Ich lasse gerade das Haus meiner Schwiegereltern (Doppelhaushälfte in zentraler Lage mit 600 Quadratmeter Grundstück aus den 50er) sanieren und umbauen.
Im Moment bewohnen meine Frau und ich noch ein freistehendes EFH. Dies ist uns nun aber zu groß und wir wollen nach erfolgter Sanierung in die kleinere DHH umziehen.
Ich bin nur froh, das wir keinen Zeitdruck mit der Fertigstellung haben haben. Ich musste teilweise monatelang auf einen KVA warten und dann nochmal Monate bis die Handwerker überhaupt anfingen...
Hier in der ländlichen Region Süd-Niedersachsen ist es eine absolute Katastrophe überhaupt Handwerker zu bekommen, die sind alle bis zum Bersten ausgelastet und haben enorme Nachwuchssorgen.
Aus eigener leidvoller Erfahrung, bin selbständiger Handwerksmeister, trifft dies nicht nur in deiner Gegend zu.
Beispiel aus meiner zusätzlichen Tatigkeit an der Berufschule und im Gesellenprüfungsauschuss.
Früher hatten wir an unserer Berufschule pro Jahrgang zwei Heizungsbauer Klassen und zwei Sanitärinstallateur-Klassen mit jeweils ca. 25 Schüler pro Klasse.
Heute haben wir je Jahrgang eine Klasse im Anlagenmechaniker-SHK Handwerk. Das nennt sich jetzt so, da die Berufsfelder zusammengelegt wurden.
Auch mit ca. 25 Schülern. Davon sind aber einige, welche dort nur ihre Berufschulpflicht absolvieren. Also den Beruf eigentlich gar nicht lernen.
Damit wird die Schüleranzahl "künstlich" aufgestockt, damit die Mindestanzahl pro Klasse erreicht wird. Denn falls dies nicht der Fall ist,
kann es passieren dass das die Schüler in eine andere, meist viel weiter entfernte, Berufschule zum Unterricht müssen.
Manchen Ausbildungsberufen ist dies in der Vergangenheit schon so ergangen. Die Schüler müssen jetzt teilweise 70km zur Berufschule, was
so eine Ausbildung für interessierte Jugendliche unattraktiv macht. Und die Werkstätten in unserer Berufschule stehen leer.
Kostenvoranschläge schreibe ich nur noch für Stammkunden. Neukunden, die ich nicht kenne werden von mir meist gar nicht mehr angenommen.
Von meinen Badsanierungen habe ich heuer sehr wenige gemacht. Nicht weil ich keine Aufträge dafür hatte, sondern weil es fast unmöglich ist
einen guten Fliesenleger zu finden. Mein bisheriger, hat auch manges Nachfolger sein Geschäft zugesperrt. Er arbeitet jetzt lieber
bei einem Baustoffhändler in der Fliesenabteilung. Man kann ihm das nicht mal verübeln.
Ich will jetzt nicht großkotzig rüberkommen. Aber der Endkunde muss sich daran gewöhnen, dass er in Zukunft als Kunde nicht mehr der König ist.
In Zukunft werden sich wohl die Handwerker die Kunden aussuchen, und nicht mehr andersherum.
Bitte nicht falsch verstehen, ich bin über diese Entwicklung selbst nicht begeistert. Aber es wird sicher noch schlimmer als besser werden.
Erst neulich habe ich mich am Nachbartisch in einem Biergarten in ein Gespräch eingemischt. Die haben geschimpft, dass auf
Baustellen fast nicht mehr Deutsch gesprochen wird. Und haben dann gegen die ausländischen Bauarbeiter gewettert.
Ich sagte denen dann, dass wir froh sein können, dass diese Leute zu uns zum Arbeiten kommen. Denn sonst würde hier so gut
wie nichts mehr gebaut werden. Und die Wohnungsnot wäre noch schlimmer als sie eh schon ist.