Prozessbericht Tag 8
Und weiter geht es - zur Abwechslung mal - mit Zeugenvernehmungen ;-)
Eine Autofahrerin, die mit ihrem in der Nähe des Unfallortes parallel zur Fahrbahn geparkten Wagen losfahren wollte, bemerkte neben demselben in zweiter Reihe stehend vermutlich den Jaguar, den sie aber typmäßig nicht einordnen konnte. "Es war kein Mercedes, kein Porsche, kein Ferrari… also nichts, was ich kenne. Ich habe nach einem Schriftzug gesucht, aber nichts gefunden. Er war weiß und breit und mit einer langen Schnauze, und innen halt so Luxusmobiliar, also das sah schon sehr, sehr schnieke aus."
Die Zeugin hatte bei der polizeilichen Vernehmung anhand eines Fotos des Angeklagten diesen als Beifahrer im Jaguar erkannt. Jetzt war sie sich angesichts der leibhaftigen Person nicht mehr ganz sicher, allerdings liege es ja auch über ein halbes Jahr zurück. Sie erinnere sich aber, dass der Beifahrer etwas kräftiger und der Fahrer etwas schlanker gewesen sei. Diese Konstellation würde auf den Angeklagten und denjenigen seiner Brüder zutreffen, mit dem er auf früher gezeigten Autovideos zu sehen war. Das ist ein neuer Aspekt, dass er möglicherweise auch jemand Anderen ans Steuer gelassen hätte. Dazu befragt verneinte er dies aber.
Nachdem sie in ihr Auto eingestiegen war, fuhr der nebenan stehende Jaguar los und sie hinterher. Die nächste Ampel war rot, beide hielten. Als sie grün wurde, "hat der aufs Gas gedrückt, der ist losgeschossen, ich dachte nur: WOW! Sowas hab ich noch nicht gesehen. Und ein Sound… das kann man nicht beschreiben, also einfach nur Wahnsinn." Es folgte eine weitere Ampel, die laut der Erfahrung der ortskundigen Zeugin so geschaltet ist, dass, wenn man bei der ersten Grün bekommt, es auch mit Vollgasbeschleunigung nicht möglich ist, die Grünphase der zweiten noch zu erreichen. Der Jaguar erreichte die zweite Ampel dennoch sogar bequem bei Grün. Um das zu schaffen, müsse man sicher auf mehr als 100 km/h beschleunigen.
Ein Anwohner derselben Straße hat vermutlich genau dasselbe Fahrmanöver von seinem Fenster aus beobachtet. Danach nahm er dieselbe Akustik durch das geöffnete Fenster noch mehrmals wahr.
Nächster Zeuge war ein Polizist der Ermittlungsgruppe Tuning. Seine Aufgabe war, zu prüfen, ob der Jaguar in serienmäßigem Zustand war. Anhand eines Vergleichs-Neufahrzeugs bei der Schwabengarage hat sich dies bestätigt. Das Augenmerk lag insbesondere auf Rädern und Reifen, Auspuff und der Klappensteuerung. Unter seiner Regie wurden auch das Navi und die "Head Unit" (das Gerät, das zentral Fahrdaten aufzeichnet) ausgebaut. In dem Zusammenhang wurden auch die Schalter für DSC-Abschaltung, Sport-Modus, """"-/Schnee-Modus, Auspufklappe und manuelle Betätigung des Heckspoilers erläutert, wobei der Kenntnisstand des Polizisten eher enttäuschend war. Der Kfz-Sachverständige konnte zumindest teilweise helfen, auch er vollbrachte aber keine Glanzleistungen.
Ein Designer der Daimler AG hat den Jaguar in der Innenstadt gesehen, wegen dichten Verkehrs allerdings ausnahmsweise in (gezwungenermaßen) normaler Fahrweise. Er fährt selbst privat einen F-Type 4-Zylinder und konnte in wohltuender Weise die ganzen weder vom Tuning-Spezialisten der Polizei noch vom Kfz-Sachverständigen richtig erklärten Funktionen klarstellen.
Schließlich sagte ein schon im vorgerückten Alter befindlicher Polizist aus, den die Polizei als zentralen Ansprechpartner für die Angehörigen der Unfallopfer für sämtliche Belange konstituiert hatte, die bei diesen auftreten könnten, damit die Kommunikation mit der Polizei erleichtert würde und sie sich bei Anrufen nicht erst durchfragen müssten etc. Er nahm die beiden aus dem Raum Düsseldorf gemeinsam angereisten Elternpaare - das der getöteten Frau begleitet von einer Verwandten, das des Mannes begleitet vom anderen Sohn mit Lebensgefährtin - drei Tage nach dem Unfall in Stuttgart in Empfang und begleitete sie zum Unfallort, wo er den Unfallhergang, soweit damals schon geklärt, erläuterte, und zum Friedhof, wo ihre Kinder aufgebahrt waren. Auf die Frage der Vorsitzenden Richterin nach der Verfassung der Angehörigen antwortete er, die Situation sei natürlich für niemanden leicht gewesen, auch für ihn selbst nicht. Beide Familien seien sehr betroffen gewesen. Auch wenn man sicher nicht sagen könne, wer nun mehr oder weniger betroffen war, habe er das Gefühl gehabt, dass die Belastung für die Eltern der Frau eine ganz besondere deshalb gewesen sei, weil sie ihr einziges Kind verloren hätten. Bei diesen Worten schossen förmlich beiden Eltern die Tränen ins Gesicht.
Die Vorsitzende kündigte an, dass in einem der nächsten Termine auch den Opfern ein gewisser Raum im Verfahren gegeben werden soll, indem die Eltern (wahlweise andere nahestehende Personen) etwas über die Persönlichkeiten ihrer verstorbenen Kinder erzählen.
Und weiter geht es - zur Abwechslung mal - mit Zeugenvernehmungen ;-)
Eine Autofahrerin, die mit ihrem in der Nähe des Unfallortes parallel zur Fahrbahn geparkten Wagen losfahren wollte, bemerkte neben demselben in zweiter Reihe stehend vermutlich den Jaguar, den sie aber typmäßig nicht einordnen konnte. "Es war kein Mercedes, kein Porsche, kein Ferrari… also nichts, was ich kenne. Ich habe nach einem Schriftzug gesucht, aber nichts gefunden. Er war weiß und breit und mit einer langen Schnauze, und innen halt so Luxusmobiliar, also das sah schon sehr, sehr schnieke aus."
Die Zeugin hatte bei der polizeilichen Vernehmung anhand eines Fotos des Angeklagten diesen als Beifahrer im Jaguar erkannt. Jetzt war sie sich angesichts der leibhaftigen Person nicht mehr ganz sicher, allerdings liege es ja auch über ein halbes Jahr zurück. Sie erinnere sich aber, dass der Beifahrer etwas kräftiger und der Fahrer etwas schlanker gewesen sei. Diese Konstellation würde auf den Angeklagten und denjenigen seiner Brüder zutreffen, mit dem er auf früher gezeigten Autovideos zu sehen war. Das ist ein neuer Aspekt, dass er möglicherweise auch jemand Anderen ans Steuer gelassen hätte. Dazu befragt verneinte er dies aber.
Nachdem sie in ihr Auto eingestiegen war, fuhr der nebenan stehende Jaguar los und sie hinterher. Die nächste Ampel war rot, beide hielten. Als sie grün wurde, "hat der aufs Gas gedrückt, der ist losgeschossen, ich dachte nur: WOW! Sowas hab ich noch nicht gesehen. Und ein Sound… das kann man nicht beschreiben, also einfach nur Wahnsinn." Es folgte eine weitere Ampel, die laut der Erfahrung der ortskundigen Zeugin so geschaltet ist, dass, wenn man bei der ersten Grün bekommt, es auch mit Vollgasbeschleunigung nicht möglich ist, die Grünphase der zweiten noch zu erreichen. Der Jaguar erreichte die zweite Ampel dennoch sogar bequem bei Grün. Um das zu schaffen, müsse man sicher auf mehr als 100 km/h beschleunigen.
Ein Anwohner derselben Straße hat vermutlich genau dasselbe Fahrmanöver von seinem Fenster aus beobachtet. Danach nahm er dieselbe Akustik durch das geöffnete Fenster noch mehrmals wahr.
Nächster Zeuge war ein Polizist der Ermittlungsgruppe Tuning. Seine Aufgabe war, zu prüfen, ob der Jaguar in serienmäßigem Zustand war. Anhand eines Vergleichs-Neufahrzeugs bei der Schwabengarage hat sich dies bestätigt. Das Augenmerk lag insbesondere auf Rädern und Reifen, Auspuff und der Klappensteuerung. Unter seiner Regie wurden auch das Navi und die "Head Unit" (das Gerät, das zentral Fahrdaten aufzeichnet) ausgebaut. In dem Zusammenhang wurden auch die Schalter für DSC-Abschaltung, Sport-Modus, """"-/Schnee-Modus, Auspufklappe und manuelle Betätigung des Heckspoilers erläutert, wobei der Kenntnisstand des Polizisten eher enttäuschend war. Der Kfz-Sachverständige konnte zumindest teilweise helfen, auch er vollbrachte aber keine Glanzleistungen.
Ein Designer der Daimler AG hat den Jaguar in der Innenstadt gesehen, wegen dichten Verkehrs allerdings ausnahmsweise in (gezwungenermaßen) normaler Fahrweise. Er fährt selbst privat einen F-Type 4-Zylinder und konnte in wohltuender Weise die ganzen weder vom Tuning-Spezialisten der Polizei noch vom Kfz-Sachverständigen richtig erklärten Funktionen klarstellen.
Schließlich sagte ein schon im vorgerückten Alter befindlicher Polizist aus, den die Polizei als zentralen Ansprechpartner für die Angehörigen der Unfallopfer für sämtliche Belange konstituiert hatte, die bei diesen auftreten könnten, damit die Kommunikation mit der Polizei erleichtert würde und sie sich bei Anrufen nicht erst durchfragen müssten etc. Er nahm die beiden aus dem Raum Düsseldorf gemeinsam angereisten Elternpaare - das der getöteten Frau begleitet von einer Verwandten, das des Mannes begleitet vom anderen Sohn mit Lebensgefährtin - drei Tage nach dem Unfall in Stuttgart in Empfang und begleitete sie zum Unfallort, wo er den Unfallhergang, soweit damals schon geklärt, erläuterte, und zum Friedhof, wo ihre Kinder aufgebahrt waren. Auf die Frage der Vorsitzenden Richterin nach der Verfassung der Angehörigen antwortete er, die Situation sei natürlich für niemanden leicht gewesen, auch für ihn selbst nicht. Beide Familien seien sehr betroffen gewesen. Auch wenn man sicher nicht sagen könne, wer nun mehr oder weniger betroffen war, habe er das Gefühl gehabt, dass die Belastung für die Eltern der Frau eine ganz besondere deshalb gewesen sei, weil sie ihr einziges Kind verloren hätten. Bei diesen Worten schossen förmlich beiden Eltern die Tränen ins Gesicht.
Die Vorsitzende kündigte an, dass in einem der nächsten Termine auch den Opfern ein gewisser Raum im Verfahren gegeben werden soll, indem die Eltern (wahlweise andere nahestehende Personen) etwas über die Persönlichkeiten ihrer verstorbenen Kinder erzählen.
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