Vorstellung Opel GT: Imagekampagne auf 18-Zoll-Rädern
Der Opel GT soll die Marke Opel voranbringen, forderte General Motors-Europa-Chef Carl-Peter Forster jetzt bei der Vorstellung des Roadsters im sonnigen Kalifornien. Für den Fahrer eines GT trifft das in jedem Fall zu. Er findet sich schon nach 5,7 Sekunden bei 100 km/h wieder. Und auch die geforderte Emotionalisierung der Marke scheint tatsächlich zu funktionieren.
Jedenfalls im Sonnenstaat Kalifornien. An jeder dritten Ampel wurden wir gefragt: Wie heißt der, was kostet der, was kann der? Palm Springs, unser Startort für die erste Ausfahrt, hat viele Ampeln, und so konnten wir am Ende der Stadt die Daten in perfektem Englisch und in Kurzform an die Neugierigen auf der Nebenspur weitergeben: Das hier ist ein Opel, der kostet in Deutschland etwas mehr als 30 000 Euro. In den USA heißt der Wagen Saturn Sky und kostet nur rund 30 000 US-Dollar.
So viel Aufmerksamkeit hat selbst ein exotischeres Fahrzeugen in Europa noch selten erreicht. Der Opel GT ist ein echter Hingucker, der Passanten zum Winken und zu Daumen-hoch-Gesten veranlasste. Doch eigentlich ist das Erstaunen der Amerikaner verwunderlich; denn dieser Opel wird in den USA gebaut und ist als Saturn Sky schon länger auf dem Markt. Offenbar ist der Erfolg der Öffentlichkeitsarbeit für den Sky nicht so groß, wie ihn Forster nun in Deutschland erwartet, wenn der den Opel GT eine "Imagekampagne auf Rädern nennt". Aber immerhin: Der Sky ist in den USA ausverkauft.
Der Zwei-Liter-Vierzylinder Turbo entwickelt das für diesen Hubraum und einen Benzinmotor erstaunlich hohe Drehmoment von mehr als 350 Newtonmeter - und das über den breiten Drehzahlbereich von 2500 bis 5000 Umdrehungen pro Minute(U/min). Man kann ihn also sogar schaltfaul als Boulevardgleiter fahren, allerdings möglichst nicht wesentlich unter 2000 U/min. Das mag er weniger als die hohen Drehzahlen. Bei 5300 U/min entwickelt er seine maximale Leistung von 194 kW/ 264 PS, was eine erstaunlich hohe Literleistung von 132 PS pro Liter Hubraum ergibt, Turbo sei Dank.
Mit den rund 1500 Kilogramm des mit zwei Personen voll besetzten GT hat dieser Motor keine Probleme, was die zitierten Fahrleistungen klar belegen. Sein Verbrauch soll im Durchschnitt bei 9,2 Litern Super pro 100 km liegen. Doch wird dieser Wert nur selten erreicht werden. Dazu bringt die Gangart Galopp zu viel Vergnügen, besonders, wenn der GT dabei auch Kurven fressen darf. Mit seiner direkten und präzis arbeitenden Lenkung sowie der fast ausgeglichenen Achslastverteilung und seinem Heckantrieb fordert er zum Fahren in den Bergen geradezu heraus. Nichts knistert dabei oder lässt Zweifel an der Verwindungssteifigkeit aufkommen. Dabei gibt sich der GT zwar sportlich straff, aber nicht hart. Zitat eines sachkundigen Kollegen: "Der erste Sportwagen, der auch federn kann".
Der GT ist eben ein Gerät zum lustbetonten Fahren, ein vierrädriger Ersatz für ein Motorrad.
Dafür gibt der Innenraum sich betont sportlich mit gut geformten Sitzen, ein- oder wahlweise zweifarbiger Gestaltung von Seitenverkleidung und Multifunktions-Lenkrad, dem sehr kurzen Schaltknüppel und dem großen Handbremshebel, alles gut sicht-, ables- und erreichbar. Nur die Mittelkonsole verbreitet mit ihrer Klavierlackoberfläche und Chromumrandungen den Hauch von trendgemäßer Eleganz.
Da wendet man sich lieber dem Äußeren zu, denn hier kann der Opel GT ganz gehörig Punkte sammeln. Seine Seitenansicht besteht eigentlich nur aus Rädern und den dazugehörigen Verkleidungen in der Karosserie. 18-Zoll-Räder mit 245/45 R 18-Reifen bei einem nur 4,10 Meter langen und nur 1,27 Meter hohen Roadster weisen überdeutlich auf die Leistungsbereitschaft hin. Dazu kommen andere Elemente wie die kurzen Überhänge, die lange Schnauze, der große Rastand und viele Designdetails, die dem Betrachter unmissverständlich vor Augen halten, wes Geistes Kind dieses Auto ist.
Zu den schönen Seiten des GT zählt auch sein pralles Hinterteil. Die Spur hinten misst 18 Millimeter mehr als die vorn. Allein das verwurzelt das Auto scheinbar mit jeder Fahrbahn. Darüber hinaus haben die Designer in Europa sich einiges einfallen lassen, um den Überholten oder den Fußgänger das Hinterherschauen auf die beiden fetten Auspuffendrohe als Genuss aufzubereiten.
So entstand ein würdiger Nachfolger für den legendären Opel GT aus den 60ger Jahren. Der aktuelle GT wird den Erwartungen der Heutigen gerecht werden. Einige von denen haben bereits in der 60ern schon einmal auf einem Opel GT gehofft. Damals ein bildschöner Traumwagen. Zeitlos schön ist er auch heute noch. In Palm Springs hatten wir jetzt Gelegenheit, den GT von gestern zu fahren. Das Erlebnis dabei war zweischneidig: Denn schon nach den ersten Metern war der Traum zerplatzt. Unbeschreiblich, welchen riesigen Fortschritt die Automobiltechnik seitdem genommen hat und gut, dass einen die Oldtimer ab und an daran erinnern.
Seine Fahrerinnen und Fahrer werden den Neuen lieben, und die Marke Opel darf sich über einen weiteren Blitz freuen, die die Marke auflädt. Die ersten Autos für Deutschland sind bereits gebaut. Ab März werden sie bei den Opel-Händler gänzlich ungewohnte Opel-Emotionen wecken.