Die Begriffe "Vorurteile" und "Image" passen m. E. sehr gut. Einfach gesagt haben die hiesigen Hersteller während der letzten Jahrzehnte sehr geschickt die Qualitätsmarke - oder auch: das Image - des deutschen Premiumfahrzeugs erarbeitet und in die Welt verkauft. Es funktioniert ja auch - und das weltweit.
Auch hierzulande ist dieses (Premium-) Image bekanntlich nach wie vor tief in den Köpfen - auch wenn die Realität doch etwas anders aussieht. Hier werden nach wie vor "auf Teufel komm raus" BMW, Mercedes, Audi usw. gekauft, auch wenn - dies nur als Beispiel - einige Hersteller aus Fernost ähnlich gute Autos bauen - und die ohne erheblichen Markenaufschlag verkaufen. Das weckt dann u.a. auch wiederum die bereits erwähnten Befindlichkeiten, wenn nämlich irgendein Auto aus Fernost oder aus "Übersee" dann auf einmal manches ähnlich gut kann, oder gar besser, als das eigene Premium-Markenfahrzeug. Einem teuer erkauften Markenanspruch tut es nie gut, wenn ihm vor Augen geführt wird, dass die Marke nicht vollständig das ist, was sie sein soll.
Dass Autos wie der Mustang, der Camaro und die Corvette mit ihren ohnehin aussterbenden Motorenkonzepten hierzulande zu einem Umdenken führen werden, glaube ich nicht. Die Corvette ist als Sportwagen in genau diesem engen Segment längst anerkannt, der Mustang ist hier schon lange (Nischen-) Kult, und der Camaro wird weiter von den hiesigen Käufern eher wenig beachtet werden. All das ist m. E. überhaupt nicht schlimm - sondern im Gegenteil ist es einfach "nur" ein Glücksfall, dass diese Autos hier überhaupt erhältlich sind und den individuellen Geschmack bedienen.
Und ehrlich: Wer hätte vor ein paar Jahren gedacht, dass hier im Forum langjährig überzeugte Zetti-Fahrer mal derart engagiert über US-Cars diskutieren? Ich finde solche (jedenfalls für mich) überraschenden Entwicklungen einfach klasse.
... ich stimme Dir hier zu 100% zu - aber man darf auch nicht vergessen, dass es nicht nur ein gutes Marketing und eine perfekte Imagepflege/-aufbau der deutschen Fahrzeughersteller war/ist, sondern, dass dieses über viele Jahre im internationalen Vergleich auch meistens berechtigt war. So kam es zum "Premium"-Image, was sich aktuell immer mehr verläuft, da inzwischen fast alle Fahrzeughersteller aufgewacht sind und hinsichtlich der Fahrzeugqualität und der Technik aufgeschlossen haben. Ich lasse das Design bewusst aussen vor, denn dies ist Geschmacksache und das ist auch gut so, denn wer will schon unisono im Einheitsbrei über alle Hersteller unterwegs sein?
Beispiel: die italienischen Sportwagenhersteller - was waren noch vor einigen Jahren Ferrari, Lamborghini & Co. für technische Krücken. Das Design war 1a, die Motoren (meist) auch, aber dann war schon Schluß mit Lustig. Verarbeitungsqualität und Langlebigkeit waren Fremdwörter. Als Kunde, welcher nicht jährlich sein Fahrzeug wechselt, musste man eine große Leidensfähigkeit mitbringen. Diese Thematik hat sich um 180 Grad gedreht. Die Verarbeitungsqualität z.B. eines Ferrari ist aktuell perfekt, das Preis-/Leistungsniveau etwa gleich geblieben, die Performance extrem gesteigert und selbst die Servicekosten sind für 3 Jahre (1) komplett inkludiert.
Beispiel: US-Sportwagen - was wurden US-Cars gescholten: Benzinfresser, miese Qualität, dann nur geradeaus gut laufen, uralte Technik, schlechte Performance. Wie hat sich inzwischen das Bild gedreht. Performance ist absolut auf Augenhöhe, die Haptik liegt zu den deutschen Premiumfahrzeugen auch auf Augenhöhe (aber dennoch ist hier schon noch ein Unterschied deutlich erkennbar), die Technik muss sich absolut nicht verstecken und gilt meist als völlig narrensicher und unproblematisch, nur das Image hängt immer noch hinterher, aber dafür ist der Preis einfach sensationell und wer sich mit dem Design und dem kaum vorhanden Image in der EU anfreunden kann, dem treibt es Freudentränen ins Gesicht. Da wird häufig immer wieder mit einer angeblich "mutmasslichen" US-Performance aus Sicht deutscher Sportwagenhalter dagegen argumentiert, welche aber schon seit längerer Zeit selbst unter den Fachleuten mehr als bewiesen ist. So gut funktioniert das deutsche Marketing.
Beispiel: asiatische Hersteller - wie waren die kalt, mit so gut wie keinem Emotion-Gen versehen, technisch und qualitativ meist top, aber Design und Performance war bis auf sehr wenige Ausnahmen ebenfalls quasi nicht vorhanden. Was haben die Hersteller aus Japan, Korea und Taiwan, ja inzwischen selbst schon aus China in kürzester Zeit aufgeschlossen. Sie bringen Nischenmodelle heraus, trauen sich auch etwas zu riskieren etwas (also es muss nicht immer nur zu 200% wirtschaftlich sein, sondern darf zur Imagebildung auch mal etwas kosten). Der Nissan GT-R beispielsweise. O.k., schön ist er subjektiv für mich nicht, aber wenn man sich das technische Gesamtpaket ansieht und ohne deutscher Markenbrille mitverfolgt, wie exakt dieses Fahrzeug der europäischen Sportwagenfraktion um die Ohren gefahren ist und immer noch fährt, ist dies schon mehr als nur einer kurzen Bewunderung wert. Honda holt ja inzwischen auch wieder sehr gut auf: siehe neuer NSX mit interessantem Ansatz.
Ich will damit einfach allen nicht-deutschen und im speziellen den US-Fahrzeugherstellern größten Respekt bekunden - auch bin ich nicht gegen deutsche Fahrzeuge, ganz im Gegenteil. Dennoch ist für mich subjektiv der Zenit der deutschen, sogenannten Premium Sportfahrzeuge deutlich überzogen und ich freue mich sehr über jeder neues Fahrzeug, das auf Augenhöhe am Markt auftaucht und dies zum halben bis viertel Preis deutscher Fahrzeuge - diesen Unterschied sind diese nämlich rein faktisch bewertet nicht wert. Da deutsche Hersteller auf einem derartig hohen Ross zu sitzen scheinen, ist jeder Dämpfer und Stachel begrüßenswert, nur so kommt in ferner Zukunft vielleicht wieder ein kundenfreundlicheres Preis- & Modellgefüge der deutschen Hersteller zustande.
