AW: Z4 Racing in 2008
So, jetzt auch einmal die Eindrücke von den Einstellfahrten und den ersten Gehversuchen mit dem Z4 QP aus meiner Sicht :)
Als typischer "RCN'ler" bin ich es ja gewohnt, mein Auto selber zum Ring zu ziehen, die Abnahmeformalitäten zu übernehmen - kurz gesagt, der Renn- oder Testtag fängt eigentlich schon lang, lang vor dem eigentlichen Fallen der Startflagge an. Diese Tätigkeiten sind in einem professionellen Team wie Bonk Motorsport natürlich alle genau verteilt und geregelt, so daß man sich als Fahrer perfekt auf das konzentrieren kann was man tun soll - das Fahren. Und so fing der Tag schon recht relaxt an ...
Danach ging's ab in die Box 5, oder sollte ich es wohl besser meine zweite Heimat für diese Jahr nennen? Nun, warum nicht, schlecht geht es einem mit einem Dach über dem Kopf inmitten des ganzen Renntrubels sicher nicht - zumal da wir ja eine ganz besonders leckere Boxenverpflegung spendiert bekommen hatten - man achte einmal genau auf den Apfel im Karton
Auch sonst ging es in der Box (noch) sehr entspannt zu, und die Damen des Teams konnten sich neben dem Apfelessen in Ruhe dem Fotografieren und ähnlich angenehmen Dingen widmen...
Aber kommen wir zum Wesentlichen des Tages - dem Fahren... Das Auto sah in seiner natürlichen Umgebung im neuen Gewand schon einmal richtig gut aus...
...und so konnte ich mich gleich nach einen kurzen Schwatz mit Aldo und der obligatorischen Lagebesprechung in das Auto zwängen... man verzeihe mir das Wortspiel wenn ich sage daß das in Bezug auf das Einsteigen eine ganz enge Kiste ist...
Aber zum Glück hat der Gott des Motorsports in seiner Schöpfungsgeschichte auch das Snap-Off Lenkrad mit in die Arche gepackt, also ging auch das erfolgreich zuende...
Dann ging es los auf die Strecke - die ersten Meter im Z4 QP auf der Nordschleife standen für mich im Lastenheft. Zu meiner eigenen Überraschung war ich ziemlich relaxt... erheblich mehr als vor einem Start im RCN mit dem mir vertrauten Gölfchen. Vermutlich liegt das einfach daran, daß so ein Test-Termin weit weit weniger mentalen Druck aufbaut - und das ist auch gut so. Schließlich stand für heute nur das Kennenlernen des Autos auf dem Programm, und ich nahm also ein mehr oder weniger strukturiertes "Rantasten" an das neue Einsatzfahrzeug in Angriff...
Ausfahrt aus der Box, erst einmal die Pedale sortieren... das da links ist die Kupplung? Bremse und Gas liegen schön dicht, das macht Laune. Kuppeln erfordert etwas Akrobatik mit meinen langen Stelzen, aber das wird schon noch. Wozu ist denn eigentlich der Knopf da rechts, und wo bekommt man - verflixt noch eins - das Funkgerät etwas leiser? Bei diesen Gedanken kommt auch schon die Mercedes-Arena hinter der Boxenausfahrt auf mich zu und ich setze einen gemütlichen Bremspunkt. Niemand hinter mir? Fein, also rein in die Kurve und fröhlich rausbeschleunigen...Aber holla, was ist denn das? 45° quer und zwei lange schwarze Striche im Rückspiegel zeigen mir zwei Dinge: 1. die Warnung vor den kalten Michelin-Slicks hatte ihre Berechtigung und 2.: Hecktriebler fahren ist auch goil
Also jetzt erstmal schön die Reifen nach der 30-minütigen Pause (Rotphase wegen Abbruchs) aufwärmen und mal schauen wie sich das Auto so anfühlt. Anbremsen, Einlenken... fühlt sich gut an. Irgendwie ganz vertraut. Also dann nach der "Pflichtrunde" über die GP-Strecke am Transponder vorbei raus auf die Nordschleife. Einfahrt zur NoS von der GP-Strecke aus, ein Novum für mich nach den reinen Nordschleifenrunden im RCN... aha, so fühlt sich das also an wenn man linksrum auf die Boxenmauer zufährt. Weiter in den neu geteerten Hatzenbach... alles ruhig beim Anbremsen... eine Folge des neuen Belags oder doch des Autos? Egal, auf jeden Fall flößt es viel Vertrauen ein, hier kann man also in Zukunft schon etwas fliegen lassen
Flugplatz, Schwedenkreuz, Sechster Gang... ist schon echt flott der "kleine" Z4, aber die Sprungkuppe stellt das Fahrwerk auch bei offener Drosselklappe (äh, der Valvetronik Motor hat ja gar keine mehr, *räusper*) vor keinerlei Probleme. Linksknick langsam angehen lassen, Anbremsen Aremberg und ab in die Fuchsröhre. Der Z und sein Insasse fühlen sich spürbar wohl, lassen aber den drängelnden Cup-Clio erstmal vorbei, denn ich wollte als nächstes mal die Bremspunkte ausloten und dazu bewußt ein wenig früher in die Eisen steigen um das richtige Gefühl für die Bremsleistung zu bekommen. Das Gewicht des V5 ist schon spürbar, der Unterschied zum gewohnten 825kg Floh in der Gruppe H fällt speziell beim Anbremsen schon auf. Im Gegenzug liegt der Wagen unglaublich ruhig auf der Bremse, man merkt hier doch deutlich die 30 Jahre Fahrwerksentwicklung.
Weiter geht's über den Ring, ich spule meine 2 fliegenden Runden ab und werde wie abgesprochen per Funk in die Box zurückbeordert. Nach dem Aussteigen steht mir irgendwie unübersehbar das Grinsen im Gesicht - oder nicht?
Im Anschluß an den ersten Stint folgen noch zwei weitere Runden über die komplette VLN-Distanz, allerdings mit der extrem scharfen F1 Schikane vor der Boxeneinfahrt. Wer jetzt nach Rundenzeiten fragt: Das stand für mich nicht im Vordergrund des ersten Tests, denn ich ließ vor- und hinter mir stets etwas Luft zu möglicherweise übermotivierten Teilnehmern um mich voll auf das auto konzentrieren zu können. Ich war dennoch überrascht, daß ich mit einer 10:35 bereits rechenerisch in Zeitenregionen von etwa 8:45 - 8:55 auf der reinen Nordschleife gefahren sein mußte. Und da ist noch reichlich Luft für mehr...
Mein Fazit: Der Z4 ist ein tolles Auto, es fühlt sich sehr sicher an und hat spürbaren Druck schon ab 4.000 U/min an der Hinterachse. Das Getriebe passt perfekt, wenn auch der sechste Gang fast nur zu Schonungszwecken am Schwedenkreuz und auf der DöHö eingelegt werden muß. Die (wegen der reglementskonformen Elektronik) maximal erreichbaren 250 km/h fährt der Z sogar schon in der fünften Welle.
Wo liegen denn die Unterschiede zum schwarzen Gölfchen, wurde ich natürlich oft gefragt. Nun, die Autos können fast nicht unterschiedlicher sein. Da, wo der Golf zickig und bisweilen bockig ist, liegt der Z4 mit stoischer Ruhe auf der Fahrbahn. Da, wo man beim Golf Motordrehzahl und Speed mit jeder Schwingung des direkt an der Karosserie aufgehängten Auspuffs direkt erlebt, mußte ich beim Z schon das eine oder andere mal auf den Drehzahlmesser oder Tacho schauen, um über den aktuellen Fahrzustand Klarheit zu bekommen. Dennoch ist der Z nicht etwa indirekt, das Einlenkverhalten ist phantastisch und unmittelbar, man merkt wie das Auto von der harmonischen Gewichtsverteilung und dem Antriebskonzept profitiert.
Alles in allem habe ich mich auf meinen ersten Runden sehr wohl gefühlt und bin daher nur noch stärker gespannt auf die nächste Evolutionsstufe: Den SP5 Z4. Drücken wir also die Daumen daß alles bis zum ersten Lauf am 29. März klappt
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