RCN 29.09.2018 Lauf 7
Bekanntermaßen schreibe ich ja nicht nur vom eigentlichen RCN-Verlauf, sondern auch die Eindrücke drumherum
Angefangen hatte dieses Wochenende eher weniger schön, da ich zur Anfahrt weit mehr Zeit als gewöhnlich benötigte

So durfte ich nach ca. 60Km schon den ersten Stau "genießen" und so zog es sich mehr oder weniger mehrfach über die ganze Strecke
bis dahin. Die ursprüngliche Planung, dass wir am Freitagabend noch den ganzen Papierkram für die Fahrernennung fertig machen könnten,
fiel damit ins Wasser. Und so hatte ich nach 7Std. endlich mein Ziel erreicht. Man denkt in solchen Fällen schon eher über den Einsatz eines
Hubschraubers nach

Aber nachdem ich mich schon für die Permit C (Voraussetzung für das Rennen am 27.10.2018) in erhebliche Kosten gestürzt hatte, geriet der Erwerb
der Fluglizenz außer Reichweite

. Die Anschaffungskosten eines Helis lassen wir hierbei erstmal außer Betracht

Nun denn, ich hatte zwischenzeitlich schon unterwegs gespeist und somit war das Tagwerk erledigt

Also ab in die Falle und nach ausgiebigem Schlaf und körperlicher Grundreinigung ab zum Frühstück. Das Schöne in der seit sechs Jahren besuchten Pension ist,
dass man mal abgesehen vom eigentlich schon fast familiären Umgang, immer wieder auf sehr interessante Menschen trifft. So sind es zum Teil Rennfahrer, Teammitglieder,
oder wie in diesem Falle ein Streckenwart, der aus Köln angereist an diesem Wochenende Dienst an der Grand-Prix-Strecke hatte.
Aus dessen Sicht mal so einen Rennablauf erzählt zu bekommen ist auch sehr interessant, zumal er früher selbst Rennen fuhr und er also die Tücken
des Rings bestens kennt. Ohne eine entsprechende Begeisterung zum Rennsport wäre sein Einsatz wohl kaum zu erklären, da er als mittlerweile 70-jähriger Mann keineswegs
des Geldes wegen mitmacht, da alleine die Anfahrtskosten und Übernachtung die "Entlohnung" übersteigen und somit kaum einen Anreiz darstellen dürfte.
Wenn man sich erst mal der Wichtigkeit der Streckenwarte bewusst ist, die einen frühzeitig über entsprechende Gefahrenstellen aufmerksam machen, so ist dies
alleine schon deshalb erwähnenswert. Insbesondere auf der Nordschleife, wo man teilweise "blind" auf den nächsten Streckenteil mit möglichst hoher Geschwindigkeit zufährt, ohne
zu wissen was hinter der nächsten Kuppe oder Kurve an möglichen Gefahren lauert. Weil sich zum Teil den ganzen Tag die Beine in den Bauch zu stehen und dies bei jedem Wetter
und mit den entsprechenden Flaggensignalen die Fahrer zu informieren, ist keine Selbstverständlichkeit. Dass hier noch nicht einmal der sogenannte Mindestlohn gezahlt wird,
finde ich eigentlich schon unverschämt. Da wundert es auch nicht, dass kaum junger Nachwuchs nachgebildet werden kann und sich immer weniger bereit dazu erklären.
Aber dies möchte ich an dieser Stelle nicht weiter vertiefen, da die langfristige Planung und Verwaltung des Ganzen an anderer Stelle entschieden werden muss. Einer
Erwähnung ist es dennoch wert und wie schon gesagt, war es auch ein sehr interessantes Gespräch
Zurück zum eigentlichen Geschehen...ab zu Achim und mit ihm dann ins alte Fahrerlager, um noch den Papierkram zu erledigen.
Gesagt, getan und hin zu den Autos. Schön ist es in dem Zusammenhang, inzwischen auf bekannte Gesichter zu treffen und das ein oder andere Benzingespräch zu führen

An dieser Stelle möchte ich auch Klaus
@K_R erwähnen, der als unser neuer Fan vor Ort war

Eine neues Gesicht hinter einem Usernamen, mit dem ich/wir gleich gut verstanden haben
und auch gerne wieder beim nächsten Lauf willkommen ist
Es folgte die obligatorische Fahrerbesprechung und dann gings auch schon bald ans Eingemachte. Zum Glück wieder bei wunderschönem Wetter, was die Sache angenehmer machte.
Inzwischen waren auch die Temperaturen annehmbar und während Achim in die Startaufstellung rollte, machte ich mich auf zu T13 um auf den Fahrerwechsel zu warten.
Da ich mich dafür entschieden hatte, wieder als zweiter Fahrer zu starten, war dies auch aus nachher noch folgendem Grund auch ganz gut so, da es in Achims Turn etwas technische Probleme
gab, die zunächst eigentlich darauf hinwiesen, dass es für mich zu keiner Fahrt kommen würde und das Auto frühzeitig abgestellt werden müsste

Aber hierzu soll sich Achim näher äußern und so kam es, dass er zwischenzeitlich in die Box musste, um das Auto zu checken. Da durch diesen längeren Zwischenaufenthalt eine
Topplatzierung außer Sicht war, ist zwar eine unangenehme Begleiterscheinung, aber die Sicherheit und das Auto gehen in dem Moment den persönlichen Interessen vor.
Da das Auto allerdings als weiterhin fahrtauglich eingeschätzt wurde, ging Achim wieder auf die Piste
Mit genügend "Wut im Bauch" fuhr Achim also wieder raus auf die Strecke und legte daraufhin gleich eine neue Bestzeit hin, die zeigte dass der Aufwärtstrend anhält und mir
auch einen entsprechenden Ansporn verschaffte

Also er seine Rundenzahl noch vollends abgespult, rein in die Box, Auto weiterhin für gut befunden und nach kurzfristiger Entscheidung ich also reingehüpft, getankt und ab auf die Piste

Mein hauptsächlicher Beweggrund als zweiter Fahrer zu starten war eigentlich, dass ich an dem Tag mit einem unangenehmen Bauchgefühl angetreten war.
Sicher kennt jeder das Gefühl, dass man so eine Vorahnung inne hat, dass heute irgendetwas schief läuft

Insoweit so mit mulmigem Gefühl gestartet, was sich allerdings glücklicherweise relativ schnell gelegt hatte. So ertappte ich mich dabei auf der ersten Hälfte der Runde, dass ich
etwas nervös auf dem Mundstück des Trinksystem herumkaute und dabei über mich selber lachen musste. Vielleicht hing es aber auch unbewusst damit zusammen, dass ich dieses Mal
nicht wieder den Fehler machen wollte, dass ich die Rundenzahl vergeige

Inzwischen hatte sich das wohl so als "Running Gag" herumgesprochen, da ich damit mehrfach (sowohl vor Ort, als auch von diversen Forumskollegen

damit aufgezogen wurde


)
So zum Bsp. bei dem besten Fahrerkollegen in unserer Klasse, als ich ihn spaßhalber fragte, ob er ein Problem damit habe, wenn wir ihm heute wegfahren

Er ganz cool: "Kein Problem...spätestens mit den Strafpunkten Deiner Bestätigungsrunde wird das wieder wettgemacht




Während der Fahrt kam mir auch wieder der Ratschlag mit Graf Zahl von unserer lieben Forumsfreundin
@Oberlippe Maren in den Kopf, was für mich erneute Erheiterung bedeutete

(Maren.....Der Tipp war Gold wert

)
Jedenfalls ging es dieses Mal ohne Probleme und gewissenhaft über die Bühne
Nachdem ich mich also mental wieder auf Normallevel runtergefahren hatte, gingen die innere Unruhe nahtlos in puren Fahrspaß über, sodass ich von Runde zu Runde schneller wurde
und ebenfalls meine persönliche Bestzeit verbessern konnte

Zwar leider nicht auf dem Level von Achim, aber zumindest ebenfalls mit Aufwärtstrend, sodass sich der eigentliche Zeitenunterschied
zwischen ihm und mir nur unwesentlich veränderte

Ach ja, da die Gesamtzeit durch den technischen Stopp eh inzwischen hinfällig war, war also auch das Beachten der Bestätigungszeit uninteressant geworden und somit eine Angelegenheit weg.
Im Gegenteil....ich fand das sogar sehr angenehm sich ausschließlich aufs fahren konzentrieren zu können und somit rein in die Tasten
Interessant ist auch, wie sich die Sichtweise bzgl. den wesentlich schnelleren Autos geändert hat. Hatte ich bei den Läufen zuvor noch mit höchster Aufmerksamkeit darauf geschaut, dass man ja darauf achtet nicht im Wege zu stehen und bereitwillig Platz zu machen, so empfand ich das dieses Mal eher als lästiges Übel. Klar achte ich immer noch darauf und mache Platz....kein Thema....aber dieses Mal empfand ich es eher lästig

Um wieder einen Vergleich zu ziehen, der wohl jedem bekannt ist: Man sitzt gemütlich auf der Terrasse und liest z. Bsp. in einem spannenden Buch, und da kommen so lästige Wespen, die man verjagen will,
damit man sich in Ruhe wieder auf sein Buch konzentrieren kann

Der Vergleich hinkt zwar ein klein wenig, aber zur Veranschaulichung sollte es meines Erachtens genügen
Es gäbe hier noch einige weitere neue Eindrücke zu erzählen, wie zum Bsp. wie ich in Zwischenzeit richtig Gefallen daran gefunden habe, wenn das Auto in den Kurven leicht versetzt, also kurzfristig vorne und
hinten Bodenkontakt verliert, aber man voll am Gas stehen bleibt und sich alles wieder fängt

Das ist insbesondere richtig "amüsant" wenn Du in kurzer Distanz ein Auto vor Dir hast, bei dem Du das auch gerade beobachten kannst und es im Bruchteil einer Sekunde bei Dir selber passiert.
Eine gänzlich neue Gegebenheit möchte ich allerdings noch loswerden: Döttinger Höhe (Für Ortsunkundige: Das längste gerade Stück der Nordschleife) war ein Auto vor mir, das nur unwesentlich langsamer war.
Zunächst näherte ich mich auf der linken Seite langsam dem Auto. Da dachte ich mir, es gibt doch sowas wie Windschatten

Also hinten dran und siehe da, der Effekt ist wirklich enorm, wie man sich plötzlich
an den Vorderwagen heransaugt und zunehmend schneller wird

Selbst bei einem Tempo von ca. 210Km/h ist das beachtlich, was das ausmacht. Das war der erste Eindruck der Erfahrung.

Richtig interessant und überraschend wird es allerdings, wenn Du mit ein bis zwei Meter dahinter aus dem Windschatten rausziehst

Kommt da mal kurzfristig Unruhe in Dein eigenes Auto...also mit einer Alltagsschaukel möchte ich das nicht versuchen

Aber dank dem straff abgestimmtem Fahrwerk ist sofort wieder Ruhe

Auch an dieser Stelle nochmal ein Lob an Achim und das Team, was für ein super Auto ihr hingebracht habt




Also in freier Wildbahn möchte ich das Niemand empfehlen

Mal von absoluter Nötigung abgesehen bringt es auch gewisse Gefahren mit sich

Aber das ist das Schöne auf der Rennstrecke......hier kann man noch Mensch sein



Im Ernst.....das ist nicht ohne


Nun denn.....Alles in Allem war das trotz widriger Anfangsumstände wieder ein fantastisches Wochenende und ich bin glücklich, gesund und zufrieden wieder daheim eingetrudelt
Abschließend noch zu meiner Frau: Ja mein Schatz, ich werde auch weiterhin Deinen Rat beherzigen und auch beim nächsten Male wieder vorsichtig fahren

Grüße, Armin