Umrundung der Iberischen Halbinsel - Teil 3: Spanische Nordküste
Unsere Reise hatten wir im Vorfeld nur ganz grob geplant und im Detail eigentlich nur bis Biscarrosse-Plage. Danach machten wir den Reiseverlauf vom Wetter und den Stellplätzen (exponierte Lagen bevorzugend) abhängig und planten eigentlich nur den nächsten Tag und auch den haben wir manchmal anders gestaltet und sind viel weiter gekommen, als ursprünglich angedacht.
So hatten wir Bilbao mit dem Guggenheim-Museum (nicht wegen der Ausstellung, sondern rein wegen der Architektur) auf der Agenda. In der Detailplanung sind wir dann allerdings nur durch Bilbao - ohne Sightseeing inkl. Verlassen des VANs - gefahren.
Was hatte uns daran gehindert, Bilbao einen Tag zu widmen ? - Bei der "park4night"-Suche nach einem Parkplatz in der Nähe des Guggenheim-Museums und auch nach einem Stellplatz für die Nacht, mussten wir erkennen, dass das im Hinblick auf Einbrüche in Wohnmobile keine gute Idee wäre. Hier sind organisierte Wohnmobil-Banden unterwegs. Die selbst nicht davor zurückschrecken, eine Scheibe einzuschlagen, wenn sich noch Leute im Wohnmobil befinden. Die Polizei wird der Lage nicht Herr. Die Einbrüche erfolgen bei Tag und auch in der Nacht, wenn man im Wohnmobil schläft. Schade - wir hätten uns das Museum gerne von außen angesehen und wären auch gerne durch die Stadt gebummelt, die mit ihrer modernen Architektur einen Kontrapunkt zu den sonst eher altehrwürdigen Innenstädten bietet - aber Sicherheit geht vor.
Solche Überlegungen sollten wir später immer wieder anstellen - denn wenn man die Hinweise in der App "park4night" aufmerksam durchließt - besonderes Augenmerk dabei auf die "*"- und "**"-Bewertungen legt, kommt man häufiger in den größeren Städten zu der Erkenntnis, dass das Einbruchrisiko einfach zu groß ist. Die verbaute Alarmanlage mit Alarmgebung auf dem SmartPhone nutzt uns praktisch nichts - bis wir am VAN sind, sind die Diebe längst über alle Berge oder wurden von der Sirene vertrieben.
Präventiv haben wir jedoch - grundsätzlich für mögliche Beobachter gut sichtbar - folgende Vorsichtsmaßnahmen getroffen (das hatten wir im Prinzip auch schon in den 90ern mit unserem ersten Wohnmobil so gehalten):
- Kamera, Smartphones, iPads haben wir immer für Außenstehende sichtbar in Rucksäcke gepackt (die letztgenannten gab es damals natürlich noch nicht)
- wir haben keinen Schmuck zur Schau gestellt (hatten auch keinen dabei)
- unsere Kleidung war nicht so, dass übermäßige Reichtümer im VAN vermutet werden konnten (einfache und zweckmäßige Kleidung ist für unsere Art Urlaube zu machen, zudem viel angebrachter)
- an Supermärkten ist nur einer von uns einkaufen gegangen
- Abends hatten wir bei Verlassen des VANs Licht in der Raumdusche und im Schlafbereich angelassen, den Sichtschutz der Fenster vorne offen gelassen, Musik laufen lassen und die Raumbadtür nach vorne verschlossen, damit der Eindruck entsteht, dass hinten noch jemand auf dem Bett liegt.
Wenn möglich, haben wir Kontakte zu anderen Wohnmobilisten gesucht, um herauszufinden, ob diese bei unserer Abwesenheit ein Auge auf unseren VAN haben - im Gegenzug haben wir das auch getan. Wir haben so zwar viele interessante Dinge nicht im Detail gesehen - doch blieb uns ausgleichend der Gang zur nächsten Polizieidienststelle und der anschließende Ärger mit der Versicherung erspart. Wir sind weder der spanischen, noch der portogiesischen Sprache mächtig und da hatten wir schon so unsere Bedenken, wie wir uns im Falle eines Falles dann artikulieren sollten. In Frankreich haben wir da keine Berührungsängste - meine Frau spricht fast perfekt und fließend französisch und ich verstehe das Meiste auch im Kontext mit meinen 3 Jahren Schulfranzösisch in der Oberstufe (ist nur aber auch schon 46 Jahre her, wurde aber bei vielen Frankreich-Urlauben immer wieder etwas aufgefrischt).
Ich habe vorstehend etwas weiter ausgeholt, damit ihr verstehen könnt, warum wir aus Risikogründen - im weiteren Verlauf unserer Reise - auf die Besichtigung mancher Großstadt verzichtet haben. Mit unserem Hund wären wir da aber auch ohnehin etwas gehindert. In öffentlichen Verkehrsmitteln dürfen nur Kleinhunde mitgenommen werden, so dass auch die Option ausscheidet, den VAN auf einem "sicheren" Campingplatz abzustellen und mit den Öffis in die Stadt zu fahren.
Nun zum weiteren Reiseverlauf.
Am 10.10.2023 war es soweit - wir steuerten unseren ersten "freien" Stellplatz auf unserer Reise an und mussten gleich erleben, dass wir schon zu spät dran waren. Der Stellplatz war bereits voll belegt. Ein deutscher Camper gab uns jedoch den Hinweis, dass wir etwas weiter im Verlauf der Küstenstraße nach dem Abzweig zum Leuchtturm "Matxitxako" einen sehr schönen Stellplatz finden würden, er kam gerade mit dem eBike von dort und es wären noch einige Plätze mit phantastischer Aussicht auf das Meer frei gewesen. Wir könnten den Platz kaum verfehlen - es ständen ein Phoenix-Alkoven und ein Cathargo aus den NL dort und die Leute hätten von der Polizei unbehelligt dort übernachten können. So kam es, dass wir noch ein paar km weiter fuhren, als ursprünglich angedacht und tatsächlich, der Tipp war richtig gut. Wir fanden "unseren" Stellplatz für die Nacht zwischen dem Phoenix und dem Cathargo. Direkt neben dem nicht offiziellen Stellplatz befanden sich mehrere Grillstellen und auch Picknick-Tische mit Bänken und in Verlängerung der Zufahrt gibt es einen Küstenwanderweg mit sehr schöner Aussicht auf die vorgelagerten Inseln und einer Kirche auf einer Insel. Wow - der Platz war genial, nicht ganz eben, aber konnte ich den VAN nur mit den Hinterachsluftfedern ausnivellieren.
Der Tag verabschiedete sich mit einem grandiosen Sonnenuntergang.
Am 11.10. ging es weiter an den Playa de Merón beim Hafenstädtchen San Vicente de la Barquera. Wir steuerten wegen der bis 26 °C angekündigten Temperaturen gleich einen zu einem Campingplatz gehörenden Wohnmobilstellplatz an, der Stellplätze unter altem Seekiefernbestand hatte. Das war aber auch schon alles, denn der WoMoStellplatz lag direkt zwischen Zufahrt und Ausfahrstraße eines Großparkplatzes für den Strand. Bis in die späten Abendstunden fuhren hier Autos hinter einer Hecke fast direkt an unserem VAN vorbei. Die Sanitäranlagen waren in einem erbärmlichen Zustand und geschlossen. Zudem trafen sich hier mehrere spanische Camper, die eine Wagenburg bildeten und miteinander lautstark das Wiedersehen feierten.
Der feinsandige Strand entschädigte die Nachteile des WoMoStellplatzes ...
... und auch das Mündungsdelta des Rio Escudo mit den Bergketten im Hinterland verzauberten im Abendlicht.
Auf besondere Empfehlung unserer Bekanntschaften in Biscarrosse-Plage haben wir den an einem wunderschönen Strand (eigentlich sind es zwei Buchten, die bei Flut geteilt werden) Campingplatz am Playa de Vidiago (43.399856, -4.650201) angefahren. Die Anlage ist terrassiert in den Hang gelegt und bietet sehr viele Aufstellmöglichkeiten für Zelte - die nun wegen der Jahreszeit kaum belegt waren.
Wenn man dann am nächsten Morgen mit einer solchen Aussicht aus dem Seitenfenster am Hubbett aufwachen kann, kann der Tag nur gut werden. Die Aufnahme entstand noch vor Sonnenaufgang im Morgendunst.
Da der Campingplatz jedoch kurz vor der Schließung bei Saisonende stand, hatten wir die Weiterfahrt beschlossen. Davor gab es noch ein leckeres Frühstück mit frischen Croissant und noch ofenwarmem Baguette, das man im, dem Campingplatz zugeordneten Restaurant kaufen konnte. Gefrühstückt wurde zusammen mit den Nachbarn (der Knaus-VAN mit dem Aufstelldach) bei herrlicher Aussicht. Im Gespräch mit den Nachbarn haben wir wieder weitere Infos zu tollen Stellplätzen bekommen, da sie die Route in entgegengesetzter Richtung gefahren sind.
Die Gassirunde mit Melli am Strand war sportlich (für Melli), da wir dort auf einen gleich schnellen Hund getroffen sind, der zu den Surfern gehörte. Für die Weiterfahrt ist ein ausgepowerter Hund im Beifahrerfußraum auf jeden Fall für uns sehr angenehm gewesen.
Die Wellen sehen hier schon ganz brauchbar aus - doch im Verlauf unserer Reise sollte das noch mehrfach getoppt werden.