Knapp 1200Km sind nun drauf, das neue Öl ist drin und bei heute - wenn auch sehr stürmischen - angenehmen 16 Grad, dachte ich mir ...

Das Öl war recht fix auf Temperatur, dann das Display rasch durchgeklickt auf Reifentemperatur und gewartet, bis auch dort auf "warm" umgeschaltet wurde. Ganghebel nach links (manuell) gelegt und eine meiner kleinen "Heimstrecken" hier am Ammersee in Angriff genommen.
Was soll ich sagen? Noch besser als ich dachte!
Man muss sich umstellen, wenn man über Jahre Turbomotoren gefahren ist. Man entdeckt das Drehzahlband plötzlich wieder neu für sich, stellt sich in der Fahrweise um: es geht nicht um den "Punch", der bei rund 2.500 U/Min einsetzt. Nein, alles dreht sich darum, kontrolliert den Spurt zu starten und dann das Gummiband weiter und weiter zu dehnen. Und bei der akustischen Untermalung, die einem dort geboten wird, macht das Spaß! Ich habe die AGA auf "Rennstrecke" eingestellt und dann brüllt der V8 dermaßen rau und infernalisch ... Gefühlt ist man dabei gar nicht so schnell: Ohne Turbo-Tritt und mit deutlich mehr Auto um einen herum kommt man sich subjektiv langsamer vor. Das täuscht aber gewaltig und ein Blick auf das HUD lässt auch keinen Zweifel darüber aufkommen, ob man sich dies- oder jenseits der StVO befindet.
Bei den ersten engeren Kurven war ich dann sehr gespannt. Die Bremse könnte für mich noch ein wenig mehr Rückmeldung geben, aber sie verrichtet ihren Dienst klaglos und unaufgeregt. Das beschreibt eigentlich den ganzen Wagen recht gut: unaufgeregt, souverän, satt. Nur dieser Sound ... auf Wunsch wirklich laut, dabei aber jederzeit kraftvoll und nicht etwa pubertär. Dennoch, der Modus "Rennstrecke" erfordert wirklich ein gutes Selbstbewusstsein oder eine ausgeprägte LMAA-Einstellung.
Zurück zur engen Kurve. Auch härter angebremst bleibt der Wagen stoisch ruhig, auch kleine Bodenwellen lassen ihn nicht tänzeln o.ä. Der Kopf mahnt in diesem Augenblick, dass man hier gut 1,8t um's Eck schwingen möchte und in einer Millisekunde fallen einem auch wieder die 50cm mehr an Länge und 10cm mehr Breite ein. Die verpuffen aber geradezu: Präzise geht es in die Kurve und in dem Moment, wo man ein Schieben über die Vorderräder erwartet, lenkt der Camaro weiter ein und zieht einfach rum. Fuß kräftig auf's Gaspedal - die Drehzahl, haben wir inzwischen gelernt, ist eigentlich nahezu egal - und der Chevy zieht sich wieder gerade und stürmt schon weiter.
Was trübt das Erlebnis ein wenig? Die Automatik ist einfach nicht so flott, wie das DKG war. Und lässt man sie die Arbeit alleine verrichten, verfällt sie bei forcierter Gangart etwas in Panik, muss sich sortieren, umentscheiden, kurz nachdenken.
Ich war noch nicht mit ihm in den Bergen und bin keine Pässe/Kehren gefahren. Zudem ist mir klar, dass man Masse physikalisch nicht wegdiskutieren kann. Aber - und das sollte mein Punkt hier sein: Wer sich für das Auto interessiert, sollte unbedingt eine ausgiebige Probefahrt machen. In unseren Köpfen ist einfach drin, dass ein Ami schwer und träge ist, zwar geradeaus kann, aber sich vor Kurven scheut. Kraft im Überfluss, aber kein Fahrwerk, das diese bändigen könnte. Wenn man den Wagen sieht, wirkt er einfach groß und nicht wieselflink. Aber - alles weit gefehlt! Der aktuelle Camaro kann flanieren und cruisen, aber auch jagen und gieren. Probiert es aus.
Tim