Ich hatte mehr zur Wundertüte geschrieben: "psychisch und physisch- oder aber ein Tier mit Stammbaum und Papieren, Gentests, was "behütet" ohne Herausforderungen im Leben aufgewachsen ist."
Natürlich sind Straßenkatzen robuster, die anderen überleben schlicht nicht. Es sind Kämpfernaturen und nicht immer pflegeleicht und auch nicht immer gesund, da sie die entsprechende Ernährung oder gute ärztliche Leistung nicht bekamen.
Wir haben in Tommy viel Geld investiert, sie war oft krank, allerdings hatten wir da auch ein Kindergartenkind zuhause, was alles an Seuchen angeschleppt hat. Die ganze Familie lag flach. Bei einem alten Ehepaar mag das dann keine Rolle spielen. Irgendwann hat sie sich -woher auch immer- was Übles eingefangen, tagelang lag sie in der Klinik und die Nachsorge auch danach war pflegeintensiv. Sie wurde aber wieder fit und dann 19 Jahre alt.
Paula ähnlich, sie hatte überlebt, weil sie ein Straßenrambo war. Das hat sie zuhause fortgeführt. Keine Tüte Nudeln blieb unberührt, das Essen wurde regelmäßig vom Tisch geklaut, jede Stulle die dort lag, sogar Spargel. Sie hat alles gefressen. Das ging lange Zeit so, bis sie verstand, dass es regelmäßige Mahlzeiten gibt. Es ist aber schon nervig, morgens die Stulle für die Schule geschmiert zu haben, sich nur einen Schritt entfernen, um das Kind zu rufen und schwups, ist dann die Stulle weg. Das ging lange Zeit so und hat reichlich Nerven gekostet. Es war auch eine große Umstellung für uns.
denn Paula konnte auch ua. die Küchenschubladen öffnen und räuberte da hemmungslos. Wir haben eine neue Küche ohne Griffe oder Griffstange gekauft, damit es aufhört. Mittlerweile ist sie 15 Jahre alt und ruhiger.
Oona war lange im Tierheim. Sie war in einer Station, zu der Besucher normalerweise keinen Zutritt haben. Dort wo die Tiere sind, die niemand will. Es waren keine Kitten mehr, eher die Unvermittelbaren. Sie konnten allerdings auch dort, wie Du oben für Eure Tierheime schreibst, eine kurze Erklärung zum Charakter machen. Bei Oona war das allerdings einfach. Ich weiß nicht, wie groß das Katzenrudel dort im großen Käfig war, um die 20 Tiere? Oona hatte sie alle im Griff, der Bruder war schwächer als sie. Die noch robustere Schwester war bereits weg, sie soll die "Kräftigste" gewesen sein.
Oona hatte auch Mangel, hat nicht alle Zähne, die Schneidezähne oben fehlen, wohl irgendwas mit dem Herzen, aber sie hat es hier besser als dort. Aber sie kannte als sie hier zu uns nach Hause kam rein gar nichts. Keinen Wasserhahn, keine Küchen oder Haushaltsgeräte, keinerlei Geräusche aus einem normalen Haushalt. Sie kannte nur Käfig und Betonboden. Der eigene Napf war ein Highlight. Die Freude bei ihr zu sehen, war natürlich klasse. Die Dankbarkeit haben wir gesehen und es wiegt bei uns sehr viel. Aber viele Dinge waren für sie zunächst ein Schrecken. Einen Garten kannte sie auch nicht, sie ging nur auf dem Beton, Fliesen- aber Rasen? """"? Der absolute Horror für die Katze. Ich habe mir die Zeit genommen, aber das kann und will nicht jeder leisten. Der Garten kam auch erst viel später, nachdem sie hier zuhause sicher war und sich eingelebt hatte.
Der erste Regentropfen, der auf einem Blatt runterrollt und dann runterplumpst in eine Minipfütze war ein Erlebnis. Für uns beide, denn wir haben das zusammen erkundschaftet, damit sich sich "safe" fühlt.
Ich habe für jeden Verständnis, der sich gegen ein Tier aus dem Tierheim entscheidet, die haben (teils) sehr viel Traumata im Gepäck und wie es sich zuhause weiter entwickelt, wissen sie im Tierheim nicht. Sie wissen ja meist nicht mal das Alter oder ob Krankheiten vorhanden sind. Ich habe Oona mitgenommen in dem Wissen, dass da sicher was kommt. Sie hatte auch Katzenschnupfen, es hätte schlimmer sein können. Wissen tut man es nicht, hier im Tierheim sind sie froh, wenn sie genug zu Essen haben. Da gibt es keine tierärztliche Betreuung wie bei einem guten Züchter.
Auch beim Züchter gibt natürlich Schwächlinge im Wurf, keine Frage. Da gibt es auch Züchter und Züchter.....auch da kann man Pech haben. Klar.
Jeder nach seiner Facon, aber ich würde mir keinen Hund aus dem Tierheim (oder ähnliches) zulegen. Die Herausforderung ist dabei, das ist nicht schönzureden. Nicht jeder hat das Können wie Bernhard, der die Zeit und die Leidenschaft und Kraft dafür bietet, so einem traumatisierten Hund ein Heim zugeben.
Oder der Einsatz für das Tier würde das nicht hergeben. Will ja auch nicht jeder einen Hund fürs Sofa. Das muss halt passen. Und es kommt da sicher sehr auf das Tierheim an.
Das ist nun etwas lang geworden, ich könnte noch lang darüber schreiben, aber ich verstehe Dich da voll und ganz und ich hoffe, ich konnte meine Aussage etwas besser erklären.
Was ich schön finde: Wir sehen in dem Hund oder in der Katze ein Familienmitglied, einen Begleiter, mit dem wir durch dick und dünn gehen. Unsere sind doch alle verwöhnt bis zum "geht nicht mehr".... ich finde die Bilder hier in den Freds immer wunderbar.