Ihr werdet es nicht glauben, ich konnte damals einen knapp 4 Jahre alten gebrauchten Z8 probefahren. Damals wollte der Erstbesitzer 48K für das weinrote Auto. Ich kann mich erinnern, in echt wirkt er ganz anders, viel größer und wuchtiger als er auf den Bildern erscheint. Von Hinten einfach traumhaft schön, innen na ja. Mit den mittigen Instrumenten konnte ich mich damals nicht anfreunden. Und von vorne, schon Schön aber Funke ist damals nicht übergesprungen, auch nicht beim fahren. Heute wirtschaftlich betrachtet wohl eine klare Fehlentscheidung.
Erstaunlich. Die tiefsten Preise für Fahrzeuge ohne Vorschäden haben wir im Club ca. 2008 registriert mit ca. 70.000 €. Das war im Zuge der Bankenkrise. Das traf selbst auf rote Z8 zu, die lange Zeit im Preis hinterherhinkten (heute nicht mehr, da wird jede Farbe, die nicht silber ist, höher gehandelt).
Es war interessant, die Käufer eines Z8 über die Jahre zu betrachten. In den langen Jahren im Vorstand des Z8-Clubs habe ich sehr viele Anfragen wegen Kaufberatung gehabt, da bekommt man einen Einblick.
Um den Z8 mal einzuordnen in der Zeit: einen 745i (E65) gab es in 2001 ab 139.000 DM (71.000€), der Z8 wurde für 235.000 DM bzw 127.000 € angeboten. Damit lag der Z8 weit außerhalb des üblichen BMW-Preisgefüges, was der Verbreitung sicher etwas im Weg stand. Der Grundpreis eines 911 (996) Carrera Cabriolet betrug 2001 163.000 DM bzw 83.000 €.
Als das Auto neu war, haben viele es wie ein beliebiges Auto geleast oder gekauft, meist als Firmenwagen. Die kamen dann drei bis vier Jahre später wieder auf den Markt und standen in Menge herum. Ein Händler hat systematisch solche Autos von der BMW-Niederlassung in Bonn übernommen, die damals froh waren, sie loszuwerden. Er hat sie einfach auf Seite gestellt, was sich nach Jahren dann richtig gelohnt hat.
Unter diesen Erstkäufern waren viele, denen nicht viel mehr am Z8 lag als die Tatsache, dass es was völlig Neues war. Nicht die x-te Generation 911 oder SL, auch nicht einer der gesellschaftlich wenig akzeptierten laut brüllenden Italiener (die sich schlecht als Dienstwagen unterbringen ließen). Entsprechend hoch war dann auch die Zahl derer, die das Auto schnell wieder abgestoßen haben, um dann the next big thing zu kaufen/leasen.
Es folgten dann die Zweitkäufer. Mittlerweile war die Produktion eingestellt worden oder kurz davor. Jetzt traten zunächst die in Erscheinung, denen für einen Neukauf die Mittel gefehlt hatten. Da die Leasing-Rückläufer bei vielen Händler herumstanden oder an Wimpelhändler durchgereicht wurden, kam da so mancher zum Zuge. Es begann die Zeit der technischen Probleme mit den Rückleuchten, die über lange Jahre anhielt. Es ging so weit, dass Fahrzeuge mehrere Jahre stillstanden, weil sie mit defekten Leuchten nicht über den TÜV kamen. Parallel dazu begann der Import von US-Fahrzeugen, wo es dann Schwierigkeiten mit der Anpassung an deutsche Verhältnisse gab (nicht im EU-Nummernkreis). Auch die bereits erwähnte Bankenkrise mit ihren verheerenden Folgen gerade für Selbständige machte sich bei den Z8 stark bemerkbar.
All das führte dazu, dass sich in diesen Jahren bei den Besitzern die Spreu vom Weizen trennte. Diejenigen, denen es in der Hauptsache darauf ankam, mit einem ungewöhnlichen Auto herumzufahren, um aufzufallen, wurden weniger. Statt dessen traten immer mehr Käufer auf, die den Z8 sehr bewusst gekauft haben. Viele von diesen haben ihn auch behalten, obgleich dann die unglaubliche Preisentwicklung eine große Verlockung zum Verkauf darstellte.
Die Preisentwicklung führte dazu, dass der Z8 bereits 10 Jahre nach Produktionsende wieder im Bereich seines Neuwagenpreises gehandelt wurde. Für einen SL, Aston Martin oder Italiener bis dahin ungesehen (von Einzelstücken abgesehen, die aber nie eine Produktion wie beim Z8 erreicht haben). Das rief natürlich Spekulanten auf den Plan, die diese Hausse mitnehmen wollten. Das klappte bis zu dem Zeitpunkt, als dann vorläufig das Ende der Fahnenstange erreicht war, weil eine weitere Steigerung bei über 250.000 € für einen normalen Z8 nicht bald zu erwarten war. Alpinas gingen teilweise bis 400.000 €, aber man muss eben für alles einen Käufer finden, und der muss einen Grund zum Kauf haben. Spekulation ist in diesen Preisregionen eine risikoreiche Sache.
Seit mehreren Jahren habe ich den Eindruck, dass Käufer bewusst den Z8 suchen, weil sie das Auto lieben. Es nimmt zweifelsfrei eine Sonderstellung ein. Der Z8 ist einer der wenigen gelungenen Versuche des Retrostylings und wird genau deshalb immer wieder als Stilikone zitiert. Aufgrund seiner Großserientechnik läuft er aber auch nach 20 Jahren bei entsprechender Pflege zuverlässig wie ein Alltagsauto. Ich habe eine ganze Reihe von langen Touren mit dem Auto gemacht, u.a. rund um Schottland mit 3.800 km in 14 Tagen. Man probiere das mal mit einem Jaguar E oder einer Mercedes-Pagode.
Weiterhin ist der Auftritt des Z8 eher schlicht und gediegen, nicht aggressiv, (siehe den guten Post dazu weiter oben), nicht laut schreiend (starte mal einen AM morgens in der Garage, dann ist das ganze Viertel wach). Er kommt sympathisch rüber. Die Italiener lieben ihn, die Engländer nennen ihn das schönste Auto, das BMW je gebaut hat.
Und darüber hinaus vermittelt er im Überfluss das, was BMW bei seinen neuesten Produktlinien schmählich in den Hintergrund gedrängt hat: Die Freude am Fahren.