Der Beitrag von
Isoklinker wurde von den Tempolimit-Fans doch komplett ignoriert.
Solltest Du mit "Tempolimit-Fans" (von denen es ja hier nicht allzu viele gibt) mich meinen, stelle ich dazu fest:
1. Ich bin gegen ein allgemeines Tempolimit und habe das mehrfach geschrieben. Aber ich bin nicht
ideologisch dagegen und biege mir alle ggf. dafür sprechenden Argumente um und hin, dass es passt, sondern bin für evtl. neue Erkenntnisse offen. Das ist ja vermutlich jeder.
Oder...?? ;-)
2. Den interessanten von
@Isoklinker verlinkten Artikel aus ams (vielen Dank) habe ich bisher deshalb nicht kommentiert, weil dort eine Vielzahl von Punkten zu kommentieren, also etwas Zeit nötig wäre, und mein Samstag nicht ausschließlich aus diesem Forum besteht, ich bitte um Verständnis. Ggf. hole ich das nach. Zusammenfassend kann ich aber schon mal sagen, dass die Argumentation teilweise richtig, teilweise unsauber und teilweise falsch ist.
Mit der Umstellung auf E-Autos und nach Abschaltung der Atommeiler und Kohlekraftwerke wird sich die Einsparung auf exakt 0,000 Tonnen CO2 belaufen.
Das ist mir jetzt neu, dass eine Umstellung auf E-Autos zu erwarten ist. In den E-Themen lese ich seit Jahren, dass die E mobility sich nicht durchsetzen wird, die Autos nicht gekauft werden aufgrund diverser, so schnell oder überhaupt nicht abzustellender Nachteile etc. Offenbar wandelt sich diese Prognose schlagartig zu einer E-Quote von 100 %, wenn dies für die Argumentation contra Tempolimit opportun wird.
Schon heute kann jeder, der es mit Klimaschutz ernst meint - freiwillig nur 130 km/h fahren oder auf Bus und Bahn umsteigen.
Ja. Aber mögliche negative Folgen des unlimitierten Zustands sind nicht auf die Schnellfahrer beschränkt.
Das Totschlagargument Klimaschutz ist damit endgültig vom Tisch.
M. E. ist das nicht nur kein Totschlagargument, sondern überhaupt kein Argument angesichts der minimalen CO2-Einsparung.
Wie sieht es eigentlich mit dem Bus/LKW Verkehr aus? Der ist ja von so ein Tempolimit gar nicht betroffen - obwohl der stetig zunimmt und den überregionalen PKW Verkehr bereits überholt hat und laut Prognosen langfristig den gesamten PKW Verkehr überholen wird?
Wäre es nicht bedeutend sinnvoller - die Zeit und Energie die in die Tempolimit Diskussion fließt - die den LKW Verkehr ja überhaupt nicht betrifft - lieber in die Reduzierung des LKW Verkehrs zu investieren?
Deine Vorschläge zur Umsetzung, nachdem sich jahrzehntelang sowohl die Wirtschafts- als auch die Verkehrspolitik einen Sch...dreck um die Verlagerung von Güterverkehr auf die Schiene gekümmert hat, mit entsprechenden Folgen für Zustand und Leistungsfähigkeit des heutigen Systems, werden gerne erwartet ;-)
(Anekdote am Rande: in meiner Zeit bei einem Autobauer habe ich einmal eine Präsentation der Deutschen Bahn erlebt, die unser Unternehmen dazu bewegen wollte, mehr Produktivmaterial per Bahn anliefern zu lassen. Die durchschnittliche Transportgeschwindigkeit wurde dabei mit stolzen 11 km/h angegeben :-)) Meine Kollegen und ich wussten echt nicht, wo wir hingucken sollten, um unser Grinsen zu verbergen...)
Auch das Argument der Reduzierung von Verkehrstoten ignoriert die Tatsache, dass sich die wenigsten Unfälle auf Autobahnen ereignen, sondern meistens dort wo heute Tempo 100 oder weniger gilt.
Nein, das tut es nicht. Weniger Tote sind weniger Tote, unabhängig davon, ob woanders die Totenzahlen höher sind.
Und an den Autobahnunfällen mit massiven Personenschäden sind meistens LKWs oder Busse schuld, also wieder die, die gar nicht vom Tempolimit erfasst werden.
Belege? Oder haltlose Behauptung?
Was auch erklärt, warum es auf den ca. 40% der deutschen Autobahnen mit Tempolimit statistisch genauso oft kracht wie auf den 60% ohne, da eben das Tempolimit kaum Einfluss auf die häufigsten Unfallursachen auf Autobahnen hat.
Hier unterstelle ich, dass Du diesen Kausalzusammenhang ohne Grundlage behauptest. Solche Feststellungen bedürfen Untersuchungen, die nicht trivial sind.
Jeglicher Sicherheitsgewinn durch niedrigere Geschwindigkeiten wird doch sofort durch längere Reaktionszeiten aufgrund von Unachtsamkeit aufgefressen.
Auch das ist eine nicht belegte Willkürbehauptung.
Was bleibt ist der verzweifelte Versuch einiger Politiker und Umweltverbände, sich zu profilieren.
Nein...leider nicht.
Was bleibt, ist:
die aktuelle Faktenlage:
- Emissionsreduzierung nahe 0
- Reduzierung der Totenzahlen nicht wissenschaftlich belegt,
jedoch tendenzielle Hinweislage in die positive Richtung:
Berechnung SPIEGEL: -140 Tote p. a.
Studie Brandenburg A24: -27 % Tote über 3 Jahre hinweg
Studie NRW A4: -100 %
(!) Tote über 3 Jahre hinweg
und die vom ADAC beschriebene Notwendigkeit der wissenschaftlichen Herstellung einer belastbaren Faktenbasis.