Hier mal ein kleiner Bericht von mir über Moskau selbst.
Überhaupt sind die Menschen hier höflich, freundlich und rücksichtsvoll.
Moskau ist auffallend sauber. Keine Spur von Verwahrlosung. Auch die Züge und die Bahnhöfe der Metro sind frei von herumliegenden Flaschen, Tüten oder gar Essensresten, wie es bei uns üblich geworden ist. Keinem Moskauer würde es einfallen, seinen Burger im Zug zu mampfen oder seinen Sitznachbarn mit den Krümeln seines Croissants zu beglücken. Die Jungen machen den Alten höflich Platz. Mein 60+Begleiter bekam fast Herzrasen, als ein hübsches Mädchen für ihn aufstand.
Die Liebe zur Heimat scheint den Menschen zu einem angenehmeren Mitbürger zu machen, als die verbissenen Weltoffenen und Toleranten, die bei uns sich mit den Ellenbogen stets die besten Plätze sichern und mit ihrem Gepäck die Nachbarsitze blockieren.
Wenn man den Vergleich vor Augen hat, wie es anderswo zugeht, fragt man sich, wo der Westen seinen Dünkel hernimmt. Ostrom existierte jedenfalls noch tausend Jahre nach dem Untergang Westroms.
Russen ist es meistens egal, was andere über sie denken, im Ausland zum Beispiel. Daher ist es auch alte, russische Tradition, möglichst wenig Informationen herauszugeben. Die Moskauer Tourismuszentrale verschickt auch keine Newsletter: „können Sie doch selbst nachlesen, steht alles auf unserer Homepage…“ Es gibt also keinen Informationsfluss, sondern nur eine Informationsrinnsal.
Sheremetjevo, Vnukovo und Domojedovo haben inzwischen internationalen Standard, nur die Servicementalität und das Lächeln sind noch nicht dort angekommen. Inzwischen kann man bei Aeroflot sogar Koffer und Gepäck bis zum Zielort durchchecken. Der Reisende kann jetzt auch mit Expresszügen zu den großen Bahnhöfen fahren und dann in die Metro umsteigen. Man findet sogar die Schilder.
Moskau ist die Stadt der Museen. Die Tretjakov Galerie ist noch ein Begriff, aber wer kennt schon das Kosmonauten Museum, das unter einer riesigen Rakete aus purem Titan versteckt liegt, direkt am WDNH, dem alten Ausstellungsgelände, mit echter Sowjetnostalgie und Lenin. Auch spannend das Moskauer Metro Museum oder der Kreml in Ismailowo.
Hier wurden früher die sozialistischen Leistungsschauen abgehalten. Heute finden hier internationale Messen und Ausstellungen statt. Ein Besuch lohnt sich schon wegen der sozialistischen Realismus Architektur.
Im Zentrum Moskaus empfiehlt sich ein längerer Bummel entlang der Moskwa. Am besten verbindet man es mit einem Besuch des GUM, des schönsten Kaufhauses Moskaus am Roten Platz. Kaufen lohnt sich manchmal, da es die meisten Designer in Deutschland nicht gibt. Die Auswahl ist unbeschreiblich, die Preise meist auch. Aber man findet vor allem in den oberen Etagen auch mal ein Schnäppchen. Am beeindruckendsten sind neben der sagenhaften Architektur die Schaufensterdekorationen. Wer Hunger bekommt, sollte sich ganz nach oben durchschlagen. Hier gibt es gutes, russisches Essen für wenig Geld.
Gestärkt schlendert man über den Roten Platz an der Basiliuskathedrale vorbei und geht dann über die Brücke ans linke Moskwa Ufer. Wenn man sich auf der Brücke umschaut, linke Hand, sieht man eines der sieben Gebäude im stalinistischen Zuckerbäckerstil. Hier wohnte und wohnt immer noch viel Nomenklatura Prominenz. Auf der anderen Seite (Sofijskaja-Uferstraße) angekommen, orientiert man sich an der Kremlmauer und geht entlang des Ufers. Von hier kann man den Kreml am besten fotografieren.
Das Ziel hat man immer vor Augen, die wiederaufgebaute Erlöserkirche mit ihrer weithin sichtbaren goldenen Kuppel. Auf dem Weg zu der Fußgängerbrücke macht der verträumte Russlandkenner eine sensationelle Entdeckung: Mietfahrräder!!!! Das ist westlicher Einfluss vom Feinsten. Porsche, Audi, Mercedes sind die Beherrscher der Straße, das ist bekannt, aber Fahrräder?! In Moskau!! Es gibt sogar einige Strecken, die der Mutige gefahrlos zurücklegen kann, z.B. im Gorki Park.
An der Fußgängerbrücke (Patriarchenbrücke) angekommen, befindet sich cool designtes Cafe „Stroitel“ mit gutem Service, Moskauer Preisen und genialem Ausblick auf die Moskwa, Erlöserkirche und die ehemalige Schokoladenfabrik „Roter Oktober“.
Nach der Überquerung der Brücke sollte man einen Blick ins Innere der Erlöserkirche riskieren. Von Nichtfachleuten könnte der Stil als Neobyzantismus bezeichnet werden. Sehr beeindruckend, noch fehlt die Patina, aber in 100 Jahren…
Dieser Teil Moskaus ist einer der Schönsten. Hier befindet sich das Puschkin Museum mit Schliemanns Troja Schatz (Priamos) und zahlreichen, unbezahlbaren Kunstschätzen und Gemälden.
Nach so vielen Eindrücken kultureller Art meldet sich dann auch meist der Magen zu Wort und verlangt sein Recht. Das gute hier ist, das es viele nette Cafes und Restaurants gibt, die zum verweilen einladen. Eines der Highlights ist das „Shisliwa“ mit Spielzimmer für Kinder und Essen aus biologisch-dynamischem Anbau, Mitten in Moskau.
Ach ja bevor ich das vergesse, wir Menschen in Deutschland halten uns einen Hund als Haustier so was gibt es auch in Russland aber die ganz reichen Russen halten sich einen Bär als Haustier und das ist wirklich kein Witz. So sind die Russen, man muss sie mögen oder halt nicht