Kurzbericht von unserer ersten längeren Testfahrt an die Nord- und Ostseeküste mit dem Knaus BoxDrive 680 ME.
Nachdem ich alle geplanten Umbauten umgesetzt habe, sollte es nach den 2 Kurzreisen ins Münsterland mit jeweils 2 Übernachtungen zu einer größeren Testfahrt kommen, damit ich mein Setup - vor allem hinsichtlich der autarken Stromversorgung - auf seine Gebrauchstüchtigkeit überprüfen kann. Von der Nordseeküste kennen wir eigentlich nur Bremen, Bremerhaven und Cuxhaven, so dass wir uns die Küste ab Leer bis Cuxhaven auf die Agenda geschrieben hatten - nachdem unser Aufenthalt in Cuxhaven kürzer wurde als geplant, haben wir noch die Elbe, Travemünde und Scharbeutz mit in unsere Reiseziele aufgenommen.
Zum Basisfahrzeug, MAN TGE mit 140-PS-TDI und Automatikgetriebe, gab es keine Zwischenfälle - es lief sogar besser als geplant. Auf der Anreise nach Leer hatten wir bei einem Zwischenhalt nach 569,8 km einen Durchschnittsverbrauch von nur 7,7 L / 100 km lt. Bordcomputer - das lag noch 1 L unter meinen Erwartungen. Ich hatten den Abstandstempomaten auf 95 km/h gestellt und bin auch häufiger hinter einem LKW in dessen Windschatten gefahren (der Abstandstempomat hat den zulässigen Abstand selbstverständlich eingehalten). Auf unserer Gesamtfahrstrecke, die über 2.145 km ging, hat sich ein Durchschnittsverbrauch lt. Bordcomputer von nur 8,4 L / 100 km ergeben. Was an teilweise kürzeren Strecken aber auch "schnelleren" Passagen mit eingestellten 105 km/h (entspricht real 100 km/h) lag. Diese Geschwindigkeit stellt mit unserer 3,85-to-Zulassung auch die erlaubte Höchstgeschwindigkeit dar. Vom Gesamtgewicht lagen wir bei ca. 3,7 to.
Wegen der Dieselheizung können wir den tatsächlichen Verbrauch nicht anhand der Tankbelege errechnen, da sich die Dieselheizung bei Außentemperaturen von -4 °C bis +7 °C durchaus ca. 5 bis 6 Liter/d aus dem Tank holt.
Zur Stellplatzsuche haben wir die App "park4night" verwandt und unsere Tagesziele spontan festgelegt. So wollen wir es auch auf unseren beiden 3-Monatsreisen machen.
1. Stellplatz: Leer am Segelhafen
Der Stadtkern war von dort aus gut erreichbar, die Toiletten sauber und der Platzwart (Wirt des Vereinsheimes) sehr nett. Wir standen direkt am Hafenbecken und waren dabei allein gestanden und hatten sehr ruhig geschlafen. Den Niveauausgleich konnte ich mit der Luftzusatzfederung bewerkstelligen. Die Stellplätze in der Stadt waren besetzt - jedoch vom Verkehrslärm und den angrenzenden PKW-Stellplätzen gestört. Dort hätten wir uns sicher nicht wohl gefühlt.
2. Stellplatz: Emden am "Alten Hafenbecken" nahe der Innenstadt
Wir bekamen einen Stellplatz direkt am Hafenbecken mit schöner Sicht auf das andere Ufer und die Yachten auf "unserer" Seite. Das Sanitärgebäude mit Duschen und Toiletten war sehr sauber und der Platzwart (Hafenmeister) sehr nett. Auch hier reichte die Luftfederung zum Niveauausgleich. Die Innenstadt war in wenigen Gehminuten erreicht. Mit dem Hund haben wir die Runde um das alte Hafenbecken mehrfach als Gassigang genutzt. Nachts sollen lärmende Jugendliche an den Wohnmobilen vorbeigelaufen sein - ich habe sie jedoch nicht wahrgenommen und der Hund hatte auch nicht angeschlagen.
3. Stellplatz: Greetsiel mit Womo-Stellplatz am Ortseingang
Greetsiel ist ein wunderschöner Ort, den wir abends und am nächsten Morgen erkundet hatten. Der Stellplatz ist sehr groß und obwohl nahe der Ortsumfahrungsstraße gelegen, war der Verkehrslärm nicht störend (kann aber auch an der Windrichtung gelegen haben). Der Stellplatz war automatisiert und sauber. Unser Platz eben, so dass auch hier die Auffahrkeile nicht bemüht werden mussten.
4. Stellplatz: Norden-Norddeich mit Womo-Stellplatz neben dem Erlebnisbad
Der Stellplatz war vollständig befestigt, automatisiert mit guter Ver- und Entsorgungsstation, die wir dann auch gerne genutzt hatten. Wir hatten einen Stellplatz gewählt, der wegen der Oberflächenwasserführung kuppenförmig aufgebaut war, so dass der Niveaugleich schon nur durch Befahren der Kuppe möglich war (sehr bequem). Der Ort selbst bot uns nicht so viel - für den Hund gab es jedoch ein Freilaufgehege am Strand, das wir gleich 3x genutzt hatten. Norddeich ist sehr hundefreundlich (zumindest in der Vorsaison).
5. Stellplatz: Wohnmobilhafen Harlesiel Stellplatz an der Mole
Hier hatten wir großes Glück und einen der begehrten Plätze in der ersten Reihe an der Mole bekommen. Der Stellplatz weist jedoch ein stärkeres Gefälle auf, so dass unserer Auffahrkeile erstmalig zum Einsatz kamen. Der Platz ist automatisiert, saubere Toiletten und Duschen standen zur Verfügung. Die Entsorgung gestaltete sich etwas unpraktisch, da eine Schuttmulde die Zufahrt versperrte. Mit dem Kanister konnte ich jedoch Wasser fassen und der Abwassertank war erst 1/4 voll. Jenseits des Deiches befand sich ein Strandabschnitt, auf dem unser Hund frei laufen konnte.
6. Stellplatz: Wohnmobil-Stellplatz Schleuseninsel Wilhelmshaven
Die Stellplätze waren weitestgehend eben. Toiletten und Duschen haben wir nicht gesehen. Die außerhalb gelegene Ver- und Entsorgung hatten wir genutzt. Zweckmäßig und im Stellplatzpreis inkludiert. Auf dem Fliegerdeich hatte es uns trotz der besseren Aussicht auf den Jadebusen nicht gefallen, da zu viel Verkehr von Schaulustigen zu befürchten war. Vom Stellplatz Schleuseninsel war es nicht weit bis zum Marine-Museum und der Weg dorthin und weiter auf dem Deich war sehr kurzweilig (aber lang).
7. Stellplatz: Wohnmobilstellplatz "Betonplatte" in Cuxhaven
Der Platz bietet nicht viel mehr außer einer Aussicht auf die Elbeschifffahrt. Durch die Gefälle zur Oberflächenwasserführung war der Einsatz von Auffahrkeilen erforderlich. Das Schiffegucken am nächsten Tag fiel allerdings wegen Nebel aus. Dafür hatten wir die ganze Nacht das Dieselaggregat eines RoRo-Frachtschiffes, das an der Kaimauer lag, zu hören. Cuxhaven ist sehr hundeunfreundlich - es gab einen sehr kleinen Hundestrand, sonst waren Hunde am Strand - auch in der Vorsaison - nicht erwünscht. Eigentlich wollten wir länger bleiben, doch mit den gegebenen Einschränkungen von Stadt und Stellplatz haben wir zu Plan B gegriffen und unsere Tour um Elbe und Ostsee erweitert, nachdem vor Cuxhaven schon der Stellplatz in Bremerhaven ausgefallen ist (die Lage ist abseits von den Sehenswürdigkeiten und zudem stark umfahren).
8. Stellplatz: Wohnmobilstellplatz Fährhaus Twielenfleth an der Elbe
Der Stellplatz liegt auf dem Elbedeich und ist prädestiniert zum Schiffegucken. Auch hier waren die Auffahrkeile zum Ausnivellieren des Vans erforderlich. Am nächsten Morgen war jedoch auch hier dichter Nebel - das angekündigte Kreuzfahrtschiff konnten wir hören, aber nicht sehen. Die Nacht war ruhig - der Platz selbst hatte jedoch keine Infrastruktur. Bezahlt wurde die Stellplatzgebühr im Restaurant.
9. Stellplatz: Travemünde Womo-Stellplatz Kowitzberg (neben Golfclub)
Der Stellplatz ist automatisiert, die Plätze etwas uneben (Auffahrkeile) und verfügt gleich über 2 Ver- und Entsorgungsplätze, die vorbildlich angelegt waren. Von dort aus sind ausgedehnte nach Travemünde oder an das Steilufer möglich. Der Platz war nachts sehr ruhig und ist auf jeden Fall weiter zu empfehlen.
10. Stellplatz: Scharbeutz "Womohafen Scharbeutzer Strand"
Der Platz ist schön angelegt - teilweise unter Bäumen (einige Sat.Schüsseln der Dickschiffe fanden offenbar keine Sender) und nur ca. 100 m vom Standzugang entfernt. Die Platzwartin war sehr nett, die Plätze ziemlich eben - wir hatten keine Keile benötigt - die Ver- und Entsorgung ist vorbildlich gemacht.
11. Stellplatz: Würzburg Womo-Stellplatz am Parkplatz Viehmarkt - direkt am Main
Der Platz ist nicht mehr als ein Parkplatz mit Ver- und Entsorgung, sowie Stromanschlüssen. Nur die Grauwasserentsorgung war möglich, die anderen Anlagenteile waren wegen Frostgefahr außer Betrieb. Hier haben wir auf unserer Tour erstmalig sehen können, was für "Säue" doch unter den Wohnmobilfahrern sein müssen. Der Grauwassereinlass war im Edelstahlrost mit Fäkalien und Toilettenpapier stark verunreinigt. Würzburg selbst ist sehenswert und fußläufig über die alte Mainbrücke schnell erreichbar. Die Grünanlagen neben dem Main kamen unserem Hund entgegen.
Am vergangenen Montag ging es dann noch 3 Stunden heimwärts. Rückblicken ist unsere Testfahrt ein richtiger und vor allem kurzweiliger Urlaub geworden. Wir hatten 2 Tage gebraucht, bis wir uns so organisiert hatten, dass unser Raumbad bei Nutzung nicht alles lahmlegt und wir gewusst hatten was sich wo befindet. Da müssen wir uns noch ein Konzept der Ablage und Zuständigkeiten erarbeiten, damit das reibungsloser läuft.
Der Möbelbau von Knaus offenbarte 2 Mängel: Die mittlere Schublade öffnete sich 2x in Kurvenfahrt - hier fehlt es an ausreichendem Halt des Schnappers. Das Halteblech muss etwas tiefer gesetzt werden, was mit 2 Unterlegscheiben erledigt sein sollte. Im Bad setzte sich die faltbare Spiegeltür des Schrankes, wodurch auch hier der Schnapper im Gegenstück keinen sicheren Halt fand. Dank der von mir angebrachten Gardinenstange und der darauf geschobenen Gummiringe mit übergelegten Handtüchern, konnte die Spiegeltür gehalten werden. Über die 3 Türscharniere lässt sich das aber wieder so einstellen, dass der Schnapper funktioniert.
Die Dieselheizung Truma D6 "nächste Generation" funktionierte hervorragend und heizte unseren MAN morgens schnell auf (nachts hatten wir auf 17 °C gestellt). Mit 6 kW ist sie allerdings auch etwas überdimensioniert. Sie arbeitet jedoch in 6 Leistungsstufen (die alte D6 hat nur 3) und wir konnten einen Reinigungsgang erfahren, den die Heizung selbst geschaltet hatte.
Nicht getestet habe ich den SunFolder - es war zu windig wenn die Sonne schien. Wir haben so 2x Landstrom genommen, um die EcoFlow wieder aufzuladen, mit der wir unseren Bedarf an Wechselstrom abdecken wollen. 2x hatte ich vergessen, den Wechelrichter der EcoFlow auszuschalten - was natürlich den Akku kontinuierlich leert und zusätzlich auch die Aufbaubatterie lädt, bis ich es bemerkt hatte. Da muss ich mir noch etwas einfallen lassen, wie ich zumindest das Laden der Aufbaubatterie abstellen kann.
Die Wasseranlage hat bestens funktoniert. Das Raumbad ist beim Duschen sehr komfortabel, da mit 78 cm Durchmesser schon recht groß.
Unsere eBikes hatten wir nicht mitgenommen - die Temperaturen waren zu niedrig. Wir haben aber auch festgestellt, dass immer einer beim Hund bleiben muss. Lange eBike-Touren scheiden damit aus. Ich überlege, ob die Anschaffung eines eScooters sinnvoll ist, um wenigsten etwas dabei zu haben, mit dem man mal schnell zum Einkaufen oder zum Bäcker fahren kann. Aus dem Laderaum gezogen, den Lenker hochgeklappt und schon ist so ein Ding startbereit.