AW: Z4 Racing in 2008
...
@Uwe:
Da bin ich doch, hetzt mich alten Mann doch nicht so

Ich hab mal den ersten RCN Turn im V5 Coupé aus meiner Sicht beschrieben...
*******
Der erste Lauf zum RCN am 5. April begrüßte uns mit dem eifeltypischen Spätwinterwetter, und so wechselten sich Sonnenschein, Nebel, """", Hagel und Schnee in schneller Reihenfolge ab. Die einzige Konstante des Tages schien die Kälte zu sein, noch unterstrichen von einer schneidenden Brise. Die gefühlte Temperatur hatte eindeutig ein Minuszeichen…. Also alles wie gewohnt auf der Nordschleife im April!
Das ursprüngliche Plan sah vor, dass Dieter und Michael den SP5 pilotieren, während Thomas „Schumi“ Schumacher und ich das V5 Coupé zur Vorbereitung auf das 24H Rennen im RCN einsetzen sollten. Der frühe Ausfall des großen Coupés bei den Testfahrten am Samstagmorgen ließ jedoch nur einen Start des V5 zu, so dass nur Schumi und ich das eigentliche Rennen antreten konnten. Für mich sollten es an diesem Tag die ersten Rennrunden im V5 sein, sowie die ersten Regenrunden mit einem Hecktriebler auf der Nordschleife überhaupt. Meine persönliche Devise lautete also kurz und knapp: Auto kennenlernen, Erfahrungen sammeln und alles heile in die Box zurückbringen! Dementsprechend ging ich vergleichsweise entspannt in die Einführungsrunde und schrieb eine dem Wetter angemessen Setzzeit von 12:20 auf die Stoppuhr. Die Bestätigung der Setzzeit in Runde zwei gestaltete sich dann wegen erhöhten Verkehraufkommens vor der T13 etwas trickreich, aber mit 10s Karenz war auch das keine wirkliche Hürde – nach dem alten CHC-Reglement (2s Karenz) hätte es nicht mehr gereicht.
Die ersten Runden fühlten sich aber trotz des Regens bereits sehr vertraut an, ich gewöhnte mich schnell an die Sitzposition und die Lage von Lenkrad, Pedalerie und Schaltbox und konnte mich somit voll und ganz auf das Wesentliche konzentrieren: 20,8km rutschige Nordschleife vor der weit aufragenden Z4 Motorhaube, die aus der extrem tiefen Sitzposition heraus einen Blick auf das Geschehen direkt vor dem Auto verwehrt.
Ich fing also langsam an, die Grenzen des Autos und der Yokohama-Regenreifen zu suchen, forcierte mit dem Gaspedal ein wenig power-oversteer aus den Kurven heraus um die Reaktionen des Autos beim Abfangen verstehen zu lernen. Als eines der ersten Fahrzeuge ging ein schwarzer A3 aus der Klasse SP3T ausgangs Hatzenbach an mir vorbei, allerdings konnte ich ihn eine knappe Minute später - im Aremberg-Kiesbett stehend - relativ stressfrei wieder überholen. Das zeigt mir aber auch, wie tückisch die Strecke heute war und erinnerte mich wieder an mein persönliches Ziel des Rennens: Auto kennenlernen und ankommen!
Die nächsten Runden sind eigentlich schnell erzählt. Ölspuren und die damit verbundenen gelb/roten Flaggen reihten sich aneinander, Gischt raubte die Sicht und an vielen Stellen säumten gelbe Flaggen am Streckenrand aufgrund der Bergung verunfallter Rennfahrzeuge. Das gesamte Schwedenkreuz wurde bald bis zum Ende meines Turns zur Beseitigung einer Ölspur vom Team des Intervention Car abgesichert und der Verkehr an der rechten Fahrbahnseite unter Doppelgelb entlang geführt. Damit nicht genug, war bereits eine Runde später das gleiche Spiel in der Fuchsröhre zu erleben: Ein blau/gelber Focus verteile zuerst seinen kompletten Ölhaushalt auf der Strecke um dann mit Motorschaden im Adenauer Forst zu stranden.
Das Rennen hielt im weiteren Verlauf noch einige Schrecksekunden parat. Die Ölspur eines Toyota AE86 entlang der Mutkurve war noch vergleichsweise harmlos da ich zum Glück rechtzeitig durch die Streckensicherung aufmerksam gemacht wurde und das Tempo drosseln konnte. Etwas heikler war da schon ein Erlebnis im Tiergarten, als ich im Schlepptau eines orangefarbenen SP6 BMW (hab ich schon gesagt dass das V5 Coupé unglaublich fix ist auf der Geraden?) in einer Wand aus Gischt an der Tourizufahrt entlangfuhr, mich aber aus Sicherheitsgründen für ein wenig Abstand zum Vordermann entschloss als ich – rein gefühlsmäßig – in die Nähe der Brücke und damit der Linkskurve kam. Der BMW zuckte vor der Brücke nach links, ich konnte die gelb/rote Ölflagge plus Doppelgelb daher am rechten Fahrbahnrand noch gut erkennen und einen Crash mit einem dort auf Öl verunfallten Cup Puma vermeiden. Wie das ganze hätte ausgehen können wenn ich weiter im 10m Abstand hinter dem BMW geblieben wäre? Nun, ich war auf jeden Fall froh, es hier bei 90% des machbaren belassen zu haben, kämpfte ab diesem Moment jedoch mit einem hartnäckigen Ölfilm auf der Frontscheibe, der mir die Sicht zunehmend erschwerte.
Zum unberechenbaren Gripniveau der Nordschleife und den kleinen und großen Dramen rund um die Strecke gesellte sich auch noch ein weiteres Problem. Der Wagen wirkte zunehmend unausgewogener, neigte beim Anbremsen zum Übersteuern und brach besonders in den Rechtskurven recht unvermittelt mit dem Heck aus. Ich musste also mein Tempo der Situation anpassen und konnte keinen wirklichen Profit aus dem sich langsam verbessernden Streckenzustand gegen Ende des ersten Turns ziehen. Nach der Einfahrt in die Box stellte sich dann heraus wo das Problem lag: Durch einen schleichenden Plattfuß fehlten mehr als 0,8 Bar im linken Hinterreifen, was für das korrekte Handling eines ansonsten so ausgewogenen Renners wie den Z4 eine Welt bedeutet. Glücklicherweise hatte der Reifen aber ansonsten keinen Schaden genommen, mein Turn war erfolgreich „zuhause“ und ich konnte den Z4 ohne einen Kratzer an Schumi übergeben. Ziel erreicht!
Und ein Resumé des Renntages? Nun, insgesamt war das Rennen zwar anstrengend, aber auch sehr, sehr lehrreich gewesen. Unter solch widrigen Bedingungen einen Waffenstillstand mit dem Z4 zu schließen kann eigentlich nur in einer erfolgreichen Zusammenarbeit enden, und genau darum ging es uns ja. Die vielen Aus- und Unfälle erleben zu müssen war hingegen weniger schön, und ich kann nur hoffen dass sich die Schäden im Grenzen halten und reparabel sind. Kopf hoch an die betroffenen Kollegen und ein riesen Dankeschön an alle Helfer und Posten, ohne die der Tag nicht möglich gewesen wäre!