AW: Prosche Cayman S: die Abdusche!
Ob der M ein Sportwagen ist oder nicht, liegt in der Sichtweise des jeweiligen Betrachters. Für mich ist es Keiner. Nur weil ein Serienfahrzeug von einer M-GmbH oder von mir aus, um auch andere Fabrikate einzubeziehen, AMG gepimpt wird, deswegen wird noch lang kein Sportwagen daraus.
Oder ist für Dich ein von ABT aufgemotzter GTI auch ein Sportwagen? Na denn vielen Dank....
Ein Sportwagen ist es dann, wenn er als Solcher in konzipiert wurde und in Serie gebaut wird. Ferner setzt das Dasein als Sportwagen in meinen Augen voraus, dass er von einem Hersteller konstruiert und produziert wird, der sich überwiegend mit Sportwagenbau beschäfigt. BMW gehört nicht dazu....
Ich denke, es lohnt sich, auf diese Argumente kurz näher einzugehen.
Generell teile ich die Ansicht, daß eine von Tochterfirmen wie AMG, M/Quattro GmbH usw. getunte Limousine noch lange kein Sportwagen ist. Diese Autos mögen sehr gut und schnell sein (wie z. B. die aktuellen RS4 und M5), aber sie können keinen Sportwagen ersetzen.
Bleibt die Frage: Was macht einen "richtigen" Sportwagen aus?
Das sind im wesentlichen zwei Dinge:
1. Konsequentes, kompromißloses Design auf Schnelligkeit und Fahrspaß.
2. Gute bis weit überdurchschnittliche Performance in beiden Bereichen.
Damit ist denke ich klar, daß nicht nur der Z4M, sondern auch das Basismodell Z4 als reinrassige Sportwagen betrachtet werden müssen. Der Vergleich zu einem getunten Golf GTi hinkt nicht nur, der hat leider noch nicht einmal Beine: Der GTi ist ein für ursprünglich ganz andere Ziele konstruierter Kompaktwagen, dem man einen stärkeren Motor und modifiziertes Fahrwerk verpaßt hat - mit einem durchaus respektablen Ergebnis, aber nach dem ersten Kriterium oben eben kein Sportwagen.
Der Z4 ist dagegen ein von Grund auf nach Sportwagenkriterien designtes Auto: Frontmittelmotor-Layout für hohe Agilität, nahezu perfekte 50:50-Gewichtsbalance und dazu Heckantrieb um Antriebseinflüsse in der Lenkung zu vermeiden. Beim Entwurf des Z4 wurden keine Kompromisse eingegangen, und man hat nicht einfach nur ein bestehendes, sportwagen-fremdes Design modifiziert. Um z. B. den Einbau von laufruhigen und leistungsfähigen Reihensechszylindern
hinter der Vorderachse zu ermöglichen, wurde fast die Hälfte der Wagenlänge für den Motorraum reserviert - genau solche Entscheidungen machen konsequentes, kompromißloses Sportwagen-Design aus.
Ansonsten ist der Z4 in seiner Klasse duchaus Benchmark - diverse Tests in der SportAuto haben ja bereits gezeigt, daß der Z4 3.0si QP dem Basis-Cayman in Sachen Längsdynamik und Rennstreckenperformance (Kleiner Kurs HHR) mindestens ebenbürtig ist. Gleiches gilt in Bezug zu Nissan 350Z, Honda S2000 usw.
Die Aussage, der Z4 (geschweide denn Z4M) wäre kein Sportwagen, ist somit kompletter Humbug.
Hier sei noch die Bemerkung erlaubt, daß der 911 historisch gesehen viel eher für einen GTi-Vergleich qualifiziert ist: Der Ur-11er beruht in seinem ganzen Konzept direkt auf dem Käfer (also dem Golf seiner Zeit) - ein sicherlich genialer Entwurf, aber im Käfer-Lastenheft hatte die Eignung als Sportwagen keine allzu hohe Priorität. Porsche hat es dann über die Jahre (und etliche 911-Generationen) doch noch geschafft, aus einem sagen wir mal nicht ganz idealen Grunddesign einen respektablen Sportwagen zu zaubern. In dieser Hinsicht sind die Mittelmotor-Porsche wie Boxster/Cayman und Carrera GT für mich persönlich auch viel überzeugendere Entwürfe als der 911.
Dann wäre da noch die Behauptung "Ferner setzt das Dasein als Sportwagen in meinen Augen voraus, dass er von einem Hersteller konstruiert und produziert wird, der sich überwiegend mit Sportwagenbau beschäfigt. BMW gehört nicht dazu...."
Wenn man mal die Tatsache beiseite läßt, daß BMW Autos in
allen Fahrzeugklassen in erster Linie nach sportlichen Kriterien wie Agilität, Dynamik und Fahrspaß entwirft, vebleibt immer noch die Aussage "Ein richtiger Sportwagen kann nur von einer Sportwagenfirma stammen".
Das halte ich für schlichtweg falsch - die Qualität und Eignung eines Autos als Sportwagen hängt einzig vom Entwurf ab, und wird nicht davon beeinträchtigt, ob der Hersteller nebenbei auch noch andere Produkte baut wie z. B. Traktoren oder SUVs (was bei Porsche ja durchaus der Fall war).
Selbstverständlich sind Mercedes SL 300 (1955), Jaguar E-Type, Renault Alpine, Austin Healey, Chevrolet Corvette, Honda NSX, Honda S2000 usw. usw. alles reinrassige Sportwagen - auch wenn sie von Herstellern stammen, die keine reinen Sportwagenschmieden sind. Die Liste ließe sich noch lange fortführen...
Und auch Porsche diversifiziert immer mehr. Eines nicht allzu fernen Tages könnten die kombinierten Cayenne- und Panamera-Verkäufe durchaus Umsatz und Stückzahl der Porsche-Sportwagen übertreffen. Dann wäre auch Porsche kein Hersteller mehr, der "sich überwiegend mit Sportwagenbau beschäftigt".
Würden 911 und Boxster/Cayman dann schlagartig und über Nacht ihren Status als "richtige Sportwagen" verlieren? Selbstverständlich nicht.