Nachdem ich dieses Video des absolut einmaligen Kanals gesehen habe, dachte ich mir: Es ist eine brauchbare Basis zu einem schönen Thema.
Es geht darum zu verstehen was passiert wenn der Motor zu viel Öl bekommt. Altes Thema, viele bekannte Antworten und doch ist das Ende überraschend. Für diejenigen, die Russisch und Englisch in Film, Fernsehen und Schule abgewählt haben:
Der alte Mann füllt immer mehr Öl nach und atmet völlig unbeeindruckt tonnenweise Abgas ein bis der Motor irgendwann aus allen Löchern speit.
Der entscheidende Punkt, der im Video nicht interpretiert wird, sind die Themen Lufteintrag bzw. Luftabscheidevermögen und die Auswirkungen auf den Motor. Darauf gehe ich ein wenig ein.
Man sieht im Laufe der Ölzugaben oberhalb von MAX, dass das Öl immer heller wird, weil es durch das Plantschen der Kurbelwelle im Ölbad Luft aufnimmt, diese einschließt UND sie nach Abstellen des Motors kaum bzw. garnicht abgibt. Dieses Phänomen hätte Folgen für die Gesundheit des Motors.
Grundsätzlich ist Luftabscheidevermögen von der Zeit, Viskosität, Temperatur und der Qualität der Basisöle und Additive abhängig. Auch der Ölzustand (Frischöl/Altöl) ist ein großer Faktor. Klar, der Test ist extrem, verdeutlicht aber das Thema der Luftaufnahme, die in Laienkreisen häufig mit Schaum verwechselt wird. Das Thema "Luft im Öl" ist grundsätzlich schädlich für die Performance eines Schmierstoffs, weil Öle mit viel eingetragener Luft
- schlechter vor Verschleiß schützen
- schlechter Wärme abführen
- schneller altern
1. Es gibt den Schaum welcher als sichtbare und in der Höhe messbare Säule AUF dem Öl (oder Bier) zu erkennen ist. Dieser kann im Gegensatz zu den zwei nachfolgenden Formen von Luft im Öl mit Entschäumern bekämpft werden.
2. Es gibt die INS Öl eingetragene und sichtbare Luft (weil ungelöst), die im Video das Öl hell aussehen lässt
3. Es gibt die INS Öl eingetragene und UNsichtbare Luft (weil gelöst).
Bei Umgebungsdruck und -temperatur hat ein jedes Motorenöl ca. 5% gelöste Luft. Schließt man es an eine Vakuumpumpe an, sieht man schnell wie das Öl heller wird, weil die Luft vom gelösten in den ungelösten Zustand übergeht und letztendlich nach oben hin entweicht. Das wäre in einem Motor optimal. Ein Hersteller hat im Ölkreislauf mal mit Zentrifugen gearbeitet um das Öl "luftfrei" zurück zur Ölansaugung zu bekommen. Auch Ölleitbleche, die dem Öl mehr Zeit beim Rücklauf geben und somit mehr Zeit zum Entweichen der Luft sind hier und da im Einsatz bei Hochdrehzahlmotoren.
Klar gibt es diesbzgl. Unterschiede bei Ölen. Motorenhersteller haben für Öle bestimmter Viskositätsklassen sog. Aeration-Tests entwickelt, die von Ölen mit OEM-Freigabe bestanden werden müssen. Hier werden keine Überfüllungen simuliert sondern es wird der dynamische Luftgehalt (laufender Motor) gemessen oder die Zeit, die das Öl braucht um nach Abstellen des Motors einen bestimmten Schwellenwert (Luftgehalt in %) zu unterschreiten. BMW nimmt hierfür z.B. den B48 als Testobjekt.
Daher Öle mit Freigabe verwenden.
Ist das nun eine Steilvorlage ständig auf MIN zu fahren? Nein, weniger Öl altert schneller, es sind weniger Additive vorhanden, es transportiert weniger Wärme ab, es schützt schlechter vor Korrosion und es hat weniger Gelegenheit Luft abzulassen bevor es wieder gebraucht, d.h. von der Ölpumpe angesaugt wird. Bei hohen g-Kräften und hohen Drehzahlen verstärken sich diese Effekte.
MAX ist das Ideallevel, weil es der beste Kompromiss ist. Alles was darüber hinaus geht, ist zwar für die Ölparameter besser wobei irgendwann der Effekt des Lufteintrags massiv überwiegt, also das Öl heller wird.
Auch klar, das der Motor im Video mit 2x MAX oder 3x MAX deutlich höhere Verschleißwerte aufweisen würde.