Sodala, ich muss jetzt mal den Nachtrag meiner Probefahrt mit dem (für mich derzeit mit weitem Abstand schönsten Coupé auf dem Markt - so schön, dass ich als leidenschaftlicher Fetzendacherl-Fahrer erstmalig dafür glatt auf die geliebte Zeltplane verzichtet hätte)...
Mist, jetzt habe ich dem aufmerksamen Leser mein persönliches, subjektives Testergebnis vorweg verraten.
Warum "hätte"?
Mal zurück zum Anfang: eigentlich ging ich zum Jaguar-Händler, um mir mal den tollen Roadster genauer aus der Nähe anzuschauen. Im Verkaufsraum stand dann ein Roadster und ein Coupé. Ist der Roadster schon optisch (zumindest subjektiv für mich) schon extrem gut gelungen, "verblasst" er geradezu angesichts dieser traumhaften Coupé-Linienführung & des Design des F-Type Coupé - für mich ein zukünftiger Klassiker!
Plötzlich hatte ich nur noch Augen für dieses tolle Coupé. Die Verarbeitung macht einen sehr, sehr guten Eindruck beim F-Type. Alles wirkt sehr fahrerorientiert und hochwertig. Beide Ausstellungsfahrzeuge waren aber auch sehr gut ausgestattet - hier wurde an der Optionsliste scheint es nicht gespart. Wenn ich mir das selbst gestalten hätte können, würden die beiden Modelle exakt so aussehen, mit zwei kleinen Änderungen: das Lenkrad empfinde ich als optisch zu "klobig" und die Lüftungsdüsen, welche automatisch überhalb des Mitteltunnels sind für mich "Firlefanz" und damit eine unnütze Spielerei (technisch vermutlich zukünftig eine Problemzone und durch diese unnütze Funktionalität auch noch zusätzlich einer der Gewichtsverursacher).
Trotzdem habe ich mir natürlich den Roadster auch genauer angesehen - ebenfalls ein sehr schönes Fahrzeug, mit leider für mich deutlich zu kleinem Kofferraum. Die Größe alleine wäre es noch nicht mal, sondern der Schnitt - eindeutig zu Kompromiss-behaftet für den Alltag und der kleinen Reise zu zweit. Durchaus machbar, aber gegen DIESEN Kofferraum ist ein aktueller E89 dagegen glatt ein kapazitiver LKW.
Das Coupe ist mit seinem etwas über 400 Liter großen Kofferraum durchaus eine ordentliche Hausnummer für Alltag & Reise. Was Jaguar aber "geritten" hat, den automatisch ausfahrenden Heckflügel im ausgeklappten zustand optisch so zu gestalten, entzieht sich meinem Verständnis. Nicht dass dieser schlecht, oder gar hässlich ausgefallen ist - aber er zerstört im ausgefahrenem Zustand diese hinreißend schöne Linienführung des Coupés. Das wurde beim Roadster deutlich besser gelöst.
Nun hatte der Händler ein Coupé als Vorführer: ein F-Type R Coupé in voller Ausstattung und mit Karbonbremsanlage und den dazugehörigen Felgen (Performance-Package). Exakt diese Coupé konnte ich fahren:
Platz genommen, Sitze (ich bin ja nur 1,78m groß, da passt alles perfekt - wer aber deutlich über 1,85 groß ist, könnte durchaus Probleme mit der richtigen Sitzposition bekommen) und Spiegel eingestellt, Kurzeinweisung in die Technik und dann Start des Motors - Halleluja, der hört sich ja schon im Stand mit geschlossenen Klappen brutal an! Emotion pur...
Absolut nicht prollig, sondern extrem grummelnd mit unglaublichem Tiefbass - irgendwie wie ein "Donnerrollen". Erst mal musste ich durch die Stadt. Was soll ich sagen, durch DIESEN Sound fällt man extrem auf, dass muss man mögen (also irgendwie einen extrovertierten Charakter besitzen). Mir hat es gefallen, aber das kann auf Dauer auch zu viel werden. Der Motor packt mit seinem Drehmoment unglaublich emotionell zu, das Coupé liegt extrem satt (und steif) auf der Straße und hat auch auf schlechten Straßenverhältnissen keinerlei Probleme mit Verwindungen oder lästigen Knarzgeräuschen, wenn gleich letztere vermutlich ob des tollen Motor- & Auspuffsound eh nicht auffallen würden.
Landstraße: das Teil geht mit kleinsten "Zehenbewegungen" auf dem Gaspedal ab wie Schmidts Katze! Trotzdem hat das Fahrzeug Grip ohne Ende und vermittelt in kurzer Zeit ein sehr sicheres Gefühl für den Fahrer. Ich war echt erstaunt, wie "leichtfüßig" sich das R-Coupé anfühlt, ohne wirklich "leicht" zu sein - mit knapp 1,8 Tonnen ist das Coupé leider kein Leichtfuß, aber man merkt es in normaler, zügiger Fahrweise im Alltag wirklich nicht.
Auf der AB wandelt sich das Coupé zum echten Tier - Monsterartig beißt das Drehmoment zu und schiebt ooooooohne Ende. Wer sich hier nicht selbst zügelt, wird zur echten Gefahr für alle anderen Verkehrsteilnehmer und ich bin ja durchaus das eine oder andere nicht gerade untermotorisierte Fahrzeug gewöhnt. Die Bremsanlage beißt ebenfalls heftig zu, ohne aber giftig zu sein. Fading bei mehrmaliger negativer Beschleunigung aus sehr hoher Geschwindigkeit dürfte damit nie ein Thema werden.
Bis jetzt war ich echt begeistert - nur ging es nochmals auf die Landstraße mit kurvigen, engen Berg- & Talstraßen.
Und exakt da kam für mich die Achillesferse des Fahrzeuges: seine Größe, beziehungsweise in erster Linie seiner überdimensionierten Breite. Daran muss man sich echt gewöhnen - nicht dass dies nicht gelingen würde, aber auf mein geliebtes Fahrprofil & dem Einsatzzweck auf engen, sehr kurvigen Alpenpässen umgelegt, wird der Spaßfaktor und die Agilität (für mich) extrem gedämpft. Hier ist meine Emmy in ihrem Element und auch die Boxster/Cayman Fraktion legt da nochmals eine Messlatte vor.
O.K., dafür ist er auch nicht wirklich gemacht - nicht dass er das nicht könnte, aber in schnellen, extremen Kurven lässt sich das Gewicht einfach nicht verleugnen und die Breite sorgt durchaus für Herzklopfen und nasse Hände! Auf der Rennstrecke dürfe das R-Coupé eine kleine Macht sein und für alle, die gerne mal einen deutlichen Heckschwung erleben wollen (Driften dürfte mit diesem Fahrzeug so leicht wie kaum zuvor sein), ist das R-Coupé ein Traumwagen. Er liegt auf allerhöchstem Niveau, kommt aber an die Perfektion und der Performance höchstwahrscheinlich an einen aktuellen Porsche Turbo S nicht heran (und mit diesem muss er sich vergleichen) - jedoch hat das F-Type R-Coupé 300% mehr Emotion und Charakter im Vergleich mit dem überperfekten 911er zu bieten. Ich würde ihn zum jetzigen Zeitpunkt einem Turbo-S vorziehen, weil das Fahrzeug echt Laune macht, wenn da nicht mein subjektives K.O.-Kriterium wäre.
Für mich war diese Testfahrt das emotionellste und spannendste Erlebnis, welches ich bisher jemals erleben durfte. Trotzdem kann ich (zumindest für die nächsten Jahre) für mich einen Haken an dieses Fahrzeug machen und muss mir keine Gedanken machen, wie und ob ich dieses Fahrzeug in meinen Fuhrpark integriere. Für mich passt es derzeit nicht perfekt - damit konnte ich dieses Kapitel Geldbeutel schonend abschließen und habe dadurch meinen "Seelenfrieden" zurück gefunden.
Jetzt muss ich mir dennoch noch den zweiten Kandidat & Anwärter fahrtechnisch "zur Brust" nehmen, um abschließend final meinen Seelenfrieden zu finden (obwohl, auf der letzten Tour hat sich noch eine dritte Variante ergeben, aber davon vielleicht später einmal mehr)...
P.S. Ich liebe das F-Type R Coupé und vielleicht wird es irgendwann in weiter Zukunft mal mein Traumwagen, wenn sich mein Fokus ändert - möglich wäre dies mit diesem faszinierenden und höchst emotionellen Fahrzeug auf alle Fälle und ich kann jeden verstehen, der einem F-Type (egal ob als Coupé oder als Roadster und mit welchem Motor auch immer) "verfällt"...