aber welche Ideen gibt es die Eltern verpflichtend mit ins Boot zu holen? ... bevor das Jugendamt das Kind aus der Familie nimmt, das ist die schlechteste Lösung
Das alte Jugendwohlfahrtsgesetz (JWG) sah das Jugendamt noch als Eingriffsbehörde, die das Kind zu seinem Schutz aus der Familie nimmt und im Heim unterbringt.
Mit dem Wechsel zum Kinder- und Jugendwohlfahrtsgesetz (KJHG) wurde der Blickwinkel neu ausgerichtet.
Hier steht die Zusammenarbeit mit der Herkunftsfamilie im Vordergrund.
Sowohl individuelle Hilfen pädagogischer und psychologisch-therapeutischer Art unterstützen das Kind, arbeiten aber auch mit der Herkunftsfamilie zusammen.
Selbst die Herausnahme aus der Familie zum Schutz ist temporär angelegt - die mögliche Rückführung in die Herkunftsfamilie ist immer mitgedacht und setzt Zusammenarbeit voraus.
In den Köpfen ist aber noch das alte JWG-Denken und JA als Behörde, die die Kinder wegnimmt, verhaftet.
Erziehungsbeistand, Sozialtherapeutische Familienhilfe, aber auch Jugendgerichtshilfe u.a.m. ist sicher oft frustrierende Arbeit, aber unerlässlich - und nicht KJHG gegen Strafgesetzbuch diskutieren, beides muss ggf. zusammenspielen.
Ist oft unbefriedigend - aber Erfolge im Einzelfall lohnen sich (auch ökonomisch).
Ich habe heute noch Kontakt zu Jungs, wo es funktioniert hat - und natürlich gibt es auch ausreichend Gegenbeispiele - und da sind wir wieder bei der Diskussion der Strafmündigkeit usw.
Nicht aus Lust und Laune wurde im Umgang mit straffälligen Jugendlichen das Instrument der Diversion eingeführt, wo die pädagogische Unterstützung unter Auflagen Vorrang vor (Arrest-)Bestrafung hat.
Da gibt es heute einige Möglichkeiten mehr als früher, die aber in der Öffentlichkeit oft als Belohnung missverstanden werden (ein paar Monate auf dem Schiff u.a.m.). Erlebnispädagogische Maßnahmen, die sowohl Eigen- als dann auch Fremdverantwortung, letztlich die Selbstwahrnehmung und das Selbstwertgefühl stärken.
Natürlich sind die JÄ oft überlastet, ähnliche Diskussion wie bei Polizei, Gerichten s.o.
Ich kannte aber viele engagierte MA, die im täglichen Einsatz die kleinen mühsamen Erfolge sehen und bewirken konnten.
Leider ist päd. Arbeit nicht mit einem Reparaturbetrieb misszuverstehen, da wird die eigene Erwartungshaltung permanent enttäuscht. Daraus folgt dann der Ruf nach härteren Strafen usw.
Und nein, ich verstehe mich nicht als Gutmensch, wenn ich hier eine Lanze für die schwierige inhaltliche Arbeit breche.
Das bezieht den Schutz der Gesellschaft mit ein.