Für ein Quartett sind das sicherlich schöne Zahlen, aber auf welcher Landstraße wollt ihr 400-500 PS in Z4/Supra fahren?
Bei einer schönen Tour am Wochenende mit Leistungen von 330 - 590 PS kam unter den Teilnehmern schließlich die allgemeine Erkenntnis auf: mehr als 300 PS kannst du kaum abrufen. Mit 340-400 PS ist immer ausreichend Puffer für steile Passagen vorhanden und trotz Sperrdifferential kann nur selten voll durchgetreten werden. Ein ausschwenkendes Heck verträgt sich nicht besonders gut mit dem Gegenverkehr. Auf der Rennstrecke sieht das meistens anders aus. Allerdings sind weder Supra noch Z4 ab Werk für diese Anforderung ausgelegt. Gerade für die Nordschleife verträgt ein Auto bekanntlich gerne ein paar PS mehr, was die Bremsanlage umso schneller in die Knie zwingt.
@clemens' Geschimpfe auf die Serienbremsanlage des Z4M war früher bereits Thema. Auch das Gewicht ist für diesen Einsatzzweck zu hoch, siehe Konkurrenz: M240i Racing 1400kg/340PS, Astra OPC Cup 1280kg/300PS, Clio RS 1065kg/220PS. Man will also bei Toyota und BMW mit diesen Produkten keine Rundenrekorde brechen.
Ich ärgere mich außerdem, dass ich selbst immer wieder diesem Quartett-Getratsche verfalle, denn die maximale Leistung kann selten als allgemeines Indiz für das Beschleunigungsvermögen eines Fahrzeugs herangezogen werden. Sie steht vielmehr nur für eine grobe Leistungseinteilung. Wer sich mit der Materie auskennt, der weiß, dass sich Leistung aus Drehmoment und Drehzahl errechnet. Eine Höchstleistung von 500PS bei 8.000 U/min bedeutet nicht, dass das Auto bei 3.000 U/min ausreichend vom Fleck kommt. Auf der Landstraße surft man hingegen meistens auf dem Drehmomentberg vor sich hin. Wichtig ist also kein allgemeiner Spitzenwert, sondern die Leistungs- und Drehmomentbetrachtung über das komplette Drehzahlband. Plötzlich kommen dann ganz andere Fragen auf. Ab wann steht mir das Drehmoment zweckdienlich zur Verfügung? Wie sanft wird das Drehmoment aufgebaut? Wie viel Zeit verschwindet im Turboloch? Am Datenblatt lassen sich die Antworten dazu leider nur selten ablesen.
Das Thema ist also sehr komplex und zum Teil auch sehr subjektiv. Der Eine fährt gerne flott cruisend von Ort zu Ort, der Nächste schleppt sein Auto nur auf die Rennstrecke und ein Anderer drischt damit am Wochenende die Serpentinen hoch und runter. So unterschiedlich die Anwendungsszenarien sind, so unterschiedlich sind die Anforderungen an Getriebe, Motor, Fahrwerk, Reifen, Bremsen, Komfort und den vermittelten Emotionen. Ob ein Wagen dann nun 400 PS oder 300 PS hat, ist sachlich nicht nur unscharf, sondern für den Anwender ein Konstrukt aus Kompromissen. Ein abschließendes Beispiel unter Sportwagen: R8 V10 plus mit 610PS vs. 911 GT3 RS mit 520 PS - wer gewinnt wohl in welchen Disziplinen?