Aber auch bei einem S54 läßt sich durch individuelle Abstimmung ein ordentliches Plus erzielen, vor allem im Drehmomentbereich, der viel wichtiger ist für's Fahren als die Topleistung.