Ich will Euch den beiliegenden Artikel nicht vorenthalten, hat mir vor ein paar Tagen mein ehemaliger Chef zugeschickt.
Absolut lesenswert, besonders für Politiker. Wer diesen drei Autoren die Fachkompetenz abspricht ist nicht mehr zu helfen.
Eines haben wir nicht geschafft, den CO2 Ausstoss merklich zu verringern.
Was wir geschafft haben ist es den teuersten Strompreis in ganz Europa zu haben.
Ein Zitat aus dem Artikel:
"Um ein Gefühl für die Größe dieser Zahlen zu bekommen: Die Leistung eines neu zugelassenen PKW liegt heute laut Kraftfahrt-Bundesamt im Mittel bei 111 kW. Bei typisch 30% Wirkungsgrad benötigt ein PKW unter Volllast daher 111 kW/30% = 370 kW Eingangsleistung. Natürlich ist nicht jeder PKW ständig mit Höchstgeschwindigkeit unterwegs, sondern im Mittel teilen sich dreihundert Elektroautos ein Windrad (die Autos in der Garage mitgezählt). Aber angesichts eines Bestands von heute 46 Millionen PKW würden hierfür weit mehr als hunderttausend weitere Windräder gebraucht. Der grüne Strom kann aber nur einmal genutzt werden, und muss bereits für den Ersatz der Kernkraft herhalten. Elektroautos werden daher ihren Strom auch auf lange Sicht im Wesentlichen ganz aus konventionellen fossilen Kraftwerken beziehen. (Der oft zitierte, etwa dreifache Effizienzgewinn des Elektromotors gegenüber dem Benzinmotor geht durch die geringen 30%-Effizienz der fossilen Stromerzeugung wieder verloren.) Elektroautos, so attraktiv sie sein mögen, tragen daher praktisch nichts zur Energiewende bei."
Mal abgesehen davon, dass hier irgendwie ein paar Seiten aus einem längeren Bericht rausgezogen wurden und die Schreibweise sehr unwissenschaftlich ist, sind die meisten Aussagen schon richtig. Insbesondere tragen Elektroautos per se erstmal gar nichts zur Energiewende bei sondern verlagern das Problem vom Verkehr komplett in den Elektrizitätssektor.
Im von dir zitierten Abschnitt wird aber einiges durcheinander geworfen. Was hat die Motorleistung mit der Leistung der Windräder zu tun? Es ist ja nicht so, dass alle Autos in Deutschland gleichzeitig volle Leistung bringen müssten und diese Leistung dann direkt aus Windkraftanlagen zur Verfügung gestellt werden müsste. Dafür hat das Fahrzeug schließlich die Batterie als Puffer. Ich überlege fast der Professorin der Uni Heidelberg den Bericht mal zu schicken und nachzufragen ob der wirklich von ihr kommt oder ob da irgend eine lächerliche anti Windkraft Fraktion ihren Namen missbraucht. Falls diese Betrachtung wirklich von Professoren kommt wäre das ein Armutszeugnis.
Was hier eher relevant wäre, ist die gleichzeitig benötigte Ladeleistung sowie die Energiemenge.
Zur Energiemenge mal ein paar Größenordnungen:
Deutschland hat im Jahr 2018 ca. 647 TWh elektrische Energie verbraucht.
Das durchschnittliche Fahrzeug fährt etwa 13tkm pro Jahr und braucht grob 20kWh auf 100km. Damit ergeben sich bei 46mio. PKW knapp 120 TWh, also etwa +18%. Sicherlich nicht wenig aber auch nicht das Ende unseres elektrischen Energieversorgungssystems. Wenn die Angaben in dem Artikel zu den WKA's stimmen erzeugt eine Anlage etwa 3GWh pro Jahr, wobei Offshore und größere morderne Anlagen deutlich höhere Ausbeuten haben. Würde als etwa 40.000 Anlagen für alle PKW bedeuten. Das wir nicht morgen 100% elektroautos auf den Straßen haben dürfte aber wohl klar sein.
Zur benötigten Leistung:
Die aktuelle benötigte Leistung in Deutschland liegt grob zwischen 40 und 80 GW.
Hier ist die entscheidende Frage wann die Fahrzeuge Laden und wieviel davon gleichzeitig stattfindet. Bei einer perfekten verteilung über das Jahr kämen wir hier auf knapp 120TWh/8760h = ca. 14 GW. Harald Lesch hat hier auch schon mit einer kompletten Milchmädchen Rechnung sämtlichen Respekt den ich mal vor ihm hatte verspielt, indem er meinte alle Fahrzeuge würden gleichzeitig mit 350kW laden.
Das Kernproblem ist halt, dass es so wie bisher nicht weitergeht und ich sehe derzeit nur 3 Alternativen.
1) Biosprit, aber hier sieht man ja die Ausbeute von 1,5 Watt pro m² in dem Artikel gegenüber 15-20 bei PV Anlagen.
2) Batterieelektrische Fahrzeuge, hier gibt es riesige Herausforderungen, entsprechende Bedarfs Peaks abzudecken und auf der Rohstoff Seite gibt es auch noch einige Probleme.
3) Wasserstoff Fahrzeuge, wären ähnlich wie heutige Verbrenner nutzbar und sind voraussichtlich günstiger herstellbar als BEV, haben aber einen 3 mal schlechteren Wirkungsgrad als BEV. Das Konzept beißt sich an der Stelle etwas, da sie einerseits prädestiniert sind für Langstrecken, da man schnell tanken kann, aber andererseits genau die Kosten pro km 3 mal höher liegen werden.