Wenn man zu diesem leidigen Thema den SPON verlinkt, dann sollte nicht übersehen werden, dass sich der SPIEGEL in der Sache deutlich positioniert hat. Insofern muss man etwas suchen, um dort zu dem so gerne propagierten Tempolimit auch zumindest im Ansatz kritische Meinungen zu finden:
Ein Tempolimit ist sinnvoll. Silvesterböller sind ein Problem. Trotzdem greift der Ruf nach Verboten zu kurz: Sie müssen auch durchgesetzt werden - und da kommt der Mensch ins Spiel.
www.spiegel.de
Nicht uninteressant sind übrigens auch die
Leserkommentare - die - sogar SPON-untypisch - nicht unbedingt nach einer breiten Mehrheit für ein Tempolimit klingen. Ich stelle auch - solange nicht nachgewiesen - in Abrede, dass die Umfragen zu dem Thema sämtlich repräsentativ sind. Sondern ich glaube eher, dass hier eine Minderheit so laut jammert, dass sie wie die Mehrheit klingt. Sehr viele Menschen in der Bundesrepublik haben m. E. verstanden, dass es wichtigere Themen gibt als ein Tempolimit.
Kleine
Zitate aus der o.a. Meinungsäußerung des Autors:
„... Ich weiß, dass tonnenschwere Katapulte auf Autobahnen ein Problem und häufige Ursache verheerender Unfälle sind. Ich weiß um das angenehm egalitäre Gleiten auf Autobahnen in zivilisierten Nachbarländern mit Tempolimit.
...
Ich weiß aber auch, dass nicht wenige Unfälle sich ereignen, weil Lkw-Fahrer am Steuer "Candy Crush" spielen oder onanieren. Ich weiß, dass es mit der Zunahme digitaler Assistenzsysteme immer mehr schlechte Autofahrer gibt, die nicht einmal mehr den Blinker betätigen; die Idee, dass ein Mensch sein Fahrzeug wirklich beherrschen können muss und entsprechend fährt, gerät zusehends in Vergessenheit.
Ich weiß auch, dass laut aktueller Forschungen ein allgemeines Tempolimit von 130 km/h die kompletten CO2-Emissionen unserer stolzen Industrienation um maximal 0,14 Prozent senken würden. ...“
Aus meiner Sicht ist ein
Tempolimit auch weiterhin abzulehnen, weil:
- wesentlich in ein freiheitliches Gut der deutschen Bürger eingegriffen und ein historisches Alleinstellungsmerkmal der Bundesrepublik ohne Not aufgegeben wird,
- der Nutzen vergleichsweise gering ist (s.o.) und
- damit nur davon abgelenkt würde, dass dringend viel effektivere Lösungen benötigt werden.
Noch ein Satz zu dem „Alleinstellungsmerkmal“: M. E. ist - einfach gesagt - eine gewisse Individualität eines jeden Staates wichtig für den
Nationalstolz seiner Bürger. Dinge wie ein Nationalgericht (egal wie schlecht z. B. Fish and Chips auch schmecken mögen), bestimmte Verhaltensweise der Bürger (wie schrullig sie auch sein mögen) eine national geprägte Sportart (wie uninteressant sie im Ausland auch wahrgenommen werden mag) oder eben auch eine besondere nationale Freiheit der Fortbewegung (wie unüblich sie im internationalen Vergleich auch sein mag) mögen für sich genommen belanglos erscheinen, leisten aber ggf. einen wichtigen Beitrag für die Ausprägung einer
emotionalen Verbundenheit der Bürger mit ihrem Staat - sprich: für den Patriotismus.
Oder, anders gesagt: Womit soll man sich noch identifizieren, worauf soll man stolz sein, wenn im eigenen Land alles weitgehend so ist wie in den anderen (Nachbar-) Ländern?
Liebe Leute, liebe Politiker, bitte lasst uns unsere schnellen Autobahnen und kümmert euch um die wirklich wichtigen Dinge!